Home Architecture Anna Heringer über nachhaltiges Bauen mit lokalen Materialien

Anna Heringer über nachhaltiges Bauen mit lokalen Materialien

von redaktion
Screenshot © Louisina Channel

Architektin Anna Heringer spricht in diesem Film, der auf dem Louisiana Channel veröffentlicht wurde, über den Einfluss ihrer Herkunft aus Süddeutschland, die archaische Umgebung, die sie prägte, sodass Archaik bis heute ein wichtiges Thema für sie ist.

Heringer, geboren 1977, wuchs in Laufen (Deutschland) auf, einer kleinen Stadt in der Nähe von Salzburg an der österreichisch-bayrischen Grenze. Im Alter von 19 Jahren lebte sie für fast ein Jahr in Bangladesch, wo sie Erfahrungen im Bereich nachhaltige Entwicklungsarbeit sammeln konnte. Die wichtigste Lehre, die sie daraus zog, war, dass man für erfolgreiche Entwicklungsstrategien auf vorhandene, leicht verfügbare Ressourcen zurückgreifen muss, anstatt sich von externen Systemen abhängig zu machen. Später versuchte sie diese Erkenntnis auf die Architektur zu übertragen.

Heute konzentriert sich Heringer als Architektin und Honorarprofessorin des UNESCO-Lehrstuhls für Lehmarchitektur, Baukultur und Nachhaltigkeit auf natürliche Baumaterialien. In Bangladesch leistet sie seit 1997 Entwicklungsarbeit. Für ihre Diplomarbeit, die METI-Schule in Rudrapur (2006), gewann sie den Aga Khan Award für Architektur (2007). Heringer ist Vortragsrednerin bei internationalen Konferenzen und war Gastprofessorin an Universitäten wie Harvard, ETH Zürich und TU München.

„Meine Arbeit ist total gemischt. Natürlich bin ich Architektin, aber ich bin auch Entwicklungshelferin und Aktivistin. Wenn ich irgendwo einen Bedarf oder Potenzial sehe, dann bin ich dabei. Für mich ist Kreativität ein Werkzeug, um Leben zu verbessern“, sagt Heringer. Für sie spielt die menschliche Arbeit eine wichtige Rolle in jedem Bauprozess. „Wenn wir das nicht berücksichtigen, schaffen wir ein soziales Problem“, betont sie. Der Umgang mit Materialien müsse sich unbedingt ändern: „Materialien über weite Strecken zu transportieren, ist nicht notwendig. Wir haben fantastische lokale Materialien überall auf der Welt, wir müssen nur hinschauen und uns ihrer bewusst werden. Weniger Beton, mehr Erde – wir dürfen nicht so weiterbauen wie bisher. Hier in Deutschland ist die billigste Lösung immer die am wenigsten nachhaltige, während in Bangladesch die billigste Lösