Im Vorfeld der Stockholm Design Week 2023 wurden die Sieger der erstmals verliehenen Scandinavian Design Awards bekannt gegeben. Ein Preis, der sowohl etablierte Kreative wie auch Newcomer aus Architektur und Design aus den Ländern Schweden, Norwegen, Dänemark und Finnland berücksichtigt. Die Awards werden vom Verlagshaus „It Is Media“ und der Stockholm Furniture Fair organisiert.
Die Scandinavian Design Awards wurden in acht Kategorien vergeben: Architecture of the Year, Furniture of the Year, Interior detail of the Year, Designer of the Year, Garden design of the Year, Producer of the Year, Rising Star of the Year und Sustainability Award of the Year. Den Preis für die Architektur des Jahres erhielt BIG (Bjarke Ingels Group) für die Möbelfabrik „The Plus“. Es handelt sich um ein Infrastrukturprojekt für den norwegischen Möbelhersteller Vestre und beinhaltet eine Fabrik, ein Besucherzentrum sowie einen 300 Hektor großen Park. Nachhaltigkeitskriterien spielten beim Bau der Anlage eine Hauptrolle. Die Bestrebungen in diese Richtung wurden mit einem BREEAM Outstanding Siegel belohnt. Der Bau dauerte nur 18 Monate. Das Gebäude besteht aus lokalem Massivholz, kohlenstoffarmem Beton und recyceltem Stahl. Die 7000 m² große Fabrik ist von einem öffentlichen Park umgeben, in dem gewandert und sogar gecampt werden kann. Für diese umfangreichen Bestrebungen im Hinblick auf größtmögliche Umweltfreundlichkeit erhält Vestre die Auszeichnung Sustainability Award of the Year 2023.
Das Möbel des Jahres ist die 4PM chaise longue, die Christ Martin für Massproductions entworfen hat, einen Lounge-Sessel, der selbst zusammen gebaut werden kann. Die Jury schreibt: „Die Tatsache, dass Chris Martin und Massproductions in Anlehnung an die Tradition von Enzo Mari einen einfachen, aber dennoch ästhetischen Lounge-Sessel entworfen haben, den man bauen und zu etwas Einzigartigem entwickeln kann, ist einfach brillant.“ Massproductions erhält auch die Auszeichnung Producer of the Year. Der Grund dafür liegt laut Jury in der Kombination aus cleverem, sensiblem Design, guter Geschäftsführung und einem ordentlichen Schwung Gewagtheit. Seit 2009 setzt das Unternehmen auf nachhaltige Produktion und Qualität, wobei es die volle Kontrolle über die gesamte Wertschöpfungskette behält.
Designer of the Year ist das schwedische Duo Folkform. „Uns interessieren die Hierarchien, die wir Materialien verleihen“, sagt Anna Holmquist, die das Studio 2005 zusammen mit Chandra Ahlsell gründete, nachdem sie sich am Konstfack College of Art, Craft and Design in Stockholm kennengelernt hatten. Die Jury hebt in ihrem Urteil die „akribische Recherche“, die Inspirationen durch die Designgeschichte sowie das Festhalten an der eigenen Designphilosophie hervor.
Der Garden Design of the Year Award geht an Mariann Gundersen. Sie verfolgt den Ansatz der Gartendesign-Legende Piet Oudolf und versucht seinen Stil an die nordischen Gegebenheiten anzupassen. Konkret hat sie einen Garten auf Justøy in Südnorwegen gestaltet, wo die Bepflanzung mit der umgebenden Natur interagiert. Es ist ein Garten, der die Sinne anspricht – mit seinem natürlichen und sich ständig verändernden Aussehen. Den Preis Interior detail of the Year erhält die „Soft Serve Lamp“ von Crème Atelier. Die wellenartige Form der 3D-gedruckten Tischleuchte wirkt klassisch und wurde doch mittels modernster Technologie hergestellt.
Der Rising Star bei den Scandinavian Design Awards ist Antrei Hartikainen. Der Finne verbindet die Fähigkeiten eines Tischlermeisters mit dem Anspruch eines Designers, was in Objekten, Möbeln und Installationen mündet, in denen die traditionellen Grenzen zwischen Funktion und Kunst verschwimmen. Seine Arbeit, die von Handwerk und Materialität bestimmt wird, ist oft elegant und skulptural. „Ich habe umfassend im Bereich Holzdesign gearbeitet. Mein Ziel ist es, Produkte und einzigartige Stücke zu schaffen, die auf die Themen Praxis, Handwerk und das Medium selbst reagieren. Meine Leidenschaft, die vielfältigen Möglichkeiten von Holz zu entdecken, verleiht meiner Arbeit einen nachhaltigen Impuls“, sagt Hartikainen.
Die Jury der Scandinavian Design Awards 2023 setzte sich aus einer Reihe von Top-Vertretern der Architektur- und Designbranche aus Schweden, Norwegen, Dänemark und Finnland zusammen. Vorsitzender war der Architekturhistoriker Martin Rörby. Dieser neue Preis soll nach dem Swedish Design Awards by Rum, ebenfalls von „It Is Media“ ausgerichtet, sowie den Editor’s Choice Awards der Stockholm Furniture Fair, einem nordischen Designpreis mehr Gewicht verleihen. Es soll eine wirkungsvolle Plattform entstehen, die internationale Anerkennung genießt.