Home Architecture Die pädagogische Kraft von Gestaltung – Design Educates Awards 2024

Die pädagogische Kraft von Gestaltung – Design Educates Awards 2024

von Markus Schraml
Die Design Educates Awards werden von der Laka Foundation organisiert. Foto: Gold Prize-Winner der Architektur-Kategorie – Konzertsaal Haus Marteau. © Edward Beierle/Peter Haimerl Architektur

Der 2019 erstmals ausgetragene Wettbewerb Design Educates, ist darauf ausgerichtet, den bildenden Wert von Design und Architektur zu würdigen. Der Award wird in den Kategorien Architektur, Produktdesign, responsives Design und universelles Design vergeben. „Wir wollen nicht bloß ästhetisch und technisch ansprechende Gestaltungen – wir wollen etwas, das echten Mehrwert bietet. Wir möchten einen zusätzlichen Nutzen mit langfristigen Auswirkungen, die die steigende Komplexität in unserem Leben jetzt und in Zukunft berücksichtigen“, erläutert Peter Kuczia, Kurator und Initiator der Design Educates Awards die Hintergründe.

Der „Winner of the Year“ in der Architektur-Kategorie ist Satoshi Okada architects für ein Projekt in Shizuoka (Japan), die GALLERY U/a, ein Ort zur Aufbewahrung von Supersportwagen. Der Zusatzbau befindet sich direkt hinter der 2012 fertiggestellten VILLA U/a. Die erste Inspiration war ein vages Bild von perfekten Automobilen, die aus einem angelegten Bambuswald hervorstechen. Um dies zu erreichen, entwarfen die Architekten ein fast unsichtbares Gebäude – eine mit Ausnahme eines dünnen Dachs vollständig transparente Figur. Der flache Quader besteht aus einem Quadrat mit einer Kantenlänge von 13,5 m und einer Höhe von 3,5 m, ist auf allen Seiten verglast und wird von einer extrem leichten Stahlkonstruktion getragen.

Award für Produktdesign

Mit einem ganz speziellen Kartenspiel gewann die URBANMODEL research group, ein Zusammenschluss von Studenten der Architekturabteilung der polnischen Silesian University of Technology, den Winner of the Year-Award in der Kategorie Produktdesign. Das Housing Estate Game ist ein Brettspiel, ein urbanes Kartenspiel, das auf die Themen Wohndichte und Wohngebietsgestaltung aufmerksam machen soll. Zwei Sätze von 56 Karten, die in 2D- und 3D-Decks dargestellt werden, stellen unterschiedliche Modelle von Wohnsiedlungen dar. Je höher der Kartenwert, desto höher die Bebauungsdichte. Die Farben der Karten entsprechen wichtigen Rollen im Entwurfsprozess: Bewohner, Entwickler, Ökologe und Planer. Jede Karte symbolisiert ein Entwicklungsgebiet von 1 Hektar mit zugehöriger Infrastruktur. Für jede Karte werden sechs charakteristische städtische Indikatoren unterschieden. Die Karten haben ihre Referenz in Form von räumlichen digitalen Modellen. Diese wurden in den Anwendungen Sketchfab und Augment verfügbar gemacht, um virtuelle und erweiterte Realität nutzen zu können. Dadurch kann das Spiel gleichzeitig in der realen und digitalen Welt erlebt werden.

Papier aus Laubresten

Releaf Paper gewinnt mit seinen „Releaf Bags“ den Hauptpreis in der Kategorie responsives Design. Das französische Unternehmen ist der weltweit erste Hersteller von Papierverpackungen aus Laubfasern. Bioabfälle werden in ein Papier verwandelt, für dessen Herstellung kein einziger Baum gefällt wurde. Ziel des Projekts „Releaf Bag“ war die Entwicklung funktionaler und nachhaltiger Einkaufstaschen für Marken und Einzelhändler. Die Taschen werden aus Releaf-Papier hergestellt und stellen eine Verpackung der neuen Generation dar, die sich heutigen Herausforderungen stellt: Abholzung der Wälder, wachsender Verpackungsbedarf, wachsendes Umweltbewusstsein der Kunden und Nachhaltigkeitsvorschriften.

