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Kunst/Handwerk aus Sizilien für Paola Lenti

von Markus Schraml
© Paola Lenti

„Mit Einfachheit gelangt man zum Kern der Dinge“ – davon ist Paola Lenti überzeugt. Die Produkte ihres Unternehmens in meist monochromen Farbtönen strahlen Harmonie und Balance aus. Sie sind zeitlos. Bester Beweis dafür ist die Tatsache, dass in der Kollektion noch immer Sofas zu finden sind, die seit den Anfängen verkauft werden. Der Interieurstil Paola Lentis wird gerne als naturnah bezeichnet, tatsächlich treffen ihn Begriffe wie freundlich und lebensbejahend sehr viel besser.

Neben fortdauernder Farbforschung ist es oft die Neuinterpretation von Materialien, die den Einrichtungselementen des Unternehmens aus Meda einen besonderen Charakter verleihen. Tische aus Lavastein oder emailliertem Kupfer, Objekte aus Keramik, Böden mit Glaseinsätzen, in denen alte Mosaiktechniken zeitgenössisch gedacht und umgesetzt werden. Dabei spielen handwerkliche Arbeit sowie die Kunsthandwerker, die sie mit Geduld und Präzision verrichten, eine wichtige Rolle. Paola Lenti macht sich in ganz Italien auf die Suche, um kreative Personen zu finden, die im Einklang mit dem Spirit des Unternehmens die Kollektion bereichern. Im Lauf der Jahre wurden diese Kooperationen immer intensiver, wodurch auch eine rein italienische Produktionskette gewährleistet ist. Aus Wertschätzung für diese Künstler/Handwerker entstand die Videoreihe „A tu per tu“, in der faszinierende Persönlichkeiten von ihrer Arbeit und der Zusammenarbeit mit Paolo Lenti erzählen.

Die Sizilianerin

Die ersten beiden Videointerviews führen nach Sizilien. Marella Ferrera wurde in Catania geboren und stellt neben ihrer Arbeit als innovative Modedesignerin seit vielen Jahren Tische, Beistelltische, Wandverkleidungen und Dekorationspaneele aus Sciara für Paola Lenti her. Dies ist ein Material, das durch ein besonderes Verfahren gewonnen wird, bei dem Lava und geschmolzenes Glas zum Einsatz kommen. In jüngerer Zeit bearbeitet Ferrera auch Steinzeug mit dieser Technik. Zudem hat sie die handbestickten Teppiche, die von den Böden der sizilianischen Keramikgeschichte inspiriert sind, entworfen.

Interview: Anna Vullo, Regie: Maurizio Natta, Kamera: Gianlorenzo Bernabò di Negro, Maurizio Natta, Fabrizio Polla Mattiot, Schnitt: Fabrizio Polla Mattiot. © Paola Lenti

Paola Lenti ist für den besonderen Einsatz von Farben bekannt. Und auch Marella Ferrera hat für die lokale Tradition typischen Materialien meisterhaft neu interpretiert und sich dabei von den Farben ihres Landes inspirieren lassen: das Rot und Schwarz vulkanischer Lava, das Gelb des Schwefels, der Zitronen und des Ginsters, die Blau- und Aquamarintöne der Küste sowie die unterschiedlichen Grüntöne der Vegetation, die die Insel prägen.

„Mit Paola Lenti haben wir versucht, das Meer, die Gärten, das Grau und den Sand der rausten Berge zu erzählen, als wären sie Marmor. Der Wunsch war, eine Erzählung des authentischsten Siziliens zu schreiben“, sagt Marella Ferrera.

Keramikkünstler Nicolò Moreles

In der zweiten Folge der Videointerview-Reihe „A tu per tu“ spricht Nicolò Morales, Keramikmeister aus Caltagirone, eine sizilianische Stadt, die für ihre Majolika berühmt ist, über seine Arbeit. Morales ist sozusagen in der Werkstatt aufgewachsen, wo er die Geheimnisse der Keramikbearbeitung erlernt hat. Später, nach dem Studium, hat er sich zunehmend von der Tradition entfernt, um mit zeitgenössischen Formen und Dekors zu experimentieren, indem er Farben auf ungewöhnliche Weise verwendet: „Wenn man sich von der Tradition entfernt, gilt man als subversiv. Ich bin glücklich damit, subversiv zu sein“, betont Morales. Seine Farben hat er nach einer persönlichen Farbtabelle katalogisiert, in der jeder Farbton einer Nummer entspricht. Denn erstaunlicherweise ist er farbenblind und es wäre ihm ansonsten unmöglich, sie zu erkennen.

Interview: Anna Vullo, Regie: Maurizio Natta, Kamera: Gianlorenzo Bernabò di Negro, Maurizio Natta, Fabrizio Polla Mattiot, Schnitt: Fabrizio Polla Mattiot. © Paola Lenti

Morales bezeichnet sich gerne als Alchemist, weil seine Farben aus den „Reaktionen“ mehrerer Elemente entstehen, die miteinander vermischt werden: Mineralien, Steine und Oxide, die er in der Landschaft um Caltagirone sammelt und aus denen er nach dem Brennen und Mahlen beispiellose Pigmente gewinnt. Die Oberflächen der Keramiktische, die Morales für Paola Lenti kreiert, haben die unregelmäßige Schönheit abstrakter Werke. Er lässt die Farben frei laufen, damit sie an Ausdruckskraft gewinnen. Für den Keramikmeister sind sie lebendige Objekte, „denn in jedem Zentimeter steckt eine andere Nuance“.

Die Videoreihe „A tu per tu“ soll fortgeführt und im Lauf des Jahres sollen weitere spannende Künstler / Handwerker vorgestellt werden.


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