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Das Büro als Ort der Erlebnisse

von Markus Schraml
se:matrix, Sedus

In der Arbeitswelt hat sich der Begriff des hybriden Arbeitens gefestigt. Diese Flexibilität des Arbeitsplatzes – beim Arbeitgeber, zu Hause, unterwegs, im Café, auf der Sonnenterrasse – wirft die Frage auf, wie herkömmliche Büros umgestaltet werden müssen, damit Menschen überhaupt noch ins Büro kommen wollen. Phil Kirschner, Fachmann für Immobilien und Arbeitsplatzorganisation bei McKinsey New York, bringt in diesem Zusammenhang den Hospitality-Aspekt ins Spiel. Im McKinsey Talks Talent-Podcast spricht er über die kuratierte Kombination von Design, Technologie, Menschen, Baristas etc. und von dem Wunsch vieler Menschen, wieder eng miteinander zusammenzuarbeiten – auch physisch. „Nähe ist heutzutage ein schwieriges Wort, aber für bewusstes Erleben sehr wichtig“, meint Kirschner und vergleicht Unternehmensbüros mit Co-Working-Orten.

Co-Working Spaces waren nicht nur eine gute Geschäftsidee, sondern auch ein Zeichen der Zeit. Der Community-Gedanke spielte dabei eine wichtige Rolle. Foto © Tumisu / Pixabay

Was Nutzer an Co-Working-Spaces attraktiv finden würden, sei die Funktion des Community-Managers, dieser bringe nicht nur Menschen mit ähnlichen Bedürfnissen zusammen, sondern aktiviert das Office durch unterschiedliche Aktionen, die Abwechslung in den Alltag bringen, erklärt Kirschner: „Man muss Dinge ausprobieren. Funktioniert der Taco Tuesday nicht, probierst Du es nächste Woche mit einem Cupcake Tuesday oder wenn es draußen kalt ist, überrascht man die Belegschaft mit einer Runde heißer Schokolade.“ Phil Kirschner ist überzeugt, wenn solche Aktivitäten regelmäßig passieren und zwar sowohl physisch als auch virtuell, um auch weiter entfernte Kollegen mit einzubeziehen, wirke dies wie ein Magnet.

Attraktivierung des Büros

Die Fachleute von McKinsey denken, dass das Büro in der modernen Arbeitswelt nicht mehr im Zentrum steht. Ganz anders die Ausrichtung der Büromöbelmesse Orgatec, die diese Woche in Köln über die Bühne geht. Unter dem Motto „New Visions of Work“ steht die Ausstattung des Büros – seien es nun die Firmenräumlichkeiten oder das eigene Zuhause – im Fokus. Der österreichische Office-Spezialist Bene definiert zeitgenössische Büros als Orte des Wandels. Patricia Möckesch, Leiterin der Abteilung Innovation & Design bei Bene sieht das Unternehmen in der Verantwortung, Produkte auf eine Weise herzustellen, die ökologisch nachhaltig ist. Konkret sollen Einrichtungsgegenstände reparierbar, neu konfigurierbar und sortenrein trennbar sein. Flexibilität ist ein Schlagwort, das die Neuheiten von Bene kennzeichnet: „Mit POINTS by Bene haben wir ein raumbildendes und vor allem modulares System geschaffen, das sich den wandelnden Bedürfnissen von Büroraumgestaltung anpasst. Unser Auftrag als Gestalter von Arbeitswelten ist es, in einem größeren Kontext zu denken und die Räume, die wir bewohnen, nachhaltig zu gestalten“, erläutert Möckesch

Mit der Ausstellung THE WORK NOW. OFFICE zeigt Bene während der Orgatec 2022 wie ein zeitgemäßes Bürokonzept entsteht und umgesetzt wird. © Bene

Im Rahmen der Ausstellung „THE WORK NOW. OFFICE“ rund um den Bene-Showroom in Köln haben Besucher die Gelegenheit, die Gestaltung einer fiktiven Bürofläche zu verfolgen. Es handelt sich bei dem Beispiel um ein Medienunternehmen mit den Schwerpunkten Nachhaltigkeit und Naturschutz. Basierend auf den Anforderungen dieser fiktiven Firma hat das Bene-Planungsteam eine Reihe von Parametern definiert und einen Vorschlag für die Bürofläche erstellt. Mithilfe des sogenannten Office Equalizers wurden sechs Arbeitsweisen aufeinander abgestimmt, dementsprechend der Grundriss entwickelt und die Zonierung vorgenommen.

