Home Design2-in-1: Werner Aisslinger designt Stuhl/Sessel für neue Formen des Wohnens

2-in-1: Werner Aisslinger designt Stuhl/Sessel für neue Formen des Wohnens

von Markus Schraml
Werner Aisslinger gestaltete die Sitzschalen für moveinBASE so, dass sie sowohl in der hohen als auch der tiefen Sitzposition ästhetisch anmuten. Foto © Jens Bösenberg

Als Angela Staffa vor zehn Jahren damit begann, einen Mechanismus zu entwickeln, der es erlaubte, zwei Stuhl-Sitzpositionen in einem Möbel zu vereinen, hatte sie wohl kaum damit gerechnet, dass es bis 2025 dauern würde, um eine erste große Präsentation auf die Bühne zu bringen. Für das Design der beiden attraktiven Stuhl/Sessel/Varianten, die im Rahmen der jüngsten Mailänder Designwoche vorgestellt wurden, zeichnet der deutsche Gestalter Werner Aisslinger verantwortlich. Er verwendete nachhaltige Materialien: Aluminium und Kork, um mit zwei unterschiedlichen Sitzformen, das Potenzial der 2-in-1-Technologie zu veranschaulichen.

Die ursprüngliche Idee hinter der patentierten Technologie kam Angela Staffa vor einigen Jahren bei der Einrichtung von Apartments: „Dabei gab es bei etwa 34 m² Wohnfläche immer das Problem, dass drei oder vier Stühle benötigt wurden. Ein 2-in-1-Prinzip schien mir dafür sehr hilfreich zu sein.“ Während der Entwicklungsphase stieß ihre Idee bei Möbelherstellern auf wenig Zuspruch. Sie entgegneten, dass sie es vorziehen würden, zwei Möbel zu verkaufen und nicht nur eines. Das war damals. Die Situation hat sich mittlerweile stark geändert, denn die Mieten werden immer höher und die Wohnflächen zusehends kleiner. Living big in small spaces ist ein großes Thema. Angela Staffas 2-in-1-Chair, der unter dem Markennamen „moveinBASE“ präsentiert wird, scheint die ideale Lösung bei Platzmangel zu sein.

Doch das Konzept hält noch mehr bereit: „Die 2-in-1 Technologie kann man, wenn man sie durch die Nachhaltigkeitslinse betrachtet, so interpretieren, dass man sagt: ein Footprint für zwei Möbelnutzungen. Man muss also nicht einen hohen Stuhl und einen Lounge Chair kaufen, sondern hat beide Funktionen in einem Möbel“, argumentiert Werner Aisslinger. Auch die verwendeten Materialien Kork und Aluminium befördern das Nachhaltigkeitsthema. Aluminium sei zwar in der Herstellung sehr energieaufwendig, aber weil es endlos wiederverwendet und recycelt werden könne, sei es letztlich doch relativ nachhaltig, meint der Designer.

Die 2-in-1-Technik ist patentiert und für mehrere europäische Länder zugelassen. © moveinBASE

Kork sei in jedem Fall ein sehr nachhaltiges Material: „Da man die Kork-Schnipsel in einer Art Korkbrei immer wieder verarbeiten kann, gibt es bei Kork den Anspruch, quasi endlose Upcycling-Zyklen mitmachen zu können.“ Ohne Zweifel liegt Kork derzeit im Trend, doch Werner Aisslinger erzählt, dass er und sein Team im Studio schon vor längerer Zeit Korkhocker kreiert haben. Er ist der Meinung, dass Kork irgendwie immer da sei. „Er kommt immer wieder zurück, habe ich das Gefühl. Kork bei Weinflaschen geht ja zurück. Andererseits sieht man immer wieder Korkböden (die gab es schon in den 80er-Jahren) oder Wandpaneele aus Kork. In der Inneneinrichtung ist es nichts Neues, es kommt und geht in Wellen. Und wenn man es als nachhaltiges Material versteht, ist es heute wieder schwer aktuell“, sagt Aisslinger.

Die 2-in-1-Stuhltechnologie mit zwei Sitzpositionen in einem, eignet sich für unterschiedliche Sitzschalen und verschiedenste Materialien. Das Potenzial (auch für die Massenproduktion) scheint riesig zu sein, in einer Welt von Mieten, die in astronomische Höhen steigen und Wohnflächen, die auch in Europa immer öfter Ost-asiatischen Miniapartments gleichen.

Über ihre nächsten Schritte sagt Angela Staffa: „Jetzt geht es mir darum, jemanden zu finden, der das Potenzial dieser Technik erkennt und es groß auf den Markt bringt. Ich bin 72, habe zwei Enkelkinder und deshalb soll die ganze Vermarktung nun jemand anderer übernehmen. Also ein großer Hersteller oder Investor, der die Patente und das ganze Knowhow mit einkauft, das über 10 Jahre entstanden ist.“


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