Designerinnen sind in der medialen Öffentlichkeit unterrepräsentiert. Obwohl rund die Hälfte der Designstudierenden weiblich ist, finden sich in der ersten Reihe der weltbekanntesten Gestalter jedoch fast nur Männer: Philippe Starck, Jasper Morrison, Marc Newson, Konstantin Grcic und so weiter. Die einzigen Frauen, die auf Anhieb in den Sinn kommen, sind Patricia Urquiola und eventuell noch Ilse Crawford. Dieses Ungleichgewicht gilt es zu verändern, so dürfte zumindest der Gedankengang von Anna Prinzhorn (One for Hundred) gewesen sein. Die Kuratorin und Designerin hat eine Ausstellung auf die Beine gestellt, die unter dem Titel „SHE.MADE“ einige der renommiertesten Gestalterinnen aus Österreich versammelt. Im Wiener Salon am Schwarzenbergplatz von Nicole Adler werden ab dem 28. April Arbeiten von Onka Allmayer Beck, Dottings, Lucy.D, POLKA, ONE FOR HUNDRED und Nadja Zerunian ausgestellt. Zudem sind Fotoarbeiten von Luise Hardegg und ein Videoportrait der ausstellenden Designerinnen von Theresa Eltz zu sehen.
„Es ist mir ein persönliches Anliegen, das Werk dieser acht herausragenden zeitgenössischen Produktdesignerinnen einer breiteren Öffentlichkeit zu zeigen. Diese Frauen prägen – jede auf ihre Weise – das zeitgenössische österreichische Design seit Jahrzehnten und sind für mich sowohl als Gestalterinnen ebenso wie als Unternehmerinnen und Menschen inspirierend“, betont Anna Prinzhorn.
(SHE.MADE. Zeitgenössische Produktdesignerinnen im Portrait. 29. April – 13. Mai 2022, Salon von Nicole Adler, Schwarzenbergplatz 10/2/6, Wien, nach Vereinbarung)
Sardisches Handwerk von Serena Confalonieri
Bereits am 10. April beginnt eine große Ausstellung in Venedig, in der auch die Mailänder Designerin Serena Confalonieri vertreten ist. Im Rahmen von „Homo Faber: Crafting a more human future“ (Edition „Living Treasures of Europe and Japan) werden auf San Giorgio Maggiore ihre Textilarbeiten gezeigt, die Confalonieri für das ArtiJanus / ArtiJanas-Projekt kreiert hat. Die Werke, die unter dem Kollektionsnamen „Barbagia“ zusammengefasst sind, entstanden während einer Residency auf Sardinien. Produziert werden die Stücke von Tessile M & Dusa.
Die Kollektion besteht aus einer Reihe von Textilien aus Wolle und Baumwolle, drei Kissen und einem Teppich, die mit der für die Region typischen alten Webtechnik „Pibiones“ hergestellt wurden. Die einzelnen Elemente nehmen Bezug auf die kulturelle Identität Sardiniens: Bronzefiguren der Nuraghenkultur, die für die Gegend typischen Pflanzen, die Terrakottavase, ein charakteristischer Gegenstand des Alltagslebens. Die Motive sind in einen Rahmen eingeschlossen, der an das Muster der sardischen Satteltasche erinnert. Die Initialen der Designerin und der Weberin sind in die vier Ecken der Stücke eingefügt. Ein Hinweis auf einen alten Brauch der sardischen Weber.
Die ArtiJanus / ArtiJanas-Initiative zielte darauf ab, Design und Handwerk zusammenzubringen. Die Designer bringen dabei ihre zeitgenössische Vision ein und können zudem von den erfahrenen Handwerkern und alten Techniken lernen. Bei Tessile M & Dusa sind alle Weber Frauen, die schon als Kind am Webstuhl gearbeitet haben und dieses Handwerk von Generation zu Generation weitergeben. Durch ihren Aufenthalt konnte Serena Confalonieri in die technischen Aspekte der Produktion eintauchen und die Entwicklung der sardischen Textilherstellung näher kennenlernen.
(„Homo Faber: Crafting a more human future“. Serena Confalonieri für ArtiJanus / ArtiJanasy. Giorgio Cini Foundation, Venedig, 10. April – 1. Mai 2022)
Frauen im Möbeldesign
Seit Sommer 2021 läuft im Vitra Design Museum die Ausstellung „Spot On. Designerinnen in der Sammlung“. Bis 8. Mai 2022 gibt es noch die Gelegenheit, im Vitra Schaudepot neue Arbeiten etwa von Inga Sempé, Reiko Tanabe, Matali Crasset oder Gunjan Gupta näher zu betrachten. Außerdem lässt Vitra ins Archiv blicken, wo es hervorragendes Material zum Beispiel zur Zusammenarbeit des legendären Designerduos Ray und Charles Eames gibt.
Bis vor einem Monat war im Vitra Design Museum die lobenswerte Ausstellung „Here We Are! Frauen im Design 1900 – heute“ zu sehen. Dabei wurde der Blick auf andere Gestaltungsbereiche ausgeweitet und der gesellschaftliche Kontext der Rolle von Frauen im Design seit Anfang des 20. Jahrhunderts beleuchtet.