Beim österreichischen Architekturwettbewerb Superscape, der in seiner 6. Ausgabe von der WBV-GA Wohnbauvereinigung für Privatangestellte und Lenikus Immobilien ausgelobt wurde, lautete das diesjährige Motto: „FORM FOLLOWS ENVIRONMENT – Regenerative Architektur“. Insgesamt 82 Konzeptskizzen von Teilnehmern aus 22 Ländern wurden eingereicht. Nachdem die Jury (Anna-Vera Deinhammer, Angelika Fitz, Thomas Romm) eine Shortlist von sechs Konzepten ausgewählt hatte, fiel die Siegerwahl auf das Projekt von Anna Orbanic aus Kroatien. Mit „the Breathing Ground. (sub)terranean architecture as an environmental instrument” habe sie das Thema der regenerativen Architektur am besten visioniert.
Orbanic, die an der Akademie der bildenden Künste in Wien Architektur studiert hat, wählte als Versuchsstandort eine Brachfläche in Wien. Dort erstellte sie das Konzept eines unterirdischen Theaters und darüber liegende Gärten. Dieser Entwurf einer neuen architektonische Typologie soll Biodiversität fördern und einen angenehmen Effekt auf das Stadtklima haben. Der neue unterirdische Raum soll über das ganze Jahr hinweg eine stabile Temperatur aufweisen. Mithilfe des Aushubmaterials soll es möglich sein, über der Erde hohe Türme zu errichten, die so weit hinaufragen, dass sie immer dem Wind ausgesetzt sind. Dadurch soll ein Ventilationsprozess in Gang gesetzt werden. Die Idee ist, dass die unterirdische Konstruktion weiterwächst und ein ganzes Netzwerk entsteht. Der oberirdische Raum soll gleichzeitig zunehmend mit Gärten ausgestaltet werden, was einen Kühleffekt auf die Stadtlandschaft haben würde. Zu Ende gedacht würde dieses Konzept alle Stadtmenschen in den Untergrund verbannen und die Oberfläche ein einziger großer Garten sein, in dem die „Morlocks“ dann wandeln dürfen.
Ideenwerkstatt für Visionen
Die Initiative Superscape folgt dem Narrativ der Notwendigkeit eines völligen Umdenkens in der Architektur. Dies bedeutet, das Bauten eine Erweiterung des vorhandenen Ökosystems sein sollen. Es geht um eine Einheit zwischen Architektur und Natur, die sich positiv auf die Ökologie des Orts auswirkt. In diesem Zusammenhang soll Superscape eine Art Ideenwerkstadt sein, in der Visionen dargestellt und mögliche neue Wege aufgezeigt werden.
Im Rahmen der Preisverleihung des Superscape 2024 durfte sich die Siegerin Anna Urbanic über ein Preisgeld von 10.000 Euro freuen. Die übrigen Teilnehmer der Shortlist erhielten jeweils eine Aufwandsentschädigung von 2.000 Euro. Ganz dem Motto des Wettbewerbs entsprechend, lag auch bei den Shortlist-Projekten der Fokus auf „Natur (zurück) in die Stadt“, sei es mithilfe von KI, durch juristisches Oktroyieren oder einfach durch die umfassende Aktivierung ungenutzter Stadträume.