Die ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme (QG WDS) verlieh bereits zum elften Mal den ETHOUSE Award, der Sanierungen prämiert, die das Thema Energieeffizienz ganzheitlich realisieren und dabei architektonisch Impulse mit einem Wärmedämmverbundsystem setzen. In den Kategorien „Öffentliche Bauten“, „Wohnbau“ und „Wohnbau mit gewerblicher Nutzung“ wurden drei Siegerprojekte ausgezeichnet, eine Schule in Tirol, ein Linzer Stadthaus und eine Wohnhausanlage in Wien. Der dotierte Preis geht sowohl an Architekturbüros als auch an verarbeitende Betriebe.
Die energieeffizienten Gebäudesanierungen schaffen eine Reduktion des Heizwärmebedarfs von bis zu 82 %. Jury-Vorsitzende Architektin Renate Hammer führte durch die Preisverleihung im Wiener MuseumsQuartier und rief sieben Gründe für qualitätvolles Sanieren in Erinnerung: Es verringere die Treibhausgasemissionen, trage zum Klimaschutz bei, reduziere den Verkehr, schone Ressourcen, verhindere Brachfallen, mache unabhängig von fossilen Energieträgern und erhalte das baukulturelle Erbe.
Bessere Dämmung, weniger Heizkosten
Die Dämmung der Gebäudehülle sei gerade in Zeiten der explodierenden Energiekosten ein Thema, betont DI Dr. Clemens Hecht, Sprecher der ARGE QG WDS: „Den heimischen Haushalten können wir nur zu effizienzsteigernden Maßnahmen raten. Denn gerade bei steigenden Energiepreisen kommt es bei Sanierungsmaßnahmen zu deutlich kürzeren Amortisationszeiten, wobei es sich für das Klima sofort rechnet. Dämmen gilt als ein Stoßdämpfer bei der Kostentwicklung energieeffizienten Bauens. Es ist sinnvoll, sich rechtzeitig über Sanierungs- und Effizienzmaßnahmen zu informieren, um für die nächsten Heizsaisonen gerüstet zu sein. Außerdem schützt eine gedämmte Fassade die Räume auch vor sommerlicher Überhitzung“, sagt Hecht. Wichtig sei, dass die vorhandenen Bundes- und Länderförderungen auch genutzt werden. Denn im Moment würden noch beträchtliche Summen an Fördermittel zur Abholung bereitstehen. Laut Hecht seien zum Beispiel für Private im Rahmen der Sanierungsoffensive 2021 / 22 derzeit noch über 500 Millionen Euro verfügbar.
Sanierung einer Volksschule aus den 1960ern
Der Preis in der Kategorie „Öffentliche Bauten“ ging an die Volksschule Brixlegg in Tirol von der ARGE Architekturhalle Wulz-König ZT KG mit ILIOVAarchitektur und dem WDVS-Verarbeiter Hans Bodner BaugesmbH + CoKG. Im Zuge der Sanierung (Gebäude aus dem Jahr 1966) wurde eine 100%-ige Versorgung mit erneuerbarer Heizenergie sichergestellt und der Energieverbrauch um 82,17 % gesenkt. „Die Optimierung der thermischen Hülle ist integrativer Teil eines klugen Gesamtkonzeptes“, urteilte die Jury. Architekt Thomas Hörmann von der Architekturhalle Wulz-König kommentierte im Namen des Teams und der Arbeitsgemeinschaft mit Architektin Todorka Iliova: „Als Atrium-Schule war von Anfang an klar, dass es ein erhaltenswertes Gebäude ist. Statisch herausfordernd war, dass wir es massiv ausgehöhlt haben und quasi nur mehr den Rohbau hatten.“
Vorbild für großvolumigen Wohnbau
Die Wohnhausanlage Hauffgasse im 11. Wiener Gemeindebezirk gewann in der Kategorie Wohnbau. Saniert wurde sie von der GSD Gesellschaft für Stadt- und Dorferneuerung m.b.H. gemeinsam mit der ARGE Porr Bau GmbH und Zinglbau GmbH im Auftrag der BWS, Gemeinnützige allgemeine Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft. „Diese Sanierung hat Vorbildwirkung im großvolumigen Bau“, meinte die Jury. Neben der Ressourcenschonung sei auch die soziale Qualität des sanierten Gebäudes wichtig. Es wurden zahlreiche Maßnahmen umgesetzt: u. a. wurden Wohnungsfreiflächen vergrößert, 79 neue Dachgeschosswohnungen geschaffen, die Außenanlagen sowie die Gemeinschaftseinrichtungen revitalisiert. Der Heizwärmebedarf wurde von 119 kWh/m2a auf 23 kWh/m2a reduziert, was eine 80,67-prozentige Verbesserung bedeutet. Mit der diesjährigen Auszeichnung holt die GSD bereits zum vierten Mal die ETHOUSE Trophäe. Architekt Werner Rebernig sagte zum Projekt: „Wichtig war uns, eine bestehende Wohnhausanlage mit neuen Wohnungen zu versehen. Das heißt, wir sparen uns viele Grünflächen.“
Den Bestand erhalten und ergänzen
In der Kategorie „Wohnbau mit gewerblicher Nutzung“ siegte das Projekt Stadthaus Linz von mia2 Architektur ZT GmbH und dem Fassadenbauer Markmont GmbH (Wärmedämmverbundsysteme und energieeffiziente Produkte lieferte das Vorarlberger Unternehmen Röfix). Die Jury lobte den Umgang mit der Grundsubstanz des Gebäudes aus dem 16. Jahrhundert. Neben der Sanierung zu gewerblich genutzten Räumen wurde auch neuer Wohnraum geschaffen. Durch die umfangreichen Maßnahmen konnte der Heizwärmebedarf um knapp 78 % reduziert werden. „Das Thema Nachhaltigkeit umfasst neben der Energieeffizienz oder Materialwahl und Rohstoffe auch den Erhalt von Bestandsstruktur im städtischen Umfeld, damit eine kulturelle Grundcharakteristik beibehalten und weiterentwickelt wird“, sagt Architekt Gunar Wilhelm. Und Architektin Sandra Gnigler ergänzt: „Dieses Projekt hat uns unter anderem als Architekten, Bauherrn, Projekt- und Finanzierungsentwickler beschäftigt. Es freut uns, wenn dieser intensive Prozess eine Würdigung im Außen erhält.“ Dies war nicht die erste Auszeichnung. So erhielt das Stadthaus auch das Prädikat „Bauwerk des Jahres 2020“ von der oberösterreichischen Landesregierung und beim EU Preis für Architektur – Mies van der Rohe Award 2022 reichte es immerhin für eine Nominierung.