Home Design Unter der Oberfläche – Helsinki Design Week 2024

Unter der Oberfläche – Helsinki Design Week 2024

von Markus Schraml
Die Helsinki Design Week findet 2024 vom 6. bis 15. September statt. © Helsinki Design Week

Das größte Designfestival in Skandinavien, die Helsinki Design Week (6. bis 15. September), wird 2024 bereits zum 19. Mal veranstaltet. 2005 von Kari Korkman gegründet, bietet es heute um die 250 Events, die die finnische Hauptstadt in ein Designmekka verwandeln. Ausstellungen, Diskussionen, Workshops und Showrooms sorgen für ein vielfältiges Bild des Gestaltungsfeldes. Mittlerweile ikonische Formate wie „Design Diplomacy“ oder der „Design Market“ verdeutlichen die Ausrichtung des Festivals, das programmatisch breit aufgestellt und sowohl auf Designprofis als auch allgemeines Publikum zugeschnitten ist.

Das diesjährige Thema lautet „Underneath“ (deutsch: unterhalb / darunter). Es spiegelt das Bestreben von HDW-Programmdirektorin Anni Korkman wider, Design nicht nur als die schöne Oberfläche verständlich zu machen, sondern auch die Prozesse dahinter zu zeigen. „Allen Neuheiten, die auf Designfestivals präsentiert werden, geht eine Entwicklungsphase voraus. Dieser kreative Prozess wird oft als mystisch dargestellt, und das aus gutem Grund. Wir können einfach nicht genau sagen, woher die Ideen kommen. Es ist unmöglich zu lernen, wie man Momente der Erkenntnis perfekt reproduziert. Designer müssen die Frage nach ihren Inspirationsquellen wieder und wieder beantworten – einfach, weil wir lernen wollen, zu verstehen, wie jemand erfindet und kreiert“, erläutert Korkman. Mit „Underneath“ sollen diese Entwicklungsphasen an die Oberfläche gebracht und tief in die Gestaltungsprozesse eingetaucht werden.

Anni Korkman ist Programmdirektorin der HDW. Foto © Heli BlaÌfield

Bankhaus als Festivalzentrale

Als Festivalzentrale fanden die Organisatoren diesmal ein altes Bankgebäude aus den frühen 1980er-Jahren, das Paasivuorenkatu 3 im Stadtteil Hakaniemi. Das Haus befindet sich im Eigentum von Immobilienentwickler Antilooppi, dem Hauptpartner des Festivals. Dort wird es Diskussionen, Installationen und verschiedene Abendevents geben. Die historischen Räume sollen mit nordischen Einrichtungselementen, Textilien und Möbeln ausgestattet werden und bieten sich als idealer Treffpunkt an. Neben Marimekko ist Let Me Wine, bekannt für seine farbenfrohen Weine, Programmpartner des Festivals. Ein Highlight ist die Konzept-Bar Unikko in Residence, die bereits in diesem Frühjahr die Besucher der Milan Design Week begeisterte und die in Zusammenarbeit mit der Publikation Apartamento entstand. Sie wird vom Mittwoch, den 11. September bis Samstag, den 14. September, geöffnet sein.

„Events können die Welt verändern, wenn die Begegnungen, Gedanken und Phänomene, die dabei entstehen, zu etwas Dauerhaftem werden. Mit fast 20 Jahren Erfahrung wissen wir, dass ein sorgfältig durchgeführtes kulturelles Event eine starke Erinnerung hinterlassen und am gewählten Ort – einem Gebäude oder einem Wohnblock – einen eigenen Geist erzeugen kann“, meint Kari Korkmann, Gründer und CEO der Helsinki Design Week.

In einem 1981 erbauten Bankhaus wird die Festivalzentrale der HDW eingerichtet. © Helsinki Design Week

Auf der Bühne neben der Bar Unikko wird jeden Tag über Design diskutiert. Das Thema am Mittwoch ist Mode und neue Materialität. Anwesend sind Top-Designer aus dem Norden: Maja Freiman (Main Nué, Schweden), die isländische Designerin Sól Hansdóttir, Stylistin Claudia Cifu und die Designerin Noora Yau. Die Keynote hält Ane Lynge-Jorlén, Leiterin der dänischen Organisation ALPHA. Das Thema am Donnerstag ist Architektur, wo David van der Leer, Liza Chong, Linda Liukas, Johannes Suikkanen, Teemu Suviala, Ervin Latimer und Kieran Long auftreten werden. Die Keynote hält Paola Antonelli, Chefkuratorin für Architektur und Design am Museum of Modern Art (MoMA) in New York. Am Freitag werden Marimekkos Design Director, Home & Print Design, Minna Kemell-Kutvonen, Habitares Creative Lead Päivi Helander und die Illustratorin Ulla Donner zusammen mit Anni Korkman versuchen das Geheimnis des kreativen Prozesses zu ergründen. An diesem Tag werden auch die Gewinner der Helsinki Design Awards zu Gast sein. Der Abend endet mit der rasanten PechaKucha-Nacht.

Design zum Kaufen

Neben der Festivalzentrale bespielt die HDW Dutzende Orte in der ganzen Stadt. Die erste Etage der Cable Factory wird am 7. und 8. September wieder den Design Market beherbergen. Genauso wie den 2023 eingeführten Collectors‘ Market, der sich auf Vintage- und Sammlerraritäten konzentriert. An Freitagnachmittagen werden die Studiotüren geöffnet, wenn das Format „Open Studios“ die Stadtviertel zum Leben erweckt und die Einheimischen einlädt, die Alltagswelt kreativer Menschen zu erkunden. Bei den Design Diplomacy-Veranstaltungen (11.–13. September) werden Botschafter HDW-Gäste in ihren Häusern willkommen heißen, die zwei Designern beim launigen Konversationskartenspiel zuschauen können.

Produkte und Konzepte

Innenarchitektur-Enthusiasten und -Profis können die „Habitare Fair“ im Messukeskus Helsinki besuchen (11.–15. September) und im neuen Marsio-Gebäude der Aalto-Universität findet die Ausstellung „Designs for a Cooler Planet“ statt (6.–15. September), was in Finnland wohl nur eine sehr eingeschränkte Notwendigkeit sein dürfte. Konkret werden dort Prototypen neuartiger Materialien, Textilien und Lösungen der Aalto-Universität zu sehen sein. Thematisch geht es unter anderem um die Förderung der Artenvielfalt, um Cybersicherheit und es wird auch ein Blick in den Weltraum geworfen. Die ausgestellten Projekte befinden sich in verschiedenen Entwicklungsstadien, von spekulativem Konzept und Prototypen bis hin zu Pilotprojekten und kommerziell tragfähigen Lösungen.

In der Aalto-Universität können Besucher spannende neue Entwicklungen und Designkonzepte sehen. Foto © Tuomas Uusheimo

Unter der Oberfläche

Das Programm der Helsinki Design Week will einen tiefen Einblick in das Thema Design bieten. Es soll die Möglichkeit eröffnen „aus der Vergangenheit zu lernen und offen in die Zukunft zu blicken. Deshalb möchten wir den Besuchern und Machern unseres Festivals die Chance bieten, offen darüber nachzudenken, was im Moment am wichtigsten ist. Für welche Art von Realität arbeiten wir jetzt und in Zukunft? Die Antwort liegt möglicherweise unter der Oberfläche“, betont Programmchefin Anni Korkman.



Weitere TOP-Artikel