469 kuratierte Ausstellungen öffneten ihre Türen in Kopenhagen, für eine globale Design-Community, die aus 127 Ländern angereist war. Rund 60.000 registrierte Besucher zählte der 3daysofdesign-Event in diesem Jahr. Da es sich um ein offenes und kostenloses Designfestival handelt, liegt die tatsächliche Besucherzahl vermutlich weit höher. Gemeinsam war allen die geteilte Faszination für Gestaltung. „Die diesjährige Ausgabe hat uns daran erinnert, dass es bei großartigem Design nicht um die Unterschiede geht, die uns trennen. Es geht um die Möglichkeiten, die uns verbinden“, betonte Signe Byrdal Terenziani, Geschäftsführerin von 3daysofdesign. „Wir haben uns sehr gefreut, Zeugen einer so schönen, ruhigen Zusammenkunft fürsorglicher Menschen zu sein. Es ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie unser Festival im Kern ein Fest der Gemeinschaft ist.“
Shine a Light
Ein Teilaspekt des Festivals, war die hohe Anzahl an Präsentationen neuer Leuchten. 101 Copenhagen enthüllte die neue Frame Lighting Collection, die vom Begriff des Umami inspiriert ist. Meist mit dem Geschmackssinn assoziiert, besitzt Umami auch Relevanz für das Thema Design, denn es geht im Grunde um die perfekte Harmonie, um den Moment, wenn Kontraste sich in einem befriedigendem Ganzen auflösen. Die neue Leuchtenkollektion verkörpert diese Philosophie und bietet eine skulpturale Präsenz, die durch subtile Unterschiede und durchdachte Proportionen verfeinert wird. Leuchtenspezialist A-N-D zeigte seine Neuheiten im Rahmen einer facettenreichen Ausstellung im Kopenhagener Stadtteil Rosengården. Kuratiert rund um drei neue Leuchtenserien der Designer Lukas Peet und Caine Heintzman war auch eine Auswahl von zeitlosen Stücken zu sehen.
Mit „Upglas“ erzählen Designer Luca Nichetto und das italienische Unternehmen Astep eine Geschichte der Transformation, in der vergessene Fragmente kostbaren Muranoglases neu interpretiert und zu skulpturalem Licht erhoben werden. Als Astep-Gründer Alessandro Sarfatti Nichetto bat, eine Lampe aus recyceltem Glas zu entwerfen, stieß der Venezianer bei seinen Recherchen auf ein Start-up-Unternehmen, das mit 3D-Druck in Murano arbeitete. Im Produktionsprozess werden die Farben des Restglases zunächst sortiert und dann zu einer pulverartigen Masse gemahlen. Schließlich wird ein patentiertes, biologisch abbaubares Harz hinzugefügt. Das Ergebnis ist eine Paste, die in ihrer Konsistenz und Flexibilität Ton ähnelt. „Als ich dieses neue Material zum ersten Mal sah“, erklärt Nichetto, „kam mir die Idee, es von Hand auszurollen und auszubreiten, ähnlich wie man einen Teig für eine Pizza ausrollt, um es dann in eine Form zu bringen.“ Der Guss wird auf 400 Grad Celsius erhitzt, deutlich weniger als die üblichen 1.200 Grad, die sonst für Glasprodukte verwendet werden. Der handwerkliche Herstellungsprozess verleiht jeder Leuchte ihr attraktives Farbmuster und ihre haptische Präsenz.

Abstrakta präsentierte in Kopenhagen die jüngste Weiterentwicklung der Vika-Kollektion, eine Kooperation mit dem Amsterdamer Designer Khodi Feiz, die 2024 begann. Nun kann die akustisch wirksame Leuchte auch an der Wand montiert werden. „Die Vika-Wandleuchte kann sowohl vertikal als auch horizontal angebracht werden – vertikal in einem sich wiederholenden Muster oder horizontal in einer Linie. Sie sorgt für diffuses Raumlicht und verbessert gleichzeitig die Akustik in Büros, Cafés, Restaurants, öffentlichen Räumen und Wohnungen. Die Kombination aus weichen Filzplatten in verschiedenen Farben und der integrierten Beleuchtung schafft eine warme, einladende Atmosphäre“, meint Feiz.
FRANDSEN feierte bei 3daysofdesign Licht als formenden Faktor für Räume, Sinne und Geschichten. Das Unternehmen enthüllte die AW25-Kollektion. Mit dabei die ikonische „Ball“-Leuchte in einer tragbaren Version.

Ideen der „Jungen“
In der „Proof of Concepts“-Initiative geht es weniger um fertige Produkte als vielmehr um Objekte, die sich immer weiterentwickeln. Die Kopenhagener-Ausgabe der Ausstellung befand sich in einem historischen Gebäude an der Strandgade im Stadtteil Christianshavn. Eine ganze Reihe von Exponaten war dem Thema Leuchten gewidmet. So ist die „Obi“-Leuchte von SmithMatthias eine moderne Neuinterpretation des Kerzenhalters. Sie verfügt über einen drehbaren Reflektor, dessen rotierende Komponenten über Kugellager verbunden sind. „Obi“ ist vollständig aus Aluminium gefertigt. Das dänische Studio Juhl & Lange präsentierte „Droop“, eine minimalistische Leuchtenserie, die die Balance zwischen starrer Struktur und weicher Form auslotet. Jedes Stück kombiniert einen freiliegenden Rahmen im Industriestil mit einem drapierten Dacron-Stofftuch, das mit Druckknöpfen befestigt wird.
Emma Louise Payne und Phoebe Stubbs arbeiten an der Schnittstelle von Keramik und Glas. Sie präsentierten im Rahmen von Proof of Concepts „Meld“, eine skulpturale Leuchten- und Spiegelkollektion, die aus einer prozessorientierten Zusammenarbeit entstanden ist. Die Stücke, die Keramik-glasiertes Steinzeug mit mundgeblasenem Glas kombinieren, entstanden durch taktiles Experimentieren statt durch digitale Modellierung und spiegeln den kreativen Dialog zwischen Materialien, Machern und Methode wider. Das in Kopenhagen ansässige Studio Aspekt zeigte einen Leuchtenprototyp aus extrudierten Glasröhren und Holz. Glas, das typischerweise im Industriebereich verwendet wird, wurde sandgestrahlt, um das Licht sanft zu streuen und so seine klinische Nüchternheit zu mildern. Die Leuchte wurde ohne Hersteller entwickelt und ist eine Studie der Kontraste: technisch und doch intim, raffiniert und doch roh.
Der Dualismus der Kategorie Leuchten scheint sowohl angestammte Hersteller als auch jüngere Designer nach wie vor zu faszinieren. Lampen und Licht sind die Hauptfaktoren, um Atmosphären zu erschaffen. Mit ihrem kompetenten Einsatz steht und fällt der positive Eindruck eines Interieurs und damit zum Beispiel auch der Erfolg eines Restaurants, der Motivationsgrad in einem Büro oder die Aufenthaltsqualität eines öffentlichen Raums.