Home Design Ein Umfeld für Kreativität – 10 Jahre LAYER

Ein Umfeld für Kreativität – 10 Jahre LAYER

von Markus Schraml
Benjamin Hubert kann auf 10 Jahre LAYER stolz sein: Die wundervolle Jubiläumsausstellung in Mailand erstreckte sich über die gesamte Länge des Projektraums von 10 Corso Como. © LAYER

Als Benjamin Hubert im Jahr 2015 LAYER gründete, war es ein ambitioniertes Designstudio, heute, zehn Jahre später, ist es eine Agentur, die sich in vielen Feldern des Designs wohlfühlt. Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums organisierte das Team rund um den britischen Designer die Retrospektive „101010“ und legte damit den Fokus auf die transformative Kraft von Design.

Dass LAYER heute so erfolgreich ist, hat auch mit einer Veränderung der Geschäftsstrategie zu tun: „Wir haben unser Geschäftsmodell komplett geändert. Das war zu der Zeit als wir das Studio in eine Agentur umwandelten. Und das bedeutete, dass wir die Zeit, die wir in Projekte steckten, wirklich wertschätzten. Wir stoppten kostenlose Pitches (Anm.: Designs ohne Auftrag/Bezahlung), denn wir merkten, dass diese freien Arbeiten eigentlich auf wenig Response trafen – sowohl in einem intellektuellen Sinne als auch finanziell. Deshalb investierten wir nur mehr in Design- und Entwicklungsprojekte für Unternehmen“, sagt Hubert im FORMFAKTOR-Interview.

Diese Transformation hat dem wachsenden Team aus Designern, Forschern, Ingenieuren und Künstlern gutgetan. Die Agentur kooperierte mit Marken wie Bang & Olufsen, Vitra, Moroso oder Nike und verfolgte dabei immer einen Gestaltungsansatz, der von erlebnisorientiertem Design getrieben war. Ebenso arbeitete LAYER für die neue 101010-Kollektion von sechs Prototypen mit innovativen Unternehmen zusammen – wie Andreu World, Bitossi Ceramiche, Kvadrat, MDF Italia, Muuto, RÆBURN und Orrefors. Mit letzterem Unternehmen kreierte das Team eine Reihe von Gefäßen zur Fermentation von Lebensmitteln. Die Modemarke RÆBURN war Partner für eine vielseitige „Zukunftsuniform“, die sich an verschiedene Klimazonen und extreme Wetterbedingungen anpassen kann. Oder ein modulares Bienenhaus, das in Kooperation mit Andreu World entstand, zur Förderung der Bienenpopulation und urbanen Biodiversität.

Benjamin Hubert hat sich in der Vergangenheit immer wieder auch kritisch über die Designindustrie geäußert. „Man muss sich schon darüber im Klaren sein und es auch transparent machen, wie die Designindustrie funktioniert. Vieles davon folgt einem sehr altmodischen Modell, wo Designer beauftragt werden, Lizenzgebühren erhalten (vielleicht) und als Marketinginstrument fungieren. Ich sage nicht, dass nicht auch Designer davon profitieren. Aber die Wahrheit dieser Industrie ist, dass sie sich Mitte des letzten Jahrhunderts entwickelt hat und seitdem mehr oder weniger gleich geblieben ist. Und dabei kommen nicht immer großartige Resultate heraus. Andererseits können wir uns glücklich schätzen, dass wir in einer Industrie arbeiten dürfen, in der Design geschätzt wird. Es ist also eine knifflige Balance zwischen Investment, Geschäft, Marketing etc. Es ist ein Spiel.

Auf die Frage, welche Projekte aus den letzten 10 Jahren ihn besonders stolz machen, antwortet Hubert, dass das Studio an sich das wichtigste Projekt sei. „Es sind die Menschen, die hinter den Prozessen stehen. Ich sehe LAYER wirklich als ein Projekt, dass sich ständig entwickelt und verbessert. Und das Schönste ist nicht ein Objekt, Service oder Produkt, sondern zu sehen, wie sich jemand in diesem Umfeld entwickelt, glücklich ist und zu einem großartigen Designer wird. So sieht Zufriedenheit aus. Alles andere ist vorübergehend.“

Für Hubert ist LAYER ein Ort, an dem Designer wachsen können, an dem sie sich ausdrücken und beitragen dürfen, aber ebenso hart arbeiten müssen. Es sei eine Community, die blüht, wo man inspiriert wird und andere inspiriert. „Unsere Rolle als Designer ist auch die Welt zu hinterfragen, Vorschläge zu machen, was sein könnte oder sollte“, sagt der Designer.

Die Ausstellung am Corso Como Nr. 10 in Mailand beherbergte Prototypen, die zum Teil noch nie zuvor zu sehen waren, Konzepte, aber auch produzierte Designs sowie Materialmuster. Besucher (um die 50.000) wurden über einen zentralen Weg geleitet, hin zur neuen 101010-Kollektion als Höhe- und Endpunkt. Von der Decke hängende, durchscheinende Banner mit den charakteristischen Aquarellen von LAYER bestimmten die Atmosphäre in dem Raum.

Für die Zukunft des Designerberufs hofft Benjamin Hubert: „In dem Aufruhr, in dem wir heute alle leben, ist meine Hoffnung, dass Design als ein Werkzeug geschätzt wird, das die Dinge ein wenig besser machen kann. Oft hat Design keinen Platz am Tisch. Oft wird an Design erst an zweiter oder dritter Stelle gedacht. Aber ich glaube, je sensibler die Entscheidungen werden, desto mehr Menschen sehen Design als prioritär an. Sei es Design für Regierungen, für die Gesellschaft, für Städte. Bei Design geht es um Problemlösung, darum Dinge freundlicher oder gesünder zu machen. Deshalb muss Design ein vorrangiger Gesprächspartner sein. Im Design geht es ums Denken, nicht nur ums produzieren.“


Mehr zum Thema

Weitere TOP-Artikel