3daysofdesign befindet sich im Aufwind. Das Designfestival in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen wird immer beliebter und immer mehr Designunternehmen haben diesen Event fix in ihren Kalender eingetragen. Naturgemäß liegt der Fokus auf der skandinavischen Möbelproduktion, ist Dänemark doch der Hotspot in den nordischen Ländern für hochwertige Stühle, Sessel, Tische und Sofas. Die Ausgabe 2024 hielt neben der Präsentation der Neuheiten eine Reihe von Talks, Workshops und auch kulinarische Veranstaltungen bereit. Der Mehrwert für Besucher liegt darin, Hintergründe über Produktionsabläufe sowie Herstellungsmethoden zu erfahren. Das Zeigen der neuesten Möbel in einem Showroom reicht nicht mehr aus, um das Interesse der Designaficionados wirklich zu wecken. Das haben allerdings nur die wenigsten Hersteller begriffen. Viele beließen es bei theoretischen Erklärungen und Vorträgen, die nur begrenzten Unterhaltungswert besitzen.
Ausnahmen waren etwa House of Finn Juhl oder Fredericia, die dem Publikum einige Arbeitsschritte in der Praxis vor Augen führten. Die Oberflächenspezialisten von File Under Pop wiederum hatten zu einer Artist-Performance geladen. Künstlerin Ida Tinning führte vor, wie sie aus Palmblättern ihre Werke formt. Insgesamt schienen sich die Besucher aber damit zu begnügen durch Schauräume und Altbauwohnungen zu wandern und hin und wieder eine Erfrischung oder ein Häppchen zu ergattern. Lustige Abwechslungen wie die „Pizza Time“ in der isländischen Botschaft waren dabei höchst willkommen. Dort gab es neben den Ausstellungen, die vom Iceland Design and Architecture center kuratiert worden waren, die Möglichkeit, sich eine Pizza aus Wolle abzuholen. In ihrer preisgekrönten Initiative verwandeln Fléttu og Ýrúrarí Reste aus der isländischen Wollindustrie in „Pizzen“.
Ausstellungsrundgang
Neben den vielen kleineren Orten beinhaltete 3daysofdesign auch große Ausstellungen wie etwa FRAMING, die 2024 zum fünften Mal über die Bühne ging. 46 dänische und internationale Marken wurden im Odd Fellow Palace und im Harsdorff House gezeigt. Mit dabei waren Nikari, Brokis, Dutch Auping, Moooi Carpets, ClassiCon, Pulpo oder BoConcept. Einen Höhepunkt stellte die Präsentation des mobilen Hauses von Danish Njordrum Home dar. Gründerin und Eigentümerin von FRAMING, Samira Kudsk, sagte: „Es besteht kein Zweifel, dass 3daysofdesign zu einem Event geworden ist, das man nicht verpassen darf und in das Unternehmen wirklich investieren.“
Ein ganz neues Ausstellungskonzept kam vom Magazin Ark Journal. Unter dem Titel „Design / Dialogue“ wurden 20 internationale Designmarken versammelt. Der Fokus lag auf hochwertigem Design und neuen Produkten, die auf inspirierende Weise gezeigt werden sollten. Mit dabei waren unter anderem Agapecasa, Anker & Co, Asplund, Atelier De Troupe, BassamFellows, Catellani & Smith, cc-tapis, Desalto, Michael Anastassiades, Sanayi313, Tom Fereday, Vaarnii und Wästberg.
Absolventen des Instituts für Architektur und Design der Königlich Dänischen Akademie zeigten ihre Abschlussprojekte in der gemeinsam kuratierten Ausstellung 360°. Präsentiert wurden Projekte aus den vier Studiengängen des Instituts: Möbeldesign, Raumgestaltung, strategisches Design sowie Mode, Bekleidung und Textilien, was zu einer enormen Vielfalt führte und einen Ausblick auf die Zukunft der dänischen Architektur- und Designszene bot.
Von Italien bis Japan
Steigende Zahlen konnte 3daysofdesign auch im Hinblick auf die internationale Beteiligung verzeichnen. So nahmen an der Ausstellung „An Italian Affair“ vier italienische Top-Marken teil: Moroso, Ethimo, Fenix und Secondome. Eine weitere Gemeinschaftsausstellung fand im The Conary, einem alten Stadthaus im Zentrum Kopenhagens, statt. Der Name „Enter the Salon“ nahm Bezug auf die historische Tradition der europäischen Salons. Kuratiert von Signe Hytte trafen hier Design, Kunst und Poesie aufeinander sowie die Vergangenheit und die Gegenwart. Aussteller waren Origin Made, Carpe Diem Beds, Ambientec, Ladies & Gentlemen Studio, Silkeborg Uldspinderi, August Sandren und Karimoku Case aus Japan.
Apropos Japan: Die japanische Marke KOYORI war zum zweiten Mal nach Kopenhagen gekommen. Das Unternehmen beruft sich auf das Erbe der japanischen Handwerkskunst. Die internationale Perspektive findet KOYORI in Kooperationen mit Designern wie GamFratesi oder – neu hinzugekommen – Michael Anastassiades. Besucher hatten die Möglichkeit sich in japanischer Kalligrafie zu üben und ihren Namen auf einem Uchiwa-Fächer zu verewigen – selbstverständlich in japanischem Hiragana.
Die 3daysofdesign 2024 haben gezeigt, dass einerseits der dänische Möbeldesign-Motor mehr denn je enorme Zugkraft besitzt, andererseits tritt das Rahmenprogramm immer mehr in den Vordergrund. Alles in allem ergibt dies einen zukunftsfähigen Mix aus Handwerk, Interaktion und Designgesprächen. Signe Byrdal Terenziani und ihr Team sind auf dem richtigen Weg. Bleibt die Frage, ob in Zukunft 3 Tage ausreichen werden. Vielleicht wird ja bereits an eine Ausweitung ganz leise nachgedacht. Wir halten es allerdings mit dem Sprichwort: „In der Kürze liegt die Würze“.