Home Design Nein zur billigen Kopie – P.Y.R. Stuhl von Blå Station

Nein zur billigen Kopie – P.Y.R. Stuhl von Blå Station

von Markus Schraml
David Ericsson designte P.Y.R. als simplen Stuhl, der mit Workshop-Ästhetik punktet. © Blå Station

Der neue P.Y.R. Stuhl von Blå Station wird mit einer Marketingkampagne gelauncht, die einem wirtschaftspolitischen Manifest gleicht. Der Stuhl aus Kiefersperrholz, entworfen von David Ericsson, interpretiert das Thema Einfachheit auf eine Weise, die an Do it Yourself-Produkte denken lässt. Doch der erste Augenschein trügt. Bei genauerer Betrachtung fällt die hochwertige Bearbeitung des Holzes sowie die skulpturale Konstruktion auf, wenn auch mit einem Touch Prototypen-Ästhetik. Die begleitende Kampagne thematisiert die Problematik des Kopierens von Möbel-Originalen.

Dort wird etwa die Frage gestellt: „Könnte eine großartige Idee, die in ein einfaches Produkt umgesetzt wurde – offensichtlich und leicht zu kopieren – immer noch durch Gesetze zum geistigen Eigentum geschützt sein – oder sollten wir einfach das Handtuch werfen und alles hergeben?“ Oder wie es Johan Lindau, CEO und Designmanager von Blå Station formuliert: „Mein Traum ist es, in einer Welt zu leben, in der man auf Nachahmungen mit den Worten reagiert: Das wollen wir heute nicht mehr. In dieser Welt ist unsere offensichtliche Wahl – das Original!“

Der P.Y.R.-Stuhl wiegt 5 kg und besteht aus Kiefersperrholz. © Blå Station, Foto: Marcus Lawett

Im „Manifest“ wird moniert, dass Menschen zwar das Design des Originals wollten, aber nicht bereit seien, den Preis dafür zu bezahlen. Diese Einstellung führe zu Billig-Kopien und möglicherweise zu negativen Erfahrungen bei den Konsumenten. Was in Zeiten von Social Media für den Original-Hersteller ganz schnell unangenehm werden kann. Sicher – die Entwicklungs- und Designprozesse von neuen Möbeln sind lang und kostenintensiv, die Ergebnisse – wohldurchdachte, hochwertige Produkte. Andererseits können sich viele Menschen einen 1000 oder auch nur 500-Euro-Stuhl nicht leisten und müssen sich mit dem Angebot der großen Möbelhäuser begnügen. Das Problem dürfte sich also auf eine eher schmale Zielgruppen-Schicht beschränken.

Zugegeben – warum sollte das innovativ gestaltete Einfache weniger schützenswert sein als das Komplizierte. Ist es doch so, dass gerade die simpel erscheinende Leichtigkeit eines Objekts, am schwersten zu erreichen ist.

Fernost vs Europa

Urheberrechtsverletzungen sind in Zeiten des Online-Handels noch häufiger geworden. Viele der Billig-Imitate kommen aus China. Schon seit einigen Jahren jedoch entsteht dort eine starke Designszene, die selbst originale Entwürfe hervorbringt und auf das Nachmachen der Ideen anderer keinen Bock hat. Das betrifft auch die Möbelbranche. So gesehen muss bei Produkten aus Fernost mittlerweile differenziert werden. Billig-Kopien gibt es nach wie vor, allerdings auch genuin eigene Möbel, entworfen von Designern, die oft im Westen ausgebildet und in ihre Heimat zurückgekehrt sind, um dort eine Karriere zu starten. Diese Entwicklung ist positiv zu bewerten, gleichzeitig entsteht damit zusätzliche Konkurrenz für die europäischen Möbelhersteller. Noch haben vor allem italienische und skandinavische Player ihre Nasen weit vorne, fragt sich nur – wie lange noch.

David Ericsson

Der schwedische Designer David Ericsson ist Spezialist für Stühle. In seinem Portfolio finden sich so faszinierende Objekte wie der „Sand“-Stuhl für Atelier Sandemar oder der „Exxo“-Loungechair für Bebo Objects. Ericsson war bereits „Design of the Year“ des schwedischen Magazins „Residents“ (2022) und von Elle Decoration (schwedische Ausgabe, 2024). „Beim Design geht es nicht um weniger ist mehr, sondern um das Offensichtliche“, sagt Ericsson.


Weitere TOP-Artikel