In der Woche der EU-Wahlen haben es sich die niederländischen Architekten Rem Koolhaas und Stephen Petermann zur Aufgabe gemacht, ein neues Image der EU zu kreieren. Oder besser gesagt – einmal nicht die gesichtslose Bürokratie in den Fokus zu rücken, sondern die zentralen Errungenschaften. Dafür haben sich die Architekten mit dem Guardian zusammengetan und ein Video gestaltet, das auf Grundlage von Datenmaterial der Europäischen Kommission Gründe aufzählt, die eine EU-Mitgliedschaft so wertvoll machen. Außerdem kostet sie monatlich nicht mehr als ein Netflix-Abo.
Rem Koolhaas meint in einem Gespräch mit Tim Jonze im britischen Guardian, dass er zum ersten Mal in seinem Leben, (der Architekt lebt seit vielen Jahren in London) nicht mehr versteht, was in und mit Großbritannien eigentlich los ist. Er betont, dass sich das Land seit seiner EU-Mitgliedschaft enorm zum Besseren gewandelt habe. Sowohl im Hinblick auf triviale Dinge, wie die Qualität des Kaffees als auch die signifikanten Veränderungen in der lokalen Kultur. Deshalb blickt Koolhaas mit völligem Unglauben auf die Austrittsbestrebungen des Vereinigten Königreichs.
Mit der Initiative Eurolab wollen Koolhaas, Stephan Petermann und Fotograf Wolfgang Tillmans zeigen, welch positiven Einfluss Europa und die EU hat. Gegen die Welle von Vereinfachungen, verkürzenden Slogans und der Abwesenheit seriöser Argumente seitens politischer Figuren wie Nigel Farage oder Boris Johnson setzen die Architekten Fakten und Zahlen, die verdeutlichen, was die EU leistet. In vielen Ländern verschweigen die lokalen Politiker*innen diese Leistungen und die für die Entwicklung des Landes wichtige Rolle der EU. Für unliebsame Entscheidungen, die von Politikern auf europäischer Ebene selbst mitgetragen wurden, muss die EU vorrangig als Sündenbock herhalten. Es gibt kaum eine treffendere Eigenschaft für Politiker*innen als die Heuchelei – besonders wenn es zum Verhältnis mit der EU kommt.
Vielleicht gelingt es den Briten ja nach dem Rücktritt von Theresa May, die Ebene des egoistischen politischen Hick-Hacks zu verlassen und eine Lösung zu finden, die das eigene Volk nicht für dumm verkauft. Oder wird es weitere Kabarett-Sendungen aus dem britischen Parlament geben?
[the_ad id=”7809″]