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Textilien sind kulturrelevant – die Heimtextil Trends 25/26

von Caroline Wanderberg
Keyvisual der Heimtextil Trends 25/26, die unter dem Motte „Future Continous“ stehen. © Alcova für Heimtextil

Für die Heimtextil Trends 25/26 hat die Messe Frankfurt Alcova Milano dazu aufgefordert, aktuelle Strömungen in greifbare Trends für die Textilbranche zu gießen. Unter dem Motto „Future Continuous“ haben die Alcova-Gründer Valentina Ciuffi und Joseph Grima eine Reihe von Persönlichkeiten eingeladen, ihr Wissen und ihre Ansichten zum Thema Textilien kund zu tun, das auf dem jeweiligen Feld der Expertise beruht. Darunter die britische Designerin Ilse Crawford, die Künstlerin Janis Jefferies oder die Modedesignerin/Managerin Christine Ladstätter. Inspiriert von den Interviews und den darin vermittelten Ideen hat das Alcova-Team eine visionäre Farbpalette kreiert.

Darin finden sich natürliche, ungebleichte Töne, die auf dynamische, leuchtende Farben treffen und das Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation widerspiegeln. Dieser Kontrast steht für ein aktives Gleichgewicht, das sich ständig weiterentwickelt und erneuert. Die verschiedenen Farbtöne tragen bedeutungsschwangere Namen wie „Naturally Uneven Green“, „Imperfect Pink“ oder „End of Petrol“.

Fasern aus der Natur

Ein Trend in der Textilbranche ist die Rückkehr von Naturfasern, meint Ilse Crawford: „Die Verwendung von Naturfasern im Design hat wegen der einzigartigen, seit Jahrhunderten geschätzten Eigenschaften (Haltbarkeit und Behaglichkeit) einen bemerkenswerten Aufschwung erlebt. Einige der Pflanzen, die von der Baumwolle verdrängt wurden, erleben gerade ein Wiederaufleben: Hanf, Jute, Flachs und Nessel.“

Transparente Prozesse

Christine Ladstätter, die seit Jahrzehnten für die Südtiroler Firma Salewa tätig ist, hebt die Bedeutung der lokalen Wirtschaft und die Erhaltung der traditionellen Weidelandschaften der Alpen hervor. „Das Garn ist historisch gesehen autark. Alles, was zur Herstellung benötigt wurde, war im Umkreis des Tals verfügbar … Wichtig sind transparente Lieferketten und eine faire Werteverteilung, damit auch diejenigen, die die Rohstoffe produzieren, vom Erfolg des Endprodukts profitieren“, betont Ladstätter.

Holistische Betrachtung

Designerin und Forscherin Eugenia Morpurgo lenkt den Fokus auf eine umfassende Betrachtungsweise des Produktionsprozesses von Textilien. „Bei der Bewertung der Nachhaltigkeit eines Textil- oder Modeprodukts konzentrieren wir uns oft auf die Produktivität pro Quadratmeter und messen den Output an der Menge des gesponnenen Garns. Diese Herangehensweise lässt jedoch entscheidende Faktoren außer Acht. Wir müssen die wahren Kosten berücksichtigen: den Verbrauch von Wasser und Düngemitteln, die Arbeitsbedingungen und Löhne, die Auswirkungen des Transports und die langfristige Bodenproduktivität“, gibt Morpurgo zu bedenken.

Wohlstands-Bewusstsein

In der Pressmitteilung zu den Heimtextil Trends 25/26 werden die Veränderungen der Kaufentscheidungen bei den Konsumenten betont, die vermehrt darauf achten würden, ob ein Produkt sozial- und umweltverträglich hergestellt würde. Dies mag für einen Teil der wohlhabenderen Bevölkerung richtig sein, doch wenn das Wohlstands-Barometer wie in Deutschland steil nach unten zeigt, sind Konsumenten zunehmend dazu gezwungen, allein auf den Preis eines Produkts zu achten und andere Aspekte außen vorzulassen. Wie es eben in prekären Lebensverhältnissen immer der Fall ist.

Im Zuge der Heimtextil Trends ist auch wieder ein Trendbook erschienen, indem genauer auf das Thema eingegangen wird. Bemerkenswert sind darin unter anderem grundsätzliche Erörterungen, die auf die zentrale Bedeutung von Textilien für kulturelle Entwicklungen im Lauf der Geschichte abzielen. Zudem wird eine aufkommende Tendenz festgestellt, sich verstärkt mit handwerklichen Praktiken zu beschäftigen, um der digitalen „Entkörperlichung“ entgegenzuwirken, die unsere Zeit ohne Zweifel kennzeichnet.

Während der Messe Heimtextil in Frankfurt am Main sind die aktuellen Trends in der Trend Area in Halle 3.0 zu sehen.

Alcova Milano

Alcova sieht sich als eine Plattform für Designer, Unternehmen, Institutionen und Forscher, die die Zukunft des Wohnens und des Produzierens untersuchen. Jährlich während der Milan Design Week bringt Alcova Menschen zusammen, welche die heutige Designkultur durch bahnbrechende Arbeiten in den Bereichen Wohnumgebungen, Produkt, Systeme, Materialien und technologische Innovation definieren. Gegründet 2018 von Valentina Ciuffi (Studio Vedèt) und Joseph Grima (Space Caviar), hat sich Alcova zu einem der meistbeachteten und größten Projekte innerhalb des Fuorisalone entwickelt.


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