Das Medium Video ist in Design und Architektur eine hervorragende Möglichkeit, Ideen zu präsentieren. Die Verwendung von Bewegtbild hat in den letzten Jahren stark zugenommen und vor allem junge Designer stellen ihre Konzepte und Visionen gerne auf diese Weise vor. Dabei verfügen sie zum Teil über sehr gute Kenntnisse in der Gestaltung von experimentellen Videos. Zu beobachten war dies unter anderen im Zuge der letzten Dutch Design Week (DDW) in Eindhoven (Niederlande). Aus der Flut von Videos stechen einige heraus, sei es aufgrund ihres künstlerischen Anspruchs, ihrer redaktionellen Qualität oder einer schlüssigen Präsentation. Die TOP 3-Videos der FORMFAKTOR-Redaktion sind in diesem Artikel aufgeführt.
Der ohne Zweifel anspruchsvollste Film im Hinblick auf die tiefgreifenden Überlegungen und deren adäquate Umsetzung ist „Possession to Nature von Jimin Hong. Die südkoreanische Designerin stellt die Frage, was es bedeutet, die Natur zu besitzen. Ihr Ausgangspunkt dafür war der Territorialstreit im südchinesischen Meer. Der Mensch will besitzen, er kämpft um Territorien, zieht Grenzen und hält sie in Karten in einer bestimmten Sprache fest. Jimin nimmt nun die Position der Natur ein – aus deren Sicht es keinen Besitz gibt. Deshalb stellt sie in ihrem Film Fragen wie „Welche Sprache spricht die Natur?“, „Welche Geschwindigkeit ist eine Sekunde für die Natur?“, „Ist es möglich, Natur zu besitzen?“ oder „Kann der Mensch überhaupt irgendetwas besitzen?“. Eine Antwort der Designerin lautet, dass dieses Konzept des Eigentums für die Natur völlig bedeutungslos ist. Der Film von Jimin Hong impliziert auch die Kritik, nachdem sich der Mensch als Herr über die Natur aufgeschwungen und sie nach seinen Bedürfnissen verändert hat, wo er doch selbst nichts anderes als Teil von ihr ist.
Gut gemachte Videos eignen sich nicht nur zur Vermittlung von reinen Informationen, ihre visuelle Kraft bringt einen starken zusätzlichen Eindruck des Themas und der beteiligten Personen. (Ein Effekt, der im Fernsehen oft missbraucht wird). Ein hervorragendes Beispiel ist das Projekt-Video zu „Nederland in 2148“, eines Lehrgangs der Van Hall Larenstein University of Applied Sciences (VHL). Studenten des Studiengangs Garden and Landscape Design haben sich der Fragestellung „The Nederlands in the year 2148“ gewidmet und anhand von sechs Szenarien Modelle für verschiedene Gebiete der Niederlande erstellt, wie diese in 125 Jahren aussehen könnten. Vor genau 125 Jahren wurde der Studiengang für Landschaftsgestaltung gegründet.
Das dritte Video der FORMFAKTOR TOP 3 Liste zeigt eine herausragende Produktpräsentation eines kleinen Unternehmens, das mit der Idee eines vertikalen Plattenspielers, dessen Scheibe sich gegen den Uhrzeigersinn dreht, für Furore sorgte. Das Design von „Wheel“ ist minimalistisch und stammt von Peter, Piet und Greet, die mit ihrem Familienunternehmen Miniot im nordholländischen Schagen, an der kontinuierlichen Weiterentwicklung ihres Konzepts arbeiten. Gefertigt wird der Senkrecht-Plattenspieler von Hand unter Zuhilfenahme von Hightech-CNC-Druckern sowie Schneid-, Dreh- und Fräsmaschinen. Auch die Elektronik und Software wird inhouse entwickelt.