Die Aktion Plagiarius vergab 2025 zum 49. Mal den Negativpreis „Plagiarius“ an Hersteller und Händler, die besonders dreiste Fälschungen auf den Markt gebracht haben. Das Geschäft vor allem für Plattformbetreiber wie Temu, Shein und Alibaba boomt – mit der Überwachung von Verletzungen eingetragener Schutzrechte nehmen sie es aber oft nicht so genau. Beim „Plagiarius“ geht es nicht so sehr um Rechtswidrigkeit, sondern um eine Meinungsäußerung des Vereins zu plumpen 1:1 Nachbildungen, die bewusst so gestaltet wurden, um Verbraucher zu täuschen. Nicht nur die Aktion Plagiarius empfindet diese Praxis als verwerflich.
Ziel der Initiative ist es, das geistige Eigentum von Unternehmen und Kreativen zu schützen. Anhand der Plagiatsfälle beleuchtet der Verein Schäden und Hintergründe sowie unterschiedliche Erscheinungsformen von Produkt- und Markenpiraterie. Die Trophäe des Schmähpreises ist ein schwarzer Zwerg mit goldener Nase. Letztere symbolisiert die enormen Gewinne, die Nachahmer auf Kosten von Ideen anderer erzielen.
1. Preis: Front- und Seitengreifzange „KNIPEX TwinGrip“
Mit dem 1. Preis wurden zwei Plagiate eines KNIPEX-Produkts „ausgezeichnet“. Das Unternehmen mit Sitz im Wuppertal sichert seine innovativen Produkte mit Patenten und eingetragenen Designs ab. Allerdings werden auf den Online-Plattformen tausendfach Plagiate angeboten. KNIPEX geht dagegen vor und lässt die Fälschungen löschen. Ein Fall betraf die TwinGrip-Zangen, die mit ihrer Kombination aus Frontgreif- und Seitengreif-Funktion einzigartig sind. Optisch unterscheiden sich die Plagiate vom Original nur durch den glatten Kunststoff der Griffe. Die minderwertige Qualität zeigt sich durch die Verwendung billiger Materialien und Verarbeitung sowie an dem schwer zu bedienenden Druckknopf. Auch chemische Ausdünstungen wurden festgestellt.

2. Preis: Fahrradkorb „bikebasket“
Auf dem 2. Platz landete das Plagiat eines Fahrradkorbs von Reisenthel. Das deutsche Unternehmen will all seine Designs EU-weit schützen und geht gegen die unzähligen Billig-Nachahmer seiner Bestseller vor. Das Plagiat wurde vom ominösen Online-Händler „START“ auf den Online-Marktplatz manomano gestellt. Dessen französischer Betreiber Colibri wollte sich mit der Aussage aus der Verantwortung stehlen, dass er nur die technische Möglichkeit zur Nutzung durch Händler und Käufer zur Verfügung stellt und nicht Vertragspartei sei. Allerdings – ist kein Verantwortlicher erkennbar und kann der Plattformbetreiber keinen nennen, dann haftet Letzterer nach Produkthaftungsrichtlinie. Außerdem gilt, dass sobald ein Plattformbetreiber Kenntnis eines rechtsverletzenden Angebots erhält, er verpflichtet ist, dieses unverzüglich zu löschen. Colibri hat auf zwei Meldungen von Reisenthel nicht reagiert, erst auf eine anwaltliche Abmahnung.

3. Preis: Grußkartenmotiv für Porzellanserie verwendet
Ein französischer Händler hatte wohl mangels Respekt vor dem geistigen Eigentum des Künstlers Jörg Mohme dessen Motiv aus der Reihe „Afrikanische Impressionen“ als Dekor für eine 35-teilige, sehr gut laufende Porzellanserie benutzt. Da der Händler die Urheberrechtsfähigkeit bestritt, reichte Mohme Klage ein. Es folgte ein neun Jahre dauernder Prozess. Ein Gericht in Lyon bestätigte schließlich den urheberrechtlichen Schutz des Originals sowie das Vorliegen einer Rechtsverletzung und verurteilte den Händler zu Unterlassung und Schadenersatz in erheblicher Höhe. Es handelt sich hier um kein korrektes Wirtschaftsgebaren seitens des Händlers. Die faire und übliche Lösung wäre eine Anfrage zur Nutzung des Motivs gegen Lizenzgebühr gewesen.

Zusätzlich zu den drei Hauptpreisen vergab die Jury fünf weitere „gleichrangige Auszeichnungen“, wobei die Plagiate großteils in China hergestellt wurden. Übrigens – bevor die Preisträger bestimmt werden, erhalten alle Nominierten Gelegenheit zur Stellungnahme.
Billigkopien-Geschäft boomt
An den EU-Außengrenzen und im EU-Binnenmarkt beschlagnahmten die Behörden 2023 insgesamt mehr als 152 Millionen gefälschte Artikel mit einem geschätzten Wert von etwa 3,4 Milliarden Euro. Das entspricht einem Anstieg gegenüber 2022 von 77 % bei der Anzahl der Waren (2022: 86 Mio.) und einem Anstieg von 68 % des geschätzten Gesamtwerts (2022: 2 Mrd. EUR). Dazu kommt eine Dunkelziffer, die diese Zahlen weiter in die Höhe treibt.
Seit 14. Februar sind im Museum Plagiarius in Solingen die Preisträger 2025 ausgestellt.