Die Orgatec in Köln, Leitmesse für Büro und Arbeit, konnte mit der jüngsten Ausgabe ihren Status bestätigen. Mit 729 Ausstellern aus 40 Ländern erreichte die Veranstaltung fast das Niveau von 2018 (749) und konnte im Vergleich zu 2022 (686) zulegen. Die rund 50.000 Fachbesucher aus 126 Ländern stellen ein starkes Plus im Vergleich zur letzten Ausgabe dar (41.000), bleiben aber von dem Spitzenwert im Jahr 2018 (63.166) noch weit entfernt. Eine absolute TOP-Position nimmt die Orgatec 2024 in puncto Bruttoausstellungsfläche ein. Die 140.000 m² (2018: 126.900) stehen für mehr Großzügigkeit im Hallenlayout, was entscheidend zum Erfolg des neuen Messekonzepts beitrug.
Inhaltlich drehte sich alles um die Zukunft der Arbeit, die in allen Details beleuchtet wurde. Im Zentrum standen die sogenannten Focus Areas, wo den Besuchern die wichtigsten Trends und Entwicklungen der Branche vermittelt wurden: Augmented Reality, Circular Economy, hybride Arbeitsräume, umweltfreundliche Materialien und Technologien sowie smartes Gebäudemanagement. Ein Highlight war das in Zusammenarbeit mit dem IBA, dem ideellen Träger der Orgatec, organisierte Work Culture Festival, das erstmals stattfand. Mit über 100 internationalen Speakern aus den Bereichen Architektur, Design, New Work und Trendforschung gab das Festival einen Überblick über die Veränderungen in der Arbeitswelt.
Modular und hybrid
Bürospezialist Wilkhahn feierte auf seinem Messestand die Premiere von Confair Next. Dabei handelt es sich um ein System von aufeinander abstimmten, hochwertig ausgeführten Raummodulen, die nicht nur individuell gestaltbar, sondern auch offen für künftige Technologien sind. Das Einsatzspektrum der mobilen Funktionselemente reicht von informellen Loungebereichen über Lern-, Workshop- und Innovationsräume bis hinauf zu den Führungsetagen im Topmanagement.
Steelcase war auf der Orgatec mit seiner Marke Viccarbe präsent. Zu den Höhepunkten dieses Auftritts gehörte die Präsentation der neuen Stuhlkollektion Perxa, entworfen in Zusammenarbeit mit Piero Lissoni, die Noha-Kollektion von den italienischen Designern Ludovica Serafini und Roberto Palomba sowie der Aleta Executive vom spanischen Designer Jaime Hayon. Dabei ist der Fokus von Viccarbe ganz auf kollaborative Arbeitsumgebungen ausgerichtet. Und die Möglichkeit, dass ein Büro, das mit Möbeln von berühmten Designern ausgestattet ist, zusätzlich an Attraktivität gewinnt, sollte nicht unterschätzt werden.
Dass beim Thema Büromöbeln hauptsächlich praktische und finanzielle Überlegungen ausschlaggebend sind, sei unbenommen. Dabei spielt aber auch die Hochwertigkeit der Möbel eine Rolle, denn sie werden stark beansprucht. Langlebigkeit zeigt sich aber nicht nur in der Verarbeitung, sondern auch im Design. Wie das geht, zeigte Sedus mit der Präsentation des neuen se:café wooden chair sowie des se:café lounge chair, die beidedurch zeitlose Formgebung bestechen. Gerade bei der Gestaltung von Massivholzstühlen verfügt Sedus über enormes Knowhow. Die lange Tradition in der Möbelfertigung, die sich durch handwerkliche Präzision und Innovationsgeist auszeichnet, war für Designer Konstantin Thomas ausschlaggebend. „Ich wollte einen Stuhl schaffen, der sowohl ästhetisch ansprechend als auch praktisch ist. Das bedeutet, dass die Form den Zweck des Stuhls direkt unterstützt und gleichzeitig ein minimalistisches, aber durchdachtes Design bietet“, erläuterte Thomas.
Büro mit Sofa
Das Thema der Gestaltungsfreiheit zeigt sich auch in luxuriösen Sofas, die mitunter im Office- oder Contractbereich zu finden sind. de Sede verfügt in diesem Feld über eine lange Tradition. Für das neue Möbel DS-909 Flow kombinierte das Unternehmen gemeinsam mit Yonoh Studio verschiedene Sitzelemente mit individuell einstellbaren Rücken, was zu einer beachtlicher Freiheit in Form und Funktion führt: Ob einzeln, aneinandergereiht in Gruppen, in Innen- oder Außenbereichen, mit diesem Möbel ist vieles möglich, vor allem die Anpassung an den individuellen Lifestyle und sich wandelnde räumliche Gegebenheiten. Es ist nichts weniger als die moderne Interpretation des de Sede-Klassikers DS-600 (1972) – allerdings strukturierter, vielfältiger und zeitgemäß.
