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Die Geschichte von Poul Kjærholms Frühwerk

von Markus Schraml
Die PK23-Familie von Poul Kjærholm punktet mit Leichtigkeit und einzigartigen Details. © Niels Jorn Buus Madsen

Der dänische Designer Poul Kjærholm ist für seine hervorragenden Stahlmöbel bekannt, die ab Mitte der 1950er-Jahre von seinem Freund Ejvind Kold Christensen  produziert wurden. 1982, zwei Jahre nach dem Tod Kjærholms, betrauten die Nachkommen Fritz Hansen mit Herstellung und Vermarktung der „Kjærholm Collection“. Nun veröffentlicht der dänische Möbelbauer den PK23 Lounge Chair, einen frühen Entwurf Kjærholms (1954), der damals nicht die Prototypenphase erreicht hatte und der – untypisch für den Designer – einen außergewöhnlichen Umgang mit Sperrholz zeigt.

„Der PK23 ist geradliniger mit einem parallelen Rahmen und die Formen sind ein wenig geneigt, um die Schale zu schaffen, in der man sitzt“, beschreibt Christian Andresen, Design Director von Fritz Hansen, den Sessel. „Er steht robust auf dem Boden und wirkt geerdet … Durch die Festigkeit des Sperrholzes ist die Form ausgeprägter, aber es handelt sich immer noch um eine schwebende Struktur auf einem einfachen Rahmen.“

Poul Kjærholm designte den PK23 ursprünglich für den Hauptsitz des Zementunternehmens FL Smidth. Damals arbeitete er für das Architekturbüro von Palle Suenson. Der Lounge Chair wurde allerdings abgelehnt und verschwand in der Versenkung. Jetzt möchte Fritz Hansen mit der Markteinführung dieses Möbels eine bisher wenig bekannte Facette im Schaffen Kjærholms beleuchten.

Eine Familiengeschichte

Der PK23 basiert auf Zeichnungen des Künstlers und wurde erstmals im Jahr 2006 als Ausstellungsstück für eine große Kjærholm-Werkschau im dänischen Louisiana Museum of Modern Art produziert. Kjærholms Frau, die Architektin Hanne, arbeitete mit Fritz Hansen zusammen, um seine Ideen in einen Ausstellungsstuhl umzusetzen. Schließlich kooperierte Fritz Hansen mit Kjærholms Kindern Thomas und Krestine, um diesen Prototyp in ein Produktions-fähiges Serienmodell zu verwandeln, wobei kleine Anpassungen vorgenommen wurden, die jedoch dem ursprünglichen Design treu blieben.

„Der PK23 wurde von zwei Generationen der Kjærholm-Familie bis zur Fertigstellung weiterentwickelt, aber die Form, die Winkel und die Grundfläche des Stuhls wurden gegenüber den Originalzeichnungen nicht verändert“, versichert Andresen. „Vielleicht haben wir ihn um ein oder zwei Zentimeter erhöht, weil wir heute größer sind, aber das war es auch schon. Anstatt eines Aluminiumstreifens, der die beiden Schalen verbindet, verwenden wir zwei, die wir miteinander verschraubt statt verklebt werden, sodass das Detail etwas auffälliger ist, weil auf der Rückseite vier schwarze Schrauben zu sehen sind.“

Die Struktur im Blick

Das herausstechende Merkmal des PK23 ist tatsächlich die gespaltene Sperrholzschale, was nicht nur zur Zeit der Entstehung radikal war. Seit damals kam niemand mehr auf die Idee, Sperrholz zu spalten. Andresen: „Es ist von Natur aus schwierig, eine Sperrholzschale zu spalten, da sich die innere Spannung der zwei- oder dreidimensionalen Schale plötzlich lösen und alles schief werden kann. Deshalb verwenden wir Metallklammern.“ Das offene Zurschaustellen der Struktur des Sessels ist typisch Kjærholm, untypisch hingegen sind die Beine aus vier runden gebogenen Stahlstücken.

Der PK23 ist ohne Zweifel zeitgemäß und auch demokratischer, denn im Vergleich zu den bisherigen Kjærholm-Modellen von Fritz Hansen wird dieser Sessel erschwinglicher sein. „Es ist auch eine Hommage an einen Teil von Pouls Designleben, der einfach in Vergessenheit geraten ist“, betont Andresen. „Neben den einzelnen Stücken selbst faszinierten ihn die Strukturen um seine Möbel herum, und diese Art des räumlichen Denkens ist für unsere Zeit sehr relevant.“

Der PK23 wird in vier Varianten erhältlich sein: Eiche und Walnuss-Furnier mit Edelstahlbeinen und schwarze Esche mit Edelstahl- oder schwarzen PC-Beinen.


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