In der Kategorie Universal Design geht der „Winner of the Year“-Preis an ein Team des israelischen Technologieinstituts Technion. Ein Team von Studenten hat sich unter dem Titel „Tree Seek“ mit der Anpflanzung von Bäumen befasst. Es entstand ein Set, das dabei helfen soll, Setzlinge während ihrer kritischen Anwachsphase zu schützen und zu unterstützen. Das Design und die Materialität sind inspiriert von einheimischen landwirtschaftlichen Techniken, die dafür bekannt sind, lokale Ressourcen zu nutzen, um pflanzen unterstützende Mikroklimata in rauen Umgebungen zu schaffen. Diese uralte Weisheit wird in „Tree Seek“ unter Verwendung fortschrittlicher Design- und Fertigungswerkzeuge nachgestellt. Das Projekt nutzt computergestützte Designtechniken, um ein optimales Mikroklima zu schaffen, das speziell auf die Bedürfnisse verschiedener Baumarten unter lokalen Klimabedingungen zugeschnitten ist.

Emerging Designers und Solarlux Choice Award

Die beiden Preise für „Emerging Designers“ gehen nach Japan und in die USA. Das japanische Projekt „Ripple“ von Takatoku Nishi zielt auf das Erleben der natürlichen Umgebung ab. Die Idee dahinter ist, dass Umweltschutz nur dann richtig praktiziert werden kann, wenn die Menschen zunächst die Schönheit der Natur begreifen. Ein Gefühl dafür soll mittels eines Dachaufbaus visualisiert und vermittelt werden. Konkret ist dieser architektonische Raum eine bemerkenswerte Manifestation der durch die Atmosphäre verursachten saisonalen und tageszeitlichen Veränderungen. Die Phänomene, die man dabei erleben kann, unterscheiden sich je nach Tageszeit, zu der man sich hier aufhält. Es handelt sich um eine zufällige Schöpfung der Natur, die der Mensch nicht manipulieren kann.

Das japanische Projekt „Ripple“ von Takatoku Nishi zielt auf das Erleben der natürlichen Umgebung um uns herum ab. Licht (durch Röhren in der Decke) und Wind sind die Hauptakteure dieser Struktur. © Takatoku Nishi

Ein Team von Studenten in Texas (USA) hat ein temporäres Gebäude auf einer ehemaligen Plantage von Prairie View A&M (PVAMU) aufgebaut, einer historischen afroamerikanischen Hochschule und Universität. Die bauliche Struktur sollte an die Anwesenheit derer erinnern, die einst auf dem Gelände einer Plantage als Sklaven schufteten. Das Projekt wirft die Frage auf: Was und wie können wir angesichts der tragischen Geschichte eines Ortes dort bauen? Das Gebäude besteht aus einem biologisch abbaubaren Rahmen und einer Haut aus Zellulose. Es ist aus Papierelementen gefertigt, die aus Gras recycelt wurden, das von Studenten und Lehrkräften auf dem ursprünglichen Plantagengelände geerntet wurde. In erster Linie ist dieses Projekt allerdings gegen das Vergessen der Geschichte gerichtet.

Der Design Educates Award des Sponsors Solarlux, der Solarlux Choice Award, geht nach Katalonien. MO.CA ist ein Mobilheim und eine Bildungsplattform aus lokalem, mit Dübeln verleimtem Holz (DLT), das im Rahmen des Masterprogramms „Advanced Ecological Buildings & Biocities“ (MAEBB) auf dem Campus der Valldaura Labs des Institute of Advanced Architecture of Catalonia (IAAC) entwickelt wurde. Die bewegliche Fassade besteht aus zwei sich ergänzenden Schichten – einer Reihe von Glastüren und einer Stofffassade – die gemeinsam eine Anpassung des zentralen Raums ermöglichen. Bei vollständiger Öffnung löst sich die Grenze zwischen Innen und Außen komplett auf.


Mehr zum Thema


Weitere TOP-Artikel