Elon Musk möchte zum Mars fliegen und ihn besiedeln – lieber heute als morgen. Laut der Musk-Zeitrechnung soll der erste bemannte Flug zum Roten Planeten in den frühen 2030er-Jahren möglich sein. Mit seinem Raumfahrtunternehmen SpaceX plant er, bereits innerhalb der nächsten zwei Jahre fünf unbemannte Mars-Missionen durchzuführen, mit denen Wasser, Sauerstoff, Treibstoff und Baumaterialien dorthin gebracht werden sollen. Weltraumforscher bestätigen zwar die grundsätzliche Möglichkeit des Vorhabens, gehen aber von einem weit größeren Zeithorizont aus. In dem kürzlich veröffentlichen Werk „A City on Mars“ meinen etwa die Bestsellerautoren Kelly und Zach Weinersmith, dass es eine Arbeit von Generationen sein muss, damit das Ganze nicht katastrophal scheitert. Eine Mars-Besiedlung sei sehr komplex und zu viele Fragen noch nicht beantwortet.
Lange bevor Musk mit seinen Weltraumvisionen das Spielfeld betrat, hat die US-amerikanische NASA daran gearbeitet, unser Verständnis vom Nachbarplaneten Mars zu verbessern. Nun ist bei TASCHEN das Buch „Mars. Photographs from the NASA Archives“ erschienen, in dem die Geschichte der bisherigen Mars-Missionen mit eindrucksvollen Fotos nachgezeichnet wird: Von den frühesten Nahaufnahmen im Jahr 1964 durch Mariner 4 bis zu jüngsten Fotos des Perseverance Rovers, der am 18. Februar 2021 im Jezero-Krater landete. Der bisher letzte Flug des mitgeführten Ingenuity-Helikopters fand am 18. Januar 2024 statt.
Sci-Fi-Literatur und Forschung
Die Faszination für den Mars entstand im 19. Jahrhundert. Bessere Beobachtungsmöglichkeiten führten zu (teilweise fälschlichen) Ansichten, aber diesbezügliche Veröffentlichungen von Astronomen beflügelten die Fantasie von Sci-Fi-Autoren wie H.G. Wells und Ray Bradbury, die wiederum ihrerseits enormen Einfluss auf echte Planetenforscher hatten. Mitte der 1960er-Jahre entpuppten erste Vorbeiflüge die wahre Natur des Mars, wie Margaret A. Weitekamp (Leiterin der Abteilung f. Raumgeschichte des Smithsonian National Air and Space Museum) in ihrem TASCHEN-Essay erläutert: „Die ersten Vorbeiflüge der NASA-Sonde Mariner in den 1960ern erbrachten Bilder von einem toten, von Kratern übersäten Planeten mit Kanälen ohne Wasser. Auch die beiden Viking-Sonden, die 1976 auf dem Mars landeten und Proben nahmen, fanden keine Biosignaturen. Die beliebte Vorstellung vom Mars als Heimat einer untergehenden Zivilisation endete, doch es entstand eine neue Idee – die des Terraformings oder der Besiedlung des Roten Planeten“.
Wissenschaft und Kunst
Die Qualität der Fotos vom Mars hat sich mit den Jahrzehnten stark verbessert. Dank des technologischen Fortschritts lieferten bildgebende Verfahren Aufnahmen in zunehmend höherer Auflösung. Der Unterschied zwischen den ersten unscharfen Schwarz-Weiß-Fotos der 1960er und zum Beispiel den Bildern der HiRISE-Kamera des Mars Reconnaissance Orbiter (2005) könnten kaum größer sein. Viele der Mars-Fotos besitzen einen stark künstlerischen Charakter. Sie erscheinen wie eine bildliche Verschmelzung von wissenschaftlichem Beleg und der Sehnsucht des Menschen hinsichtlich des Weltraums. Aufnahmen aus großer Höhe sehen häufig malerisch aus, wie Fotos von der Erde immer wieder belegen. Dass sie in vielen Fällen auch den Erkenntnisgewinn steigern – manche Dinge kann man aus großer Höhe besser erkennen – ist ein perfektes Zusammentreffen.
Das Buch „Mars. Photographs from the NASA Archives“ enthält Hunderte von Fotos aus den umfangreichen Archiven der NASA. Es sind Zeugen der Arbeit von Wissenschaftlern und deren Drang, den Mars besser zu verstehen. Neben den teils wundersamen Aufnahmen vermittelt der Band über Essays von NASA-Forschern wie James L. Green und Ingenieur Rob Manning auch tiefe Einblicke in die Geschichte der Marsforschung. Aktuell arbeitet die NASA mit dem Mars Sample Return Program daran, Proben, die der Perseverance-Rover gesammelt hat, zurück zur Erde zu bringen. Das soll das Verständnis der geologischen Geschichte des Mars weiter verbessern und dabei helfen, für zukünftige Missionen besser vorbereitet zu sein. Vielleicht finden sich in den Proben sogar Hinweise auf früheres Leben auf dem Mars. Wer weiß?