Home Design Heimtextil-Trends 23 / 24 – die Kreislaufwirtschaft im Fokus

Heimtextil-Trends 23 / 24 – die Kreislaufwirtschaft im Fokus

von Caroline Wanderberg
Textiles Matter, Heimtextil 2023

Am 10. Januar beginnt die Messe Heimtextil in Frankfurt. Auf der wichtigen Branchenplattform für Wohn- und Objekttextilien geht es auch um Trends und Strömungen. Wie schon in der Vergangenheit beauftragte die Heimtextil Fachleute mit der Aufgabe, „richtungsweisende Designkonzepte und Inspirationen für die textile Einrichtungsbranche“ herauszufinden. Die Zukunftsforschungsagentur FranklinTill aus Großbritannien lieferte die Design-Prognose 23/24. Beispiele dafür werden auf der Messe im Trend Space zu sehen sein. (10. – 13. Januar, Messe Frankfurt)

Neben FranklinTill gehörten auch das Stijlinstituut Amsterdam sowie die dänische Agentur SPOTT Trends & Business zum Trend Council der Heimtextil. Im Fokus stand die nachhaltige Weiterentwicklung der Textilindustrie. Unter dem Motto „Textiles Matter“ zeigen die Heimtextil-Trends Möglichkeiten auf, wie sich die Branche mehr in Richtung Kreislaufwirtschaft entwickeln kann.

Marta Giralt Dunjó von FranklinTill glaubt, dass die Textilindustrie in der Verantwortung steht, ihre Prozesse zu überprüfen. „Aus diesem Grund verfolgen wir bei dieser Ausgabe der Heimtextil-Trends einen materialorientierten Ansatz und konzentrieren uns auf die Beschaffung, das Design und die Nachhaltigkeit von Materialien. Textiles Matter zeigt das Potenzial der Kreislaufwirtschaft auf und hebt Designinitiativen hervor, die schön, relevant und vor allem nachhaltig sind“, erklärt Dunjó.

Kreislaufwirtschaft bedeutet im Idealfall, alle Stoffe immer wieder zu verwenden, ohne neue Ressourcen zu verbrauchen. Der Weg dorthin ist weit und es bedarf vielfältigster Maßnahmen, um eine zunehmende Annäherung zu ermöglichen. Die vier Trendthemen „Make and Remake“, „Continuous“, „From Earth“ und „Nature Engineered“ leiten sich daraus ab.

Kein Abfall mehr

Einige Schlagworte dieser Trends sind reparieren, collagieren, abfallfrei produzieren, unbearbeitete Oberflächen oder natürliche Farbstoffe verwenden. Der Knackpunkt bei der Kreislaufwirtschaft ist, Materialien ohne Verlust an Qualität wieder verwenden zu können. Bei Aluminium beispielsweise funktioniert das gut, bei organischen Ausgangsstoffen eher schlecht, dafür können diese wieder in den biologischen Kreislauf rückgeführt werden. Wichtig ist jedenfalls die Langlebigkeit. Der Zeitpunkt, bis ein Produkt, ein Material recycelt wird, soll möglichst lange hinausgezögert werden. Davor kommt das Reparieren (Trend: Make and Remake). Produkte müssen so konzipiert und hergestellt werden, dass sie leicht zu reparieren sind. Im Bereich Textilien bedeutet dies auch Altbeständen, Stoffresten und gebrauchten Materialien neues Leben einzuhauchen.

Der zentrale Trend im „Textiles Matter“-Bericht ist sicherlich „Continuous“, denn er spricht den übergeordneten Fokuspunkt Kreislaufwirtschaft direkt an. Moderne Rückgewinnungsverfahren ermöglichen es, Abfallstoffe so zu neuen Fasern oder Verbundwerkstoffen aufzubereiten, dass sie ihre ursprüngliche Qualität behalten.

Natur an und unter der Oberfläche

Die beiden letzten Trends spiegeln die Sehnsucht der Menschen nach Naturnähe wider. Unbearbeitete Oberflächen, ungebleichte Textilien und natürliche Farbstoffe stehen für Natürlichkeit. „From Earth“ impliziert auch den Wunsch nach unperfekten, unregelmäßigen Texturen. Erdige Farbtöne spielen dabei eine wichtige stilistische Rolle. Ein Schritt weiter geht der Trend „Nature Engineered“. Darunter verstehen die Trendexperten aus Großbritannien, Dänemark und den Niederlanden die Aufwertung organischer Materialien mit mechanischen Mitteln. Durch modernste Techniken werden Naturmaterialien zu intelligenten Produkten aufbereitet.

Die Änderung des Mindset

Ein zentraler Gedanke beim Thema Kreislaufwirtschaft ist der Anspruch, möglichst keine natürlichen Ressourcen mehr zu verbrauchen. Indem man alles, was nach der Nutzungsphase übrig bleibt, also den gesamten Abfall tatsächlich als Ressource begreift, die nicht irgendwo abgeladen, sondern einfach weiterverwendet wird, kann eine völlig neue Wirtschaftsweise entstehen. In einigen Unternehmen ist dieses Mindset bereits vorhanden und schrittweise werden Projekte in diese Richtung gestartet. Zieht man jedoch das weite Feld der Massenproduktion in Betracht, verengt sich der Hoffnungsschimmer einer umweltverträglicheren Herstellungsindustrie doch recht stark.


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