Die Zukunft liegt in den Händen des Nachwuchses. Eine Binsenweisheit, sicher, aber nichtsdestoweniger wahr. Auch im Feld der Gestaltung sind es die Ideen der Jungen, die unseren Weg in die Zukunft bestimmen werden. Umso wichtiger ist es, talentierte Designer zu unterstützen. Eine Möglichkeit, dies zu tun, sind Nachwuchswettbewerbe. Der iF DESIGN STUDENT AWARD ist einer der weltweit wichtigsten derartigen Wettbewerbe, der 2023 bereits zum 21. Mal ausgetragen wurde. Aus über 7000 Konzepten aus 56 Ländern wurden die 76 besten Ideen prämiert. Neun wegweisende Lösungen erhielten ein Preisgeld von insgesamt 50.000 Euro. Die Preisverleihung fand in Istanbul statt, wo die Preisträger in einmaligem Ambiente ausgelassen feierten.
Die offizielle Preisverleihung fand im Kunst- und Designmuseum ARTER statt. Dort nahmen die Preisträger ihre Auszeichnungen und die Preisgelder von iF Design CEO Uwe Cremering entgegen: „Wir sind jedes Jahr fasziniert von der inspirierenden Power der jungen Designtalente aus der ganzen Welt, die sich mit Mut und Herzblut darum bemühen, die Welt mit ihren Ideen ein wenig besser zu machen.“
Relevante Designlösungen
Zu den Ausgezeichneten, die sich über einen Geldpreis freuen dürfen, gehört Natalia Ikebara vom Umeå Institute of Design (Schweden). Mit „Hemi“ hat sie ein Spielzeug zur Verbesserung der Handmotorik von Kindern mit Behinderung kreiert. Es besteht aus physischen Controllern und einer digitalen Plattform mit therapeutischen Spielen. Durch verschiedene digitale Spiele können die Kinder ihre handmotorischen Fähigkeiten verbessern. Designerin Gabriela Marante (IED Madrid) hat mit „SerinaORB“ ein Konzept für mehr Würde am Lebensende entwickelt. Es zielt darauf ab, Schönheit und Ruhe in einen Moment der Ungewissheit zu bringen, zur Entwicklung einer neuen Kultur und einer Reihe von Ritualen im Zusammenhang mit dem Tod beizutragen und ein Umfeld des Wohlbefindens zu fördern.
„Hemi“ von Natalia Ikebara. © Natalia Ikebara
Gabriela Marantes „SerinaORB“. © Gabriela Marante
David Edquilang von der Universität Houston (USA) hat mit „Lunet“ eine Fingerprothese entwickelt, die aus dem 3D-Drucker kommt. Die mechanische Prothese kann ohne Metallverschlüsse zusammengebaut werden. Damit begegnet der Designer dem Problem der hohen Kosten herkömmlicher Fingerprothesen (etwa 3.000 Dollar pro Finger). Taha Yiğit Bekiroğlu von der İstanbul Technical hat ein Rettungseinsatzsystem für Erdbeben entwickelt. „zel.zl“ ist ein Infrarot-Zählgerät, das an Gebäudeeingängen angebracht wird. Bei einem Erdbeben benachrichtigt es die Menschen im Gebäude durch eine Nachricht an eine App. Wenn die Rettungskräfte eintreffen, wissen sie sofort, wie viele Menschen noch unter den Trümmern gefangen sind.
„Lunet“-Fingerprothesen aus dem 3D-Drucker von David Edquilang. © David Edquilang
„zel.zl“-Rettungseinsatzsystem bei Erdbeben von Taha Yiğit Bekiroğlu. © Taha Yiğit Bekiroğlu
Samsung und Karaca Design-Sonderpreise
Neben den Hauptpreisen wurden in Istanbul auch Spezialpreise verliehen. Als langjähriger Sponsor hat Samsung Electronics den Samsung Design Prize 2023 by iF ausgelobt. Fünf studentische Konzepte, die auf die Lösung der SDGs der Vereinten Nationen ausgerichtet sind, erhielten diesen Preis. Unter anderem die „TD-238“, eine autonome Drohne für Kanalisationsinspektionen von Michel Pieczynski und Lennard Kepura von der Hochschule Magdeburg-Stendal in Deutschland. Oder Yupeng Jiang, Changjun Li und Zhaoyi Wu von der Hubei University, Wuhan (China), die mit „The sound of length“ ein Maßband für blinde Menschen kreierten. Jedes Mal, wenn das Band um 1 cm herausgezogen wird, gibt das Maßband einen Ton ab.
Ein zweiter Sonderpreis war der Karaca Design Prize 2023 by iF Design, der vom türkischen Unternehmen Karaca ausgelobt wurde. Vier studentische Konzepte wurden prämiert – drei aus Deutschland und eine Arbeit aus der Republik Korea. Den Preisträgern winken Flüge nach Istanbul, sieben Übernachtungen im Hilton Hotel, Designworkshops und eine Städtetour. Wobei vor allem das Hineinschnuppern in die Designabteilungen des Küchen-, Tischgeschirr- und Heimtextilien-Herstellers interessant sein dürfte.
Um mit einem iF DESIGN STUDENT AWARD 2023 ausgezeichnet zu werden, müssen die Konzepte bei der Beantwortung folgender Fragen überdurchschnittliche Noten erreichen: Löst es ein Problem? Reflektiert oder fördert es hohe moralisch-ethische Standards? Stärkt es die Gruppenbeziehungen? Schafft es eine positive Erfahrung? Ist es wirtschaftlich sinnvoll?