Mit dem Office Equalizer können die Fachleute von Bene anhand von 6 Parametern maßgeschneiderte Büroflächen entwickeln. © Bene

Evolution moderner Schränke und Regale

Apropos Zonierung: die Unterteilung offener Räume durch nicht bauliche Maßnahmen ist günstig, flexibel und erlaubt die Einrichtung der meisten notwendigen Bereiche. Also die Möglichkeit zur ruhigen Einzelarbeit (nicht alle können zu Hause in Ruhe arbeiten) und fürs Teamwork in seinen unterschiedlichsten Formen. Die Einrichtungsexperten von Sedus sehen die Büros von heute durch „non-territoriale Arbeitsplätze und Open Spaces“ bestimmt. Die Frage lautet einerseits, wo können Zusammenarbeit sowie Austausch stattfinden und andererseits wo bietet sich Platz für die individuellen Utensilien. Mit se:matrix bringt das Unternehmen ein Möbel auf den Markt, das als Stauraum, als Zonierungs- sowie als Designelement funktioniert.

Mit se:matrix zeigt Sedus, wie sowohl Zusammenarbeit als auch Abschirmung, Zonierung genauso wie Stauraum funktionieren. Praktische Ergänzungen wie Monitormodul oder Whiteboards machen aus dem Regal ein flexibles, kollaboratives Möbel. © Sedus

Nach über zwei Jahren der Krise sollen Büros nun wieder mit Leben gefüllt werden – allerdings: „Homeoffice und Remote-Arbeit haben viele Unternehmen veranlasst, ihr räumliches Angebot zu reduzieren“, weiß Laura Wiesner, seit 2021 Geschäftsführerin von Wiesner-Hager. Nun müssen diese reduzierten Flächen flexibel genutzt werden. „Das klassische ‚Mein-Schreibtisch-Denken‘ ist häufig nicht mehr aufrechtzuerhalten. An seine Stelle treten unterschiedliche Zonen, die für unterschiedliche Tätigkeiten geeignet sind“, sagt Wiesner. Der Aktivierung des Bürolebens geht die Attraktivierung des Mobiliars voran: „Co-Working-Units stehen für die Teamarbeit zur Verfügung, multimedial ausgestattete Kommunikationsräume für hybride Meetings und abgeschirmte Fokuszonen für Telefonate oder das ungestörte konzentrierte Arbeiten“, fasst Wiesner die wichtigsten Raumtypen zusammen.

furniloop ist ein neues Bürotischprogramm von Wiesner-Hager. Smarte Features, kreatives Design und hohe Qualität – konzipiert für die Wiederverwendung in weiteren Lebenszyklen. © Wiesner-Hager

Ergonomie im Hintertreffen

Mit dem Fokus auf der Hybridisierung der Arbeitswelt traten andere sehr wichtige Aspekte in den Hintergrund: die Ergonomie bzw. das Problem des stundenlangen Sitzens. Laut Statista hat jeder dritte Erwachsene in Deutschland „öfter oder ständig Rückenbeschwerden“. Das führt nicht nur zu vielen Arbeitsunfähigkeitstagen, sondern schränkt die betroffene Person ganz generell in ihrem Leben ein. Mittlerweile hat sich die Kenntnis durchgesetzt, dass nicht ein hervorragender Bürostuhl die Lösung ist, sondern dass es regelmäßige Positionswechsel sind. Das Arbeiten im Sitzen soll mit Phasen des Arbeitens im Stehen (etwa bei Meetings) oder wenn möglich im Gehen abgewechselt werden. Auch einfache physiotherapeutische Übungen sollten vermehrt in den Arbeitsalltag eingebaut werden. Noch treffen verwundert-spöttische Blicke auf jemanden, der sich auf dem Arbeitsplatz reckt und streckt, zwei Minuten im Stehen hinunterbeugt oder die Arme in einer Wandecke ausspannt. Akzeptanz und Praxis derartiger, dem Bewegungsapparat zuträglicher Übungen lassen noch viel zu wünschen übrig.

Die Ursache für Rückenschmerzen ist häufig stundenlanges Sitzen am Schreibtisch vor dem PC. Regelmäßige Ausgleichsübungen können helfen. Foto © Arpit / Pixabay

Berufseinsteiger wollen Mentoring

Zurück zum Podcast mit Phil Kirschner: Laut einer Umfrage unter Hochschulabsolventen in den USA wollen nur sehr wenige fünf Tage die Woche von zu Hause aus arbeiten. Vielmehr gab es ein Interesse, flexibel zu sein und doch hin und wieder ins Büro zu kommen (2-3 Mal die Woche), um eine Verbindung zum Unternehmen zu haben und vor allem eine Verbindung zu älteren Mitarbeitern aufzubauen, von denen sich die Befragten Mentoring erhoffen. Das heißt, die Frage lautet nicht, wie bringe ich junge Menschen ins Büro, sondern wie stelle ich sicher, dass das Führungspersonal vor Ort ist, um Berufseinsteiger zu unterstützen. Kirschner: „Heutzutage sage ich Führungskräften oft: Herzlichen Glückwunsch. Sie sind die neue Annehmlichkeit. Früher waren es das Fitnessstudio, die Cafeteria, die Möglichkeit, Hundewelpen zur Arbeit mitzubringen und Ähnliches. Nun aber sind es die Führungskräfte.“


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