Das irische Joseph Walsh Studio hat für den musikalischen Direktor des Louisville Orchestra, Teddy Abrams, ein außergewöhnliches Dirigentenpult kreiert. Das nach einem Jahr Arbeit fertiggestellte Pult aus Eschenholz – Walsh bezeichnet es als „Schiene“ – ist ein Ausdruck der Dankbarkeit gegenüber dem international bekannten Förderer der klassischen Musik und Künste Abrams. Es wurde ihm geschenkt.
Trotz unterschiedlicher Arbeitsbereiche verbindet Joseph Walsh und Teddy Abrams das Streben, mit ihrem Schaffen, Menschen zusammenzubringen, sowohl im Entstehungsprozess als auch im Endergebnis. Diese gemeinsame Vision hatte Walsh dazu veranlasst, Abrams zur Teilnahme an „Making In 2023“ einzuladen, dem jährlichen Seminar des Studios in Fartha (Irland). In der Veranstaltung finden Gespräche zwischen internationalen Machern aus verschiedenen Disziplinen statt. Die Teilnahme Abrams stellte eine Premiere dar, weil der Musiker nicht nur sprach, sondern auch mit einem Orchester irischer Musiker auftrat und von der kürzlich fertiggestellten skulpturalen Dirigenten-Schiene aus die Aufführung leitete.
Die außergewöhnliche neue Form des Dirigentenpults zeigt ein Podest mit einer organisch geschwungenen Schleife als Pult. Foto © Jon Cherry
Die Holzschleife ahmt die Bewegungen des Dirigenten bei der Arbeit nach. Foto © Jon Cherry
„Als Dirigent ist Teddy Abrams voller Energie und versucht, jede Person im Orchester zu erreichen, was mich auf die Idee brachte, eine Schiene zu schaffen, die um ihn herumstreicht, um ihn zu halten, aber auch die Bewegungen des Taktstocks einfängt“, erläutert Walsh. „Die Herausforderung bei der Herstellung eines solchen Stücks bestand nicht im Bau – das ist ein Bereich, in dem wir Erfahrung haben –, sondern in der Frage, welche Relevanz es für ein Orchester haben kann. Wir fügen ja dieses neue, sehr zeitgenössische Stück einer Gruppe von Instrumenten hinzu, die seit Jahrhunderten existiert. Und wir sind gespannt, wie es zu all den Instrumenten passt, die es schon lange vorher gab.“
Bei der Entwicklung der allerersten Dirigenten-Schiene ließ sich Walsh von Teddy Abrams‘ überschäumender Energie auf der Bühne inspirieren. Er erfasste dessen lebendige Persönlichkeit und verschmolz sie mit seinem eigenen Universum und seiner eigenen Schaffensweise. So kam er zu einer intuitiven Reaktion auf das, was er sah und verstand, als er dem Dirigenten bei der Arbeit zusah.
Wie üblich arbeitete Walsh mit Mitgliedern seines Studios zusammen, um seine Idee zum Leben zu erwecken. Jonathan Otter (Senior Maker, Werkstattleiter) und Gabriel Hielscher (Senior Maker, stellvertretender Werkstattleiter) verwendeten die für den Designer typische Holzbiegetechnik und stellten die Schiene aus Esche her, während Keisuke Kawai (Senior Maker) den Stab herstellte. Schließlich entstand das Stück genau so, wie Walsh es zuerst gezeichnet hatte.
„Joseph Walsh ist einer der großen Künstler und Kunsthandwerker unserer Zeit. Er ist auch ein wirklich großzügiger, nachdenklicher und zutiefst neugieriger, kreativer Mensch. Dieser Großzügigkeit und seinem Talent ist es zu verdanken, dass dieses Podest und die außergewöhnliche Schiene entstanden sind“, streut Teddy Abrams dem Designer Rosen. „Das Stück ist exquisit und einzigartig – es lebt und atmet mit der gleichen Fluidität wie ein Dirigent und mit der gleichen Energie wie Livemusik. Josephs Einsicht in die Körperlichkeit des Musizierens kommt in seiner brillanten und schönen Arbeit zum Ausdruck. Es ist eine außergewöhnliche Ehre, Josephs Stück nach Louisville zu bringen, und ich kann kaum glauben, dass ich das Privileg haben werde, im Konzert mit seiner Kunst aufzutreten.“
Die Dirigenten-Schiene soll am 18. April im Louisville Orchestra der Öffentlichkeit vorgestellt werden, wobei Teddy Abrams Beethovens Symphonie Nr. 9 dirigieren wird. Dann wird sich zeigen, ob die kunstvolle Schleife ein Störfaktor zwischen Dirigent und Orchester ist oder vielleicht die Aufführung sogar unterstützend belebt.
Das Studio
Joseph Walsh Studio wurde 1999 von Joseph Walsh gegründet und umfasst ein Designstudio, eine Werkstatt, eine Galerie und ein Archiv rund um ein Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert in der Grafschaft Cork an der Südküste Irlands. Kunst, Handwerk, Design und technische Innovationen verschmelzen in den exquisiten und ausdrucksstarken Stücken, die das Studio fertigt, und spiegeln neue Möglichkeiten in Material und Form wider.