Das Land Oberösterreich setzt auf die Kreislaufwirtschaft als Wirtschaftsmotor. Im Rahmen der oberösterreichischen Wirtschafts- und Forschungsstrategie #upperVISION2030 werden deshalb nun 3,3 Millionen Euro für den Fördercall „Kreislaufwirtschaft“ zur Verfügung gestellt, der gemeinsam mit der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) abgewickelt wird. Die möglichst komplette Wiederverwendung von Verbraucherabfall bringt die heimische Wirtschaft auf die Überholspur, glaubt die Landesregierung. „Der Fördercall Kreislaufwirtschaft gibt dem Produktionsstandort Oberösterreich einen gewaltigen Schub“, gibt sich Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner zuversichtlich.
Neue Industriepolitik
Im Rahmen der Ausschreibung sollen Forschungs- und Entwicklungsvorhaben mit besonders hohem Innovationspotenzial gezielt angesprochen werden, insbesondere F&E-Projekte mit erhöhtem Entwicklungsrisiko, die zur Gewinnung neuer Erkenntnisse und Fertigkeiten beitragen und letztendlich zu neuen nachhaltigen Prozessen und Produkten führen. Die Kreislaufwirtschaft bietet die Möglichkeit, die Ausbeutung natürlicher Rohstoffe auf ein Minimum zu reduzieren. Um den Weg in Richtung einer neuen Wirtschaftsweise auch tatsächlich gehen zu können, ist die Mitwirkung der Politik unabdingbar. Demzufolge weisen die europäischen Klima- und Umweltziele klar hin zu einer neuen Industriepolitik.
Die Förderausschreibung des Landes Oberösterreich enthält zwei Schwerpunkte: 1. Das Recycling von bestehenden Materialien und deren Nutzen als Rohstoff. 2. Die Nutzung von Abfall- und Nebenströmen aus Produktion und Verarbeitung. „In Europa werfen wir jährlich Rohstoffe in Form von Abfall im Wert von fünf Milliarden Euro weg. In Österreich fallen jährlich rund 1,34 Millionen Tonnen nur an Verpackungsabfällen an“, gibt Mag. Dr. Henriette Egerth, Geschäftsführerin der FFG, zu bedenken. „Das Innovations- und Marktpotenzial ist enorm. Zwischen 2012 und 2018 sind EU-weit bereits Jobs in Zusammenhang mit Kreislaufwirtschaft um 5 % auf 4 Millionen Jobs angewachsen, bis 2030 werden sogar zusätzliche 700.000 Arbeitsplätze in der Branche erwartet.“
Oberösterreich soll Modellregion werden
Es gibt eine ganze Reihe von Branchen, in denen das Kreislaufpotenzial hoch ist, wie in der Kunststoffwirtschaft, Informationstechnologie oder Lebensmittel- und Textilindustrie. „In vielen dieser Branchen und Bereiche wurde das Potenzial bisher nicht voll genutzt“, weiß Egerth. Die Millionenförderung soll dies ändern. Ein Fokus beim Thema Kreislaufwirtschaft liegt sicherlich auf der Kunststoffindustrie. Im internationalen Vergleich verfügt Oberösterreich bereits über eine gut ausgebaute und funktionierende Sammel- und Infrastruktur. Diese ist allerdings noch ausbaufähig, denn etwa 40 % der in Österreich anfallenden Kunststoffabfälle werden derzeit nicht getrennt gesammelt und nur ca. 35 % der Kunststoffverpackungen werden recycelt. Um diese Anteile zu erhöhen, ist die Kooperation aller Akteure entlang der Wertschöpfungskette notwendig. Das Ziel ist, die Verpackungsabfälle aus dem Gelben Sack zu 100 % nutzbar zu machen. „Gelingt das, können in Oberösterreich entwickelte Circular Economy Lösungen zum Exportprodukt für andere Regionen der Welt werden. Wir haben in unserem Bundesland die besten Voraussetzungen, um zur internationalen Modellregion für Sustainable Plastic Solutions zu werden, denn in keiner einzigen Region Europas findet sich die gesamte Wertschöpfungskette der Kunststoffbranche auf so engem Raum abgebildet wie in Oberösterreich“, betont DI Manfred Hackl, CEO EREMA Group und Beiratssprecher des Kunststoff-Clusters. Vor allem der Kunststoff-Cluster bringt die Akteure der Plastikindustrie zusammen.
Der 3,3-Millionen-Fördertopf „Kreislaufwirtschaft“ steht für Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus Oberösterreich bereit. Projekte können ab sofort bis 16. 3. 2021 bei der FFG eingereicht werden.