Eine Designikone wird 45. Das Sofa „Diesis“, das von den Architekten Antonio Citterio und Paolo Nava für B&B Italia im Jahr 1979 entworfen wurde, steht für eine Designsprache, die Strenge mit Lockerheit verbindet und maskulinen Auftritt ohne Steifheit ausdrückt. So gesehen ist der Begriff der modernistischen Architektur, der im Zusammenhang mit diesem Möbelstück gerne angeführt wird, nur teilweise zutreffend.
Durchaus bietet der Rahmen aus Aluminiumdruckguss und Stahlrohr eine klare Struktur, die allerdings durch ihre feine Verarbeitung eher Leichtigkeit vermittelt. Die Vorteile dieser Konstruktion liegen in der Erhöhung des elastischen Widerstands. Jeglicher Strenge widerspricht die weiche Polsterung, die vor allem mit Lederbezug einen cool-knautschigen Look zeigt. Ein charakteristisches Element ist das mikroperforierte Leder, das der „Belüftung“ dient. Das Sofa kann in der Mitte des Raums positioniert werden, da aufgrund der ebenfalls lederbezogenen Rückenlehne auch die Hinteransicht präsentabel ist. Die Kombination aus feinem Metall und starker, wenn auch legerer Lederpräsenz machen „Diesis“ tatsächlich zu einem perfekten Einrichtungsstück – nicht nur in brutalistischen Architekturen, dort aber besonders.
Das Diesis-Sofa vereint innovative Technologie und anspruchsvolle Handwerkskunst und ist zu einem wesentlichen Bestandteil der Designgeschichte geworden. © B&B Italia
Aufgrund der lederbezogenen Rückenlehne macht Diesis auch von hinten gute Figur. © B&B Italia
Für Antonio Citterio war dieses Design, das er mit seinem damaligen Partner Paolo Nava entwarf, eine erste Definition seiner ästhetischen Handschrift, die ihn über die nachfolgenden Jahrzehnte auszeichnen würde. Bleibt die Frage, warum wirkt ein Design aus dem Jahr 1979 heute noch immer zeitgemäß oder zumindest attraktiv? Die Antwort liegt in einem anhaltenden Retro-Trend, aber auch in der Qualität der ursprünglichen Entwurfsidee und deren hervorragenden Umsetzung.