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Thandi Loewenson erhält Wheelwright Prize 2024

von Markus Schraml
Thandi Loewenson, Whisper Network Intelsat 502 (still), 2022. Performance und Zeichnungen (Graphit auf Tarkovski-Papier). © Thandi Loewenson

Die Harvard University Graduate School of Design (GSD) hat bekannt gegeben, dass der Wheelwright Prize 2024 an Thandi Loewenson verliehen wird. Das mit 100.000 US-Dollar dotierte Stipendium unterstützt investigative Ansätze in der zeitgenössischen Architektur, wobei der Schwerpunkt auf global ausgerichteter Forschung liegt. Loewenson wurde in Harare (Simbabwe) geboren und besitzt einen Doktortitel in Architektur vom Bartlett College, UCL. Sie ist Mitgründerin des Architekturkollektivs BREAK/LINE, das 2018 am Bartlett College gegründet wurde. Das Kollektiv stellt sich gegen Übergriffe des Kapitals, Ungleichheit und Unterdrückung, die in der gegenwärtigen Architekturausbildung und -praxis zu finden seien.

Der Wheelwright Prize wurde Loewenson für das Projekt „Black Papers: Beyond the Politics of Land, Towards African Policies of Earth & Air“ verliehen, das sich mit sozialen und räumlichen Beziehungen im heutigen Afrika beschäftigt. Während die Bedeutung von Land im Kontext afrikanischer Befreiungsbewegungen und nachfolgender postkolonialer Regierungen hauptsächlich im Hinblick auf Privateigentum, Enteignung und Umverteilung sowie Landwirtschaft und Bergbau analysiert wurde, geht Loewenson neue Wege, indem sie einen analytischen Rahmen einführt, den sie „die Verflechtung von Erde und Luft“ nennt. Ihr geht es um die vielen sich überschneidenden Gebiete über und unter der Erde. In Afrikas Erde liegen begehrte seltene Metalle, die vor allem im Westen gebraucht werden. Loewenson betrachtet aber auch die digitale Sphäre sowie die Ionosphäre der Erde.

Thandi Loewenson, Foto © Niall Finn

„Diese Arbeit verortet das Land in einem Netzwerk miteinander verbundener Räume, von den tiefsten Schichten der Erde bis zu ihren äußersten atmosphärischen Bereichen“, beschreibt Thandi Loewenson ihren Ansatz. „Diese Forschung stellt einen radikalen Wandel dar: Sie entwickelt einen neuen erkenntnistheoretischen Rahmen und eine Reihe frei zugänglicher, kreativ neu konzipierter politischer Vorschläge – die Black Papers. In diesen sind Erde und Luft nicht getrennt voneinander, sondern vielmehr nebeneinander bestehende Gebiete, durch die Rassifizierung und Ausbeutung auf dem Kontinent vorangetrieben und bekämpft werden.“

Sarah M. Whiting, Dekanin und Josep Lluís Sert-Professorin für Architektur an der Harvard GSD kommentiert die Preisvergabe mit diesen Worten: „Thandi erweitert die Definition architektonischer Forschung und definiert einen Teilbereich, der vom Unterirdischen bis zum Himmlischen reicht. Ihr Projekt ist nichts weniger als eine vollständige Neukonzeptualisierung von Land und Himmel als materielle Realitäten, Wertquellen und Orte politischer Auseinandersetzungen. Eine solche Vision ist ein gutes Beispiel für die Ambitionen, die der Wheelwright Prize fördern soll.“

Mit dem Wheelwright-Preis wird Loewensons Studie bei Vermessungs- und Prospektionstechniken aus der Luft sowie beim Thema Abbau von „Technologiemetall“ unterstützt. Dabei handelt es sich um Mineralien, die in vernetzten Geräten zum Einsatz kommen, die ein globales System der digitalen Enteignung manifestieren. Ihre Ergebnisse werden unter anderem in Form der Black Papers veröffentlicht, die sowohl den politischen Diskurs als auch die öffentliche Wahrnehmung beeinflussen sollen. Die darin enthaltenen Zeichnungen, bewegten Bilder und Performances sowie kritische kreative Texte, sind darauf ausgelegt, ein breites Publikum über populäre Medien zu erreichen.



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