Polstermöbelspezialist COR streckt seine Fühler schon seit längerem auch in den Office-Bereich aus. Jüngst gelang es in Zusammenarbeit mit dem Studio Jehs+Laub das typische Design des geknickten Kissens auf den Contract-Bereich zu übertragen. Jalis Flow ist eine Weiterentwicklung des modularen Jalis Sofas, das bereits erfolgreich im Wohnbereich funktioniert. Die Flow-Variante hat eine geringere Sitztiefe von 59 cm und eignet sich für den flexiblen Einsatz in großen, offenen Räumen. Konfigurationen in S- oder C-Form sind genauso möglich wie sehr lange Schlangenlinien oder „Nester“ für den geschützten Rückzug.
Der gute Klang
Neben all der Modularität moderner Büroeinrichtungen spielen konkrete Maßnahmen, die die Akustik in Büros verbessern, nach wie vor wichtige Rollen. So hat Werner Aisslinger die neuen Wand- und Deckenpaneele „Acoutic Panels“ für JAB ANSTOETZ Acoustics entworfen. Der deutsche Designer schuf drei Produktlinien: Multitalents, Silencer und Guard, einen fünflagigen Raumteiler. Création Baumann wiederum stattete die Focus Area #OfficeXperience auf der Messe mit seinen innovativen Akustiklösungen aus. Zum Beispiel mit einer kreisrunden Installation des hocheffizienten Akustiktrennvorhangsystems Acoustic Divider Vario mit sogenanntem Noiseblocker. Es war eine schallreduzierte Ruhezone, die von den Besuchern gerne in Anspruch genommen wurde. Erstmals zeigte der Schweizer Textilspezialist auch seine neuen Vertikallamellen, und zwar nicht auf der Messe, sondern im eigenen Showroom in der Design Post Köln.
Apropos Design Post: Der Ausstellungsraum direkt gegenüber der Messe hat sich in den letzten Jahren immer stärker als Anlaufpunkt für hochwertiges Design positioniert. BuzziSpace präsentierte dort „eine Reise ins Zentrum der Ruhe“. Als Pionier für maßgefertigte Akustiklösungen arbeitet das belgische Unternehmen an immer neuen Varianten, um den Sound im Büro zu verbessern. Neu hinzugekommen ist Sebastian Herkners „BuzziBrella“, eine schirmförmige Konstruktion, die – ästhetisch hochwertig – ruhige Akzente in Großräumen setzen kann.
Ebenfalls Abseits des Messegeländes präsentierte Bene die Ausstellung LOVE IT. LEAVE IT. CHANGE IT. Das österreichische Unternehmen thematisierte in seinem Kölner Showroom die Verbindung von Ästhetik, Umweltfreundlichkeit und Funktionalität. Im Zentrum der Ausstellung, die Bene gemeinsam mit den Partnern Louis Poulsen, Kvadrat und QLOCKTWO realisierte, standen THE EXCHANGEABLES: Produkte, die ortsunabhängig verändert, erneuert und an individuelle Bedürfnisse angepasst werden können. Diese Kombination aus Austauschbarkeit, reduziertem Materialverbrauch und Langlebigkeit belegte einmal mehr einen aktuellen Trend nicht nur in der Arbeitswelt.
Heim und Arbeit
Zurück zur Messe: Ein weiterer Trend, der in den letzten Jahren zwangsweise Fahrt aufgenommen hat, ist das Homeoffice. Und obwohl Firmen heute wieder betonen, wie wichtig der direkte Kontakt zwischen den Mitarbeitern ist und auch alles getan wird, um das Büro möglichst attraktiv zu gestalten, haben nicht wenige Menschen die Vorteile des Arbeitens von Zuhause aus schätzen gelernt. Vielseitigkeit ist auch bei diesem Trend ein Faktor. So präsentierte Tecta den Stuhl D43, der sowohl am Schreib- als auch am Esstisch gute Figur macht. Ein besonderes Merkmal ist das Geflecht, das in den Tecta-Werkstätten in Lauenförde handgeflochten wird: Das langlebige, hautfreundliche und strapazierfähige Öko-Tex-Flechtwerk vereint Optik sowie Haptik und folgt Walter Gropius‘ Idee, Kunst und Technik zu verbinden. Wohnlich bequem wird der Stuhl durch Sitzkissen.
Genauso vielseitig einsetzbar ist der „Seminar Desk“ von Nikari (gesehen in der Design Post), ein Design von Kari Virtanen. Der Konsolentisch lässt sich in engen Räumen wie Fluren und Lobbys einsetzen, kann aber auch als kleiner Schreibtisch, beispielsweise in Hotelzimmern, fungieren. Nicht zuletzt ist er perfekt für das Homeoffice geeignet.
Für die Koelnmesse ist der Erfolg der Orgatec ein wichtiges positives Zeichen, um sagen zu können, dass man – nach der Absage der imm Cologne – Köln als Interieur-Messestadt noch lange nicht abschreiben darf. Der Charakter der Veranstaltung gibt den Weg in die Zukunft vor, nämlich den thematischen Fokus enger einzustellen – auf spezifische Teilbereiche der Möbelindustrie.
Zahlen und Fakten der Orgatec-Ausgaben früherer Jahre wurden der Statistik der AUMA (Verband der deutschen Messewirtschaft) entnommen.