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Larger than Life – Bühnendesign für Megaevents

von Markus Schraml
In der „After Hours Til Dawn World Stadium Tour 2023“ von THE WEEKND ließ Devlin Fritz Langs Maschinenmenschen eindrucksvoll wieder aufleben. © Es Devlin

Veranstaltungen auf großen Bühnen verlangen nach Gestaltungen, die trotz der enormen Maße der zu bespielenden Flächen nicht nur plakativ wirken, sondern detailreich Emotionen auslösen. Die Geschichte von Larger-than-life-Musikevents aus dem Bereich Pop/Rock beginnt mit Pink Floyds Inszenierung von The Wall im Jahr 1980 und reicht von den expressiv-theatralischen Bühnenshows David Bowies (z. B. Glass Spider, 1987) bis hin zu U2s Zoo TV Tour von 1992.

In diesen Zeitraum fällt auch der Aufstieg von MTV und damit der Bedeutung von Musikvideos. Diese wurden mit immer größeren Aufwand produziert und vermittelten einen visuellen Eindruck, der die Realität überragte. Das Level dieser stark emotionalisierenden Kurzfilme sollte in der Folge auch auf Livekonzerte übertragen werden. Dafür musste der coole Look im TV-Guckkasten für die Bühne uminterpretiert werden. Das Ergebnis waren Inszenierungen, die ihre Inspiration aus Tanz, Theater und Oper zogen. Als die Locations wuchsen, lag es an den Stage Designern sich etwas einfallen lassen, damit das Publikum seine Stars in den Stadien und auf Flugfeldern nicht nur als winzige Punkte in der Ferne sah. Die Lösung war – Technik sei Dank – der Bau riesiger Videowalls, die Idole wie die Rolling Stones, Beyoncé oder Lady Gaga in übermenschlicher Form präsentierten. Der Widerspruch, dass man bei einem Liveevent doch wieder auf einen Bildschirm glotzte, löste sich in der visuellen Wucht und dem gut vermarkteten Gesamterlebnis auf.

Es Devlin designte die Welttournee 2023 für einen der größten Popstars der Gegenwart – Beyoncés „Renaissance“ stand unter dem Motto „Poetry is not a Luxury“ (Audre Lorde). © Es Devlin

Stage Design Blue Print

Die bekannteste Stage- und Setdesignerin der Gegenwart ist Es Devlin. Sie hat mit Arbeiten für Kanye West, Adele, Beyoncé oder U2 einen einzigartigen Status in der Branche erreicht. Die Britin versteht es, die Notwendigkeit des Zeigens der Protagonisten mit fantastischen visuellen Geschichten zu verbinden. Aufgrund des rasanten technologischen Fortschritts und der immer höheren möglichen Auflösung von digitalen Bildern mutierten Livekonzerte zu bildgewaltigen Shows. Jüngster Höhepunkt war die Eröffnung der MSG Sphere in Las Vegas vergangenen Herbst mit einem Konzert von U2, wo Arbeiten von Brian Eno, Marco Brambilla, Es Devlin, Willie Williams, Treatment Studio, Industrial Light & Magic, Moment Factory sowie des Künstlers John Gerrard auf einen 15.000 m² großen Rundum-Bildschirm gezeigt wurden. The Sphere ist die größte Kuppelstruktur der Welt. Für Konzept und Design der Show waren neben Devlin und Williams auch U2 selbst sowie Ric Lipson (Stufish), Gavin Friday, Morleigh Steinberg und Sharon Blankson verantwortlich. Regie führte Willie Williams.

Die finale Sequenz der U2-Show in Las Vegas war „Nevada Ark“ – eine Animation, in die die Zuschauer wie in einer Kathedrale quasi hingezogen wurden und die den über 4000 bedrohten Tierarten in Nevada gewidmet war. © Es Devlin

Immersive Bühnenerlebnisse

Neben den ganz großen Musikacts sind mittlerweile auch die Shows anderer Musiker aufwendiger. Was dort an Budget fehlt, wird durch Kreativität wettgemacht. Perfektes Beispiel ist die Bühnenshow der eklektischen dänischen Dancepop-Formation WhoMadeWho. Für deren aktuelle Welttournee hat das ebenfalls dänische Architekturbüro BIG die Bühne gestaltet. Ziel war es, ein immersives audiovisuelles Erlebnis zu erschaffen, das auf die elektrisierenden Kreationen des dänischen Trios abgestimmt ist. Um dies zu erreichen, griff das Team auf Erfahrungen einer früheren Installation bei „The Burning Man“ zurück, wo mit „The ORB“ eine aufblasbare Spiegelkugel mit einem Durchmesser von 85 Fuß aufgebaut worden war. Auch das Bühnenbild für WhoMadeWho zeigt eine aufblasbare reflektierende Kugel, die die umgebende Szenografie widerspiegelt. Darunter agiert jedes der drei Bandmitglieder hinter einer aufblasbaren silbernen Kapsel, die vor einem großflächigen LED-Bildschirmhintergrund positioniert sind.

Aufblasbare Kugel für maximale visuelle Wirkung. BIGs Design für WhoMadeWho. © Carsten Levi (Effect Management)

Die Visuals für die Show wurden in Kooperation mit flora&faunavisions, EyeMix Studio und Christopher Mulligan entwickelt. In Verbindung mit nicht ganz so großen Bühnen entsteht ein sehr nahegehendes audiovisuelles Erlebnis. „Mit maximaler visueller Wirkung dient die aufblasbare Kugel als Leinwand für fesselnde dreidimensionale Videoprojektionen und hebt das Konzerterlebnis auf ein neues Niveau“, meint Jakob Lange, Partner und Leiter von BIG Products.

Bühnendesignklassiker – Pink Floyds „The Wall“-Show. Live im Earls Court London



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