Die vielseitige Programmstruktur der Helsinki Design Week (HDW) 2023 stellte die Vitalität dieses wichtigsten Designfestivals des Nordens unter Beweis. Mit 130 Design- und Stadtkultur-bezogenen Veranstaltungen mutierte die finnische Hauptstadt einmal mehr zur Designcity. Unter dem Motto „Once upon a time“ versammelte zum Beispiel die Hauptausstellung im Merkortteli-Block die relevantesten Namen im nordischen Design unter einem Dach. Dort fand auch die abschließende „Helsinki Design Night“ statt.
Spannende Formate waren unter anderem „A House by an Architect“, wo Architekten inspirierende Wohnprojekte von Kollegen präsentierten oder die Diskussionsreihe „Design Diplomacy“, die Botschaftsresidenzen der Öffentlichkeit zugänglich macht. Zu den neuen Veranstaltungskonzepten gehörten der Collectors’ Market parallel zum beliebten Design Market und die multidisziplinäre Soiree-Reihe „Art Goes Showroom“.
Open Studios Spaziergänge
Zu den Hauptattraktionen des Festivals zählten ohne Zweifel die Open-Studios-Spaziergänge, bei denen die Arbeitsräume von Kreativen in Helsinki vorgestellt wurden und wo Interessierte in den kreativen Prozess lokaler Designagenturen Einblick gewinnen konnten. Das Spektrum der beteiligten Studios reichte von Grafik- und Digitaldesign bis hin zu Innenarchitektur. Diese an zwei aufeinanderfolgenden Freitagen organisierte Veranstaltungsreihe zeigte, dass es viele Menschen gibt, die mehr über die in der Stadt arbeitenden Kreativprofis erfahren und Kontakte knüpfen möchten. Räumlichkeiten, die normalerweise für die Öffentlichkeit geschlossen sind, fungieren dabei wie Magneten. Partner dieser Veranstaltung war die Kartenanwendung Story Drops, mit der die Besucher Kurzinterviews der einzelnen Studiogründer anhören konnten. Die Geschichten der Studios sind weiterhin online verfügbar.
Design für Kinder
Die HDW und der finnische Verband für Design Learning SuoMu organisierten zusammen mit Hakola und Tactic Games zu Beginn des Festivals die HDW Children’s Design Week, um Kindern eine Stimme und Vision im Hinblick auf urbanes Design zu geben. Am Wochenende fand in der Cable Factory eine Designparty für die ganze Familie statt. Auf dem Programm standen ein Workshop zur Herstellung von Protestschildern und ein „Color Riot“, bei dem die Kinder gemeinsam mit einem Profi das Zimmer ihrer Träume gestalten konnten.
Designausbildung und -lernen wurden auch durch den Helsinki Design Award gefördert, der von der HDW und der Stadt Helsinki verliehen wird. Die Jury vergab den diesjährigen Preis an die Arabia Comprehensive School, die die Design-Learning-Prinzipien seit langem systematisch und in ihrem gesamten Lehrplan anwendet.
Ein Fokus lag 2023 auf dem Design für und mit Kindern: HDW Children’s Design Week. © Aleksi Poutanen
Das Thema Design und Kinder wurde auch mit dem Helsinki Design Award gewürdigt. © Aleksi Poutanen
HDW und Aalto-Universität
Die HDW arbeitet schon lange mit der Aalto-Universität zusammen. Die Ausstellung „Designs for a Cooler Planet“ in Otaniemi setzte die anspruchsvollen Ausstellungen der vergangenen Jahre fort. Aalto-Forscher, Designer und Studenten luden Besucher auf den Campus ein, Dutzende vielseitiger Forschungs- und Lernprojekte zu erkunden. In diesem Jahr bespielten die Aalto-Studenten auch die erste Etage des Hauptveranstaltungsortes Merikortteli, um die Diplomarbeiten ihres Masterstudiengangs in zeitgenössischem Design auszustellen.
Ein gutes Alltagsleben
Die Hauptausstellung, die im obersten Stockwerk von Merikortteli mit Blick über die Dächer des Punavuori-Bezirks kuratiert wurde, verdeutlichte, dass die HDW eine Home Base braucht, um Unternehmen und Communities den bestmöglichen Rahmen zu bieten, um sich, ihre Produkte und Ideen zu präsentieren. Die Ausstellung „a good everyday life“ versammelte die Spitze des hauptsächlich nordischen Designs in einem Raum. Neuheiten wurden unter anderem von Mumin Arabia, Tulikivi und dem Wuud-Projekt der Aalto-Universität vorgestellt.
Aalto Wuud © Aleksi Poutanen
Tulikivi © Aleksi Poutanen
Rakla präsentierte in Zusammenarbeit mit Ponsia eine Glasinstallation, die aus Fragmenten von Werken dreier zeitgenössischer Künstler bestand. Damit sollte Architekten gezeigt werden, wie bildende Kunst Fassadenkonstruktionen ergänzen und wie man Kunst im Glasbau sowie für Fassadenlösungen nutzen kann. Henki Furniture präsentierte den von Harri Koskinen entworfenen Schrank „Room for Thoughts“, einen Batterieladeschrank. Er dient zum Aufbewahren und Aufladen von Geräten wie Laptops, Tablets und Smartphones. Dieses Produkt kann dazu beitragen, Ordnung in die Flut von technischen Geräten im Haushalt zu bringen.
Ponsia und Rakla © Aleksi Poutanen
Henki Furniture © Aleksi Poutanen
Die „Nest“-Installation, die von der finnischen Leuchtenmarke FINOM und der japanischen Textil- und Modemarke minä perhonen gebaut wurde, stellte den Besuchern die Frage: Hat uns unser von Technologie bestimmtes Leben dazu gebracht, uns selbst und die Vorteile und Freuden des Ausruhens und Träumens zu vergessen? Was kann passieren, wenn wir uns für einen Moment von äußeren Reizen lösen und in einen traumähnlichen Zustand geraten? Die Menschen wurden ermutigt, auf Steinkissen zu sitzen und sich an einer Wolldecke zu erfreuen. Die Beleuchtung des Raums stammte von Pilz- und Wolkenlampen aus finnischem Birkenfurnier.
Die Installation von Artek + Juslin Maunula stellte die Tile-Kollektion vor. Objekte, die vom Keramikkünstler und Designer Xavier Mañosa entworfen und hergestellt wurden. Die aus der Keramik bekannte Extrusionstechnik setzte Mañosa für diese Objekte auf innovative Weise ein. Darüber hinaus wurden weitere themenbezogene Produkte ausgestellt, darunter eine Stehleuchte aus der Kori-Kollektion und Textilprodukte aus der Jumble-Kollektion, die aus überschüssigen Materialien der Textilindustrie hergestellt wurden.
Finom und minä perhonen © Aleksi Poutanen
Artek + Juslin Maunula im Merikortelli. © Aleksi Poutanen
Die Helsinki Design Week wurde 2005 gegründet und ist das größte Designfestival in den nordischen Ländern. Das Festival bietet den Bürgern eine Plattform zur Beteiligung an der Entwicklung der Stadt und der damit verbundenen Diskussion. Das internationale Programm umfasst jedes Jahr rund 150 Veranstaltungen, die sich sowohl an Fachleute als auch an die breite Öffentlichkeit richten. Es besteht aus Hauptveranstaltungen, Begleitveranstaltungen und Satellitenveranstaltungen.