Im Zuge einer Pressekonferenz in Wien gab die FACC, ein weltweit führender Hersteller von Leichtbaukomponenten für die Luftfahrt, die Geschäftszahlen für das erste Halbjahr 2024 bekannt. Das Unternehmen mit Hauptsitz Ried im Innkreis (Oberösterreich) kann eine Umsatzsteigerung von plus 23,6 % auf 438,3 Mio. Euro erzielen und profitiert damit überproportional vom stabilen Wachstum der internationalen Luftfahrtindustrie. Dies spiegelt sich auch in einem deutlich verbesserten Ergebnis wider: Das EBIT der FACC wächst um plus 51,2 % auf 22,5 Mio. Euro.
„Aufgrund unseres diversifizierten Kunden- und Produktportfolios mit allen großen Flugzeug- und Triebwerkherstellern weltweit profitieren wir nachhaltig vom derzeit stattfindenden Ratenhochlauf bei allen wesentlichen Flugzeugmodellen. Insbesondere bei Kurzstrecken- und Geschäftsreiseflugzeugen ist der Bedarf derzeit enorm“, betonte CEO Robert Machtlinger. Nach einigen Jahren der Krise durch die weltweiten Corona-Maßnahmen haben die Produktionszahlen bei den Flugzeugbauern vor allem seit 2023 wieder stark angezogen.
FACC ist Partner von Big Playern der Industrie wie Airbus und Boing sowie Bombardier, Embraer oder Rolls-Royce. Deren positive Entwicklung schlägt auf FACC zurück, sodass der Zulieferer im ersten Halbjahr 2024 neuerlich wachsen konnte. Neben dem Hauptgeschäft für die Airbus 320er-Baureihe stattet FACC auch das im letzten Jahr für den Flugbetrieb zugelassene neue chinesische Verkehrsflugzeug COMAC C919 aus. Darüber hinaus steigen durch Aufträge im Bereich der Drohnenentwicklung die Umsätze. Mehrere Kunden haben bis zum Jahr 2027 über 90 Mio. USD an Forschungsleistungen bei der FACC platziert.
Mitarbeiterzuwachs
Für den Erfolg spricht auch der erhebliche Zuwachs an Mitarbeitern. An allen internationalen Standorten sind in den letzten 12 Monaten 604 Personen dazukommen – seit Jahresbeginn wurden 265 neue Mitarbeiter eingestellt (Belegschaft insgesamt: 3.700). An den österreichischen Standorten beschäftigt die FACC derzeit Spezialisten aus 50 Nationen, der Frauenanteil liegt bei ca. 30 %.
Wettbewerbsnachteil in Österreich
CEO Robert Machtlinger fand klare Worte im Hinblick auf den Heimatstandort. Österreich habe im globalen Wettbewerbsrennen an Boden verloren – auch innerhalb Europas, was für ein international agierendes Unternehmen mit 100 % Exportanteil bedenklich sei. Die Personalkosten seien im Vergleich zu vor ein paar Jahren um 50 Mio. Euro höher. In anderen Ländern Europas liege dieser Wert bei 25 Mio. Euro. Diesen Nachteil will das Unternehmen durch eine Evaluierung aller Effizienzsteigerungsmöglichkeiten aufholen. Konkrete Schritte wurden bereits mit dem Ausbau von Werk 6 in Jakovlje (Kroatien) gesetzt. Dort werden Flugzeugkomponenten für den Kabineninnenraum gefertigt, die derzeit stärkste Geschäftssparte. Dieser Standort zeichne sich durch seine „attraktiven Kostenstrukturen“ aus und soll zukünftig zur Effizienzsteigerung des Konzerns sowie zu einem höheren Cashflow wesentlich beitragen. Um den Wettbewerbsnachteil in Österreich zu verringern, sieht Machtlinger auch die Politik in der Pflicht. An ihr sei es, die Lohnnebenkosten zu senken.
Experimentierfeld UAM
Ein neues Geschäftsfeld ist die Urban Air Mobility, also die Mobilität im urbanen Luftraum. Die FACC ist in diesem Bereich an mehreren Projekten beteiligt. Als am vielversprechendsten bezeichnete Machtlinger das vom Automobilkonzern Stellantis unterstützte Projekt „Archer“, bei dem die FACC unter anderem entscheidend bei der Entwicklung des Rumpfes und der Tragflügel beteiligt ist. Generell seien Aufträge in diesem Sektor gut für die Entwicklungsarbeit bei der FACC. Hier findet der Konzern neue Materialien und Prozesse, die in der Folge eventuell auch im Kerngeschäft der kommerziellen Luftfahrt Einzug halten werden.
Große Nachfrage als Ausblick
Bis 2043 besteht auf dem internationalen Markt ein Bedarf an über 42.000 neuen Passagierflugzeugen. Das stimmt die Geschäftsleitung der FACC naturgemäß positiv. Dennoch müssten die Hausaufgaben gemacht werden: Das sind die Erhöhung der Effizienz sowie des Cashflows durch Reduktion der Bestände, das Senken der Fixkosten und auch die profitable Umsetzung des derzeitigen Industriehochlaufs. Wobei der Fokus auf das Kerngeschäft gerichtet sein wird. Weitere Wachstumschancen sieht die FACC in der Nachfrage nach emissionsärmeren Flugzeugen der nächsten Generation, sowie im wieder steigenden Passagieraufkommen. Für das Geschäftsjahr 2024 erwartet das Management ein Umsatzwachstum von 10 bis 15 % sowie eine Steigerung der Profitabilität im Vergleich zum Geschäftsjahr 2023.