Home Design 25 Jahre C-Leg – Beinprothese erfüllt Träume

25 Jahre C-Leg – Beinprothese erfüllt Träume

von Markus Schraml
25 Jahre C-Leg, Ottobock

Im Mai 2022 feiert Ottobock 25 Jahre C-Leg. Als die computergesteuerte Beinprothese für Menschen in den 1990er-Jahren auf den Markt kam, war dies ein enormer Fortschritt und eine Erleichterung für Menschen, die auf ein künstliches Bein angewiesen sind. Denn mit dem C-Leg konnten sie wieder nahezu so gehen wie mit einem echten Bein. Verantwortlich dafür ist ein kleiner Computer, dessen Mikroprozessor aus den Umgebungsdaten, die von Sensoren geliefert werden, digitale Steuerbefehle macht. So kann die Prothese automatisch den passenden Gang einstellen, sodass die Anwender nicht mehr über jeden Schritt nachdenken müssen.

„Mit dem C-Leg haben wir eine neue Dimension des Gehens für Oberschenkel-Amputierte eingeleitet, ein Meilenstein in der Prothetik. Es stellt die Menschen in den Mittelpunkt – sie müssen nicht mehr über jeden Schritt nachdenken und gewinnen Freiräume. Zurecht gilt das C-Leg mit 100.000 Versorgungen und zahlreichen Studien als Goldstandard in der Prothetik“, sagt Prof. Hans Georg Näder, Eigentümer und Vorsitzender des Verwaltungsrates der Ottobock SE & Co. KGaA.

Von der Innovation zur Marktreife

1992 wurde Näder, damals geschäftsführender Gesellschafter von Ottobock, auf die Innovation des kanadischen Ingenieurs Kelly James aufmerksam. Er schloss sofort einen Exklusivvertrag ab. In den folgenden Jahren entwickelte Ottobock das C-Leg so weiter, dass es in Serie gehen konnte. Federführend dabei war Dr. Hans Dietl. Der damalige Entwicklungsleiter in Wien führte die Innovation zur Marktreife. Das C-Leg wurde am 10. Mai 1997 erstmals auf dem Prothetik-Weltkongress in Nürnberg präsentiert.

Zur Geburtstagsfeier am 10. Mai 2022 auf der OTWorld in Leipzig werden unter anderem Kelly James, Hans Dietl und der Patient Zero Bernd Schwien kommen. An diesem Tag wird auch die 5. Auflage des C-Leg präsentiert. In die aktuelle Weiterentwicklung sind 25 Jahre Know-how eingeflossen. Das Hinuntergehen von Rampen und Treppen wurde verbessert und noch sicherer gemacht. Eine Sitzunterstützung ermöglicht ein flüssiges Hinsetzen und die intuitive Stehfunktion erkennt, wann Anwender entspannt stehen wollen und wann sie Unterstützung für den nächsten Schritt benötigen. Im Hinblick auf mehr Individualisierbarkeit gibt es ein austauschbares, bemalbares Cover.

Es gibt einen Trend zur Entstigmatisierung des Tragens von Prothesen. © Ottobock

Benutzerfreundliches Design

Das Design des C-Leg kam lange Zeit von externen Agenturen. Mittlerweile sind zunehmend hauseigene Designer wie Andreas Hogh für den Look von Ottobock-Prothesen verantwortlich. Der Industriedesigner aus Wien war auch an der Gestaltung des neuen C-Leg beteiligt. „Mit dem C-Leg von 1997 wurde der Grundstein für modernes Prothesendesign bei Ottobock gelegt. Darauf baut alles auf. Heute versucht man sich mehr denn je der Anatomie anzunähern, wobei 3D-Druck eine Rolle spielt. Formen, die nicht zu realisieren waren, können einfach gefertigt werden“, erklärt Hogh. Für das neue Modell wurde die Farbwelt stärker differenziert und der Carbon-Rahmen spiegelt Dynamik wider. „Das sieht man in der Ausformung der Kniescheibe und an einer durch eine Lichtkante hervorgehobenen Wadenmuskulatur. Auch die Seitenflächen sind überspannter. Mit dieser bewusst gesetzten Lichtkante verbinden wir die Knieachse mit der Achse der Hydraulik“, erläutert Hogh.

C-Leg Skizze des Industrie-Designers. © Andreas Hogh / Ottobock

Andreas Hogh hält sich beim Design einer Prothese an die Anatomie des menschlichen Körpers, dennoch versucht er nicht, diese eins zu eins zu kopieren. Vielmehr entwickelt er eine kontrollierte organische Form, sagt der Designer, für den sich Gestaltung nicht auf die äußere Form beschränkt. Beim Design gehe es auch um Durchführbarkeit in der Herstellung, Benutzerfreundlichkeit und um den Umgang mit Ressourcen. „Dennoch: Eine Prothese ist ein emotionales Produkt und wird am Körper getragen. Design bildet hier die Brücke zum Menschen“, weiß Hogh.

Träume verwirklichen

Die positiven Auswirkungen von gutem Design sind an einer Beinprothese besonders schön zu sehen. Denn sie ermöglicht es Menschen, wieder mehr am Leben teilzunehmen und Träume zu verwirklichen. Wie Bernd Schwien, der als Patient Zero 1997 der erste Träger des mechatronischen Kniegelenks C-Leg war. Diesen März erfüllte er sich einen großen Traum und flog fünf Tage im offenen Gyrocopter durch Costa Rica. Dabei trug er allerdings kein C-Leg mehr, sondern das Modell Genium für Hochaktive.

Bernd Schwien (58) in Costa Rica. Traum erfüllt – dank Beinprothese. © Willie Schumann

Oder der Österreicher Georg Schober, der mit seiner C-Leg Prothese sogar für die Paralympics trainiert und im Speerwurf antreten möchte. Die US-Amerikanerin Amy Beam boxt und betreibt Crossfit. Sie nahm an den Crossfit Games und Wodapalooza teil und wird von Nike Adaptive gesponsert. Dima Aktaa (heute Großbritannien) verlor ihr linkes Bein bei einem Bombenangriff in Syrien. Heute kann sie durch das C-Leg wieder ihrer Leidenschaft für das Laufen nachgehen. Die 26-jährige Julia Porzelt wurde ohne Knie, Unterschenkel und Füße geboren. Sie trägt an beiden Beinen das C-Leg. „Ich reite seit meiner Kindheit. Mittlerweile bin ich auf internationalen Turnieren unterwegs und konnte schon mehrmals bayerische Meisterin und einmal deutsche Juniorenmeisterin werden.“ Die Prothesen trägt sie dabei nicht, sondern nur beim Putzen, Füttern und Satteln ihrer Pferde.

Georg Schober mit neuer C-Leg Prothese. Sein Leben hat sich nach der Amputation und durch die Prothese verbessert, sagt er. © Ottobock

Individualisierung und Selbstbewusstsein

Modestudentin Rebecca Brunner aus Österreich verlor bei einem Moped-Unfall ihr linkes Bein. Gleich nach der ersten Anprobe hat sie begonnen, ihre Prothese zu bemalen: „Mit der anpassbaren Schutzblende kann ich mit Farben und Motiven spielen“, sagt die 21-Jährige. Ihre Abschlussarbeit „Game of life“ widmete sie individuellen Prothesen-Designs: „Wenn man schon in einer Situation ist, die man nicht ändern kann, kann man wenigstens das Beste daraus machen. Mein C-Leg ist so ein Teil meiner Persönlichkeit geworden.”

Eine fortschrittliche Beinprothese wie C-Leg steht für Human Empowerment. Wieder mit der Familie Radfahren, über den Wochenmarkt bummeln oder im Garten arbeiten. Kleine Momente, die für andere selbstverständlich sind, sind für beinamputierte Menschen unüberwindbar. Innovative Prothesen durchbrechen diese Barrieren im Alltag.


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