Neben bulthaup und Poggenpohl ist SieMatic einer der drei deutschen Küchenspezialisten, die das Premiumsegment besetzen. Im Rahmen der diesjährigen Mailänder Möbelmesse bespielten die beiden ersteren noble historische Orte mit faszinierenden Projekten, während SieMatic in seinem eigenen Mailänder Showroom die Zukunft der Qualitätsküche präsentierte. Die sieht der Hersteller aus Löhne in einer Kombination aus attraktivem Design und hervorragender Funktionalität.
Die Entwicklungszyklen bei Küchenproduzenten sind langfristig ausgelegt. Dabei werden einmal festgelegte Küchenlinien kontinuierlich weiterentwickelt, neue Details hinzugefügt und Funktionalitäten dem Stand der Zeit angepasst. Im Fall von SieMatic ist dies die neue Generation der SieMatic S2, mit der der grifflose Küchenklassiker für die wohnlichen Anforderungen der Gegenwart neu interpretiert wird. Im Vordergrund steht das Spiel mit Unsichtbarem und Sichtbarem. Dabei geht es um ästhetische Oberflächen, die im Handumdrehen ihr praktisches Innenleben offenbaren und auch in dieser Stellung gute Figur machen. Die Funktionalität zu Verstecken ist der immer stärkeren Integration der Küche in den Wohnbereich geschuldet. Auf diese Weise passt sich das Küchendesign an das Wohn- oder sogar Schlafzimmer an bzw. schafft schöne Übergänge in diese Bereiche.
Für Joerg Ditz, Leitung Produktdesign SieMatic, ist dieser Megatrend nichts Neues, sondern vielmehr Mainstream, denn die Öffnung der Küche sei schon seit 20 Jahren ein Thema. „Es ist also nichts Neues, aber trotzdem ein Thema, das sehr stark gespielt wird. Das hängt damit zusammen, dass in vielen Märkten das Verkaufen, das Gestalten von Küchen anders vonstattengeht. Zum Beispiel planen Innenarchitekten und Architekten ganze Apartments, ganze Häuser. Sie durchdenken das Ganze insgesamt, kombinieren Materialien, designen Übergänge, wo die Küche in den Wohn-Essbereich übergeht – oder sogar ins Schlafzimmer oder in den begehbaren Kleiderschrank“, betont Ditz.
Um diese Übergänge entsprechend gestalten zu können, müssen Küchendesigner Elemente kreieren, die dies leisten können. „Die Secret Spaces sind ein gutes Beispiel dafür. Dadurch kann ich völlig monochrome Wände planen und durch simples Öffnen mit einem anderen Material spielen bzw. Durchblicke schaffen. Und natürlich kann ich den Secret Space auch offen stehen lassen und er sieht einfach gut aus. Das kann ich mit einem herkömmlichen Küchenschrank nicht machen“, weiß Ditz.
Neue Zielgruppen und digitale Kommunikation
Traditionsmarken wie SieMatic sind bestrebt ihre traditionellen Zielgruppen gut zu betreuen. Das ist eine Kernaufgabe. Gleichzeitig muss auf neue Käuferschichten im Premiumsegment reagiert werden. Angeblich sollen Millennials bis zum Jahr 2026 über 60 % des Luxusmarktes ausmachen. Diese Digital Natives müssen sowohl in der Kommunikation richtig angesprochen als auch in der Produktgestaltung berücksichtigt werden. Die Ansprache funktioniert dabei ausschließlich digital. Das Mediennutzungsverhalten hat sich extrem gewandelt. Was aber in jedem Fall entscheidend sein wird, um auch neue Zielgruppen zu erreichen, ist die Authentizität der Marke. SieMatic hat in dieser Hinsicht den Vorteil einerseits über einen starken Markennamen zu verfügen und andererseits eine enorme Vielfalt an Auswahlmöglichkeiten zu bieten. Was Kunden in die Lage versetzt, ganz individuell entscheiden zu können, wie sie ihre Küche gestalten möchten.
Joerg Ditz sieht SieMatic auf dem richtigen Weg: „Das Thema Wohnlichkeit wird ein ganz ganz wichtiger Aspekt bleiben. Aber auch das Thema Hochwertigkeit im Sinne von erst mal Anmutung, Attraktivität und gleichzeitig von Langlebigkeit und Nachhaltigkeit. Nichts ist besser als ein Produkt, das ich nicht austauschen muss, weil es lange Zeit Gültigkeit hat.“
Schwierige Marktlage
Aufgrund von Absatzrückgängen im Jahr 2023 (nach extrem starken Jahren) befindet sich die Küchenbranche insgesamt in einer schwierigen Lage. Zwar zeichnet sich in manchen Fällen, wie aus Händlerkreisen verlautet, eine Entspannung ab, aber bis sich ein wieder steigendes Kundeninteresse auch in den Zahlen niederschlägt, kann es lange dauern. Unterdes hat SieMatic bekannt gegeben, rund 20 Mitarbeiter aus dem kaufmännischen Bereich kündigen zu müssen. Dadurch soll die Wettbewerbsfähigkeit gesteigert werden. Gleichzeitig expandiert SieMatic – Ende Mai wurde ein neuer Showroom in Rom eröffnet. Die Entscheidungen jedenfalls fallen nicht mehr in Löhne, denn seit 2020 ist SieMatic zu 100 % im Eigentum eines großen chinesischen Familienunternehmens.