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Historische Tapetenmuster für moderne Interieurs

von Markus Schraml
Little Greene, National Trust Papers II

Der britische National Trust verwaltet zahlreiche historische Gebäude im Königreich und ist für dessen Erhaltung zuständig. Es geht um nichts weniger als die Bewahrung des baugeschichtlichen Erbes in Großbritannien. Um das zu erreichen, arbeitet die Denkmalschutzorganisation mit mehreren Partnern zusammen. Im Bereich Farben ist dies Little Greene. Das familiengeführte Unternehmen mit Sitz in Manchester und einem kleinen Werk am Fuß des Snowdonia National Parks ist darauf spezialisiert, historische Farben und Tapetenmuster für die zeitgenössische Interieurgestaltung verfügbar zu machen.

Seit 2018 arbeiten der National Trust und Little Greene zusammen. Zunächst entstand die hervorragende Farbkollektion „Green“ und danach die Tapetenserie „National Trust Papers“ sowie die Kollektion „Stone“. Im kommenden Herbst werden weitere Tapetenmuster aus dieser Kooperation unter dem Titel „National Trust Papers II“ erhältlich sein. Little Greenes Managing Director David Mottershead gab im Vorfeld Einblick in die neue Tapetenkollektion, die aus sieben Designs in 42 Farbstellungen besteht.

Man habe für diese Kollektion etwas länger gebraucht als üblich, denn die derzeitige Situation machte den gesamten Workflow – wie etwa die Besuche und Zugänge zu den historischen Gebäuden – schwieriger, sagte Mottershead. Die neuen Tapeten spiegeln 400 Jahre britische Dekorationsgeschichte wider. Vom ältesten Wandteppich (1478) in der Obhut des National Trust, der sich im Montacute House in Somerset befindet, bis zu einer Tapete, dessen Muster britisch-edwardianischen Ursprungs ist (um 1905) und die einst die Wände des Grey Room in Gunby Hall (Lincolnshire) schmückte, reicht die Palette.

Tapeten mit Geschichte(n)

Die Besonderheit dieser Tapeten liegt nicht nur in der Aktualisierung historisch wertvoller Muster, sondern vor allem daran, dass es zu jeder dieser Tapeten eine mitunter spannende Geschichte zu erzählen gibt. Wie zum Beispiel die von der Arbeit des exzentrischen Architekten William Burges am Knightshayes Court in Devon. Der Gotik-Revivalist stattete es in einem extravaganten gotisch-viktorianischen Stil aus, den die nachfolgenden Generationen hartnäckig versuchten zu minimieren. Eine Tapete des Spezialisten für Interieurs, die heute noch im Badezimmer zu finden ist, wurde wahrscheinlich erst nachträglich wieder angebracht. Die Experten von Little Greene machten daraus die Tapete „Burges Snail“, ein sehr reizvoller Wandschmuck mit attraktivem Muster.

Little Greene, National Trust Papers II
Tapetenmuster, wie es von den Little Greene-Experten in einem Haus in Knightshayes (Devon, 1878) aufgespürt wurde: „Burges Snail“ in der Farbe „Rosie“. © Little Greene 2021

Nicht immer sind originale Tapeten an den Wänden der historischen Gebäude noch vorhanden, oft werden sie in Archiven oder Dachkammern aufbewahrt. Eines der schönsten Landhäuser Großbritanniens ist Erddig in Nordwales. Es beherbergt eine große Sammlung von Tapeten. Einige an den Wänden der Prunkräume, die meisten jedoch als Muster oder Reststücke in den Dachkammern. Hier entschied sich Little Greene für ein Muster aus geschwungenem Blattwerk, dessen Farbschattierungen Lebendigkeit und Tiefe verströmen. Es handelt sich um eine zeitgenössische Weiterentwicklung (1878) des traditionellen flachen Damast-Musters.

„Little Greene versteht und respektiert die dekorativen Künste und Designs, die in den historischen Häusern des National Trust zu finden sind. Deshalb freuen wir uns sehr, mit ihnen an einer zweiten Tapetenkollektion zusammenzuarbeiten. Es ist so aufregend zu sehen, wie die von uns betreuten Häuser nicht nur Besucher, sondern auch die zeitgenössische Innenarchitektur inspirieren“, betont Clare Brown, Leiterin der Markenlizenzierung National Trust.

Jede Tapete der Kollektion wurde neu gezeichnet und in neuen Farben gestaltet. Little Greene geht es weniger um eine 100 % genaue Reproduktion eines Musters, sondern vielmehr darum, diese wertvollen historischen Motive für die moderne Innenraumgestaltung brauchbar zu machen. Dafür sind Anpassungen in der Farbe und in der Auswahl der zu verwendenden Tapetenmuster-Bereiche notwendig. Gleichzeitig werden aber ursprüngliche Herstellungsmethoden und -materialien in die Überlegungen mit einbezogen.

Tapeten liegen im Trend

Tapeten besitzen im Vergleich zu Farben den Vorteil, dass in ihnen das Verhältnis der Farben und Muster bereits perfekt gelöst ist. Vor ungefähr 10 Jahren begann die Beliebtheit von Tapeten wieder zu steigen. Sie wurden in erster Linie als starker Akzent in Räumen eingesetzt. Dieser Trend hat sich laut David Mottershead etwas verändert. Heute werden Tapeten zurückhaltender verwendet. Zum Beispiel wird nur ein Teil einer Wand mit einer Tapete bestückt, um der Fläche mehr Spannung zu verleihen und sie interessanter zu machen. Oder es werden eher kleinere Räume tapeziert. Dies würde zumindest die Art der Tapeten-Käufe vermuten lassen, sagte Mottershead während der Präsentation der neuen Tapetenkollektion. Es würden kleinere Mengen und weniger Rollen auf einmal gekauft.

Die „National Trust Papers II“ eignen sich vor allem für Akzentsetzungen in modernen Interieurs. Je nach Geschmack und räumlicher Konstellation kann auch eine ganze Wand damit ausgestattet werden. In der Regel sind aber vor allem die dunkleren Farbstellungen für das zeitgenössische Empfinden eine Spur zu wuchtig. Andererseits haben Muster wie die „Millefleur Tapestry“ in der Farbstellung „Garden“ in ihrer floralen Zartheit einen ganz besonderen Charme.

Vom Erlös jeder verkauften Little Greene-Tapetenrolle wird ein Teil dem National Trust gespendet, um das historische Erbe zu erhalten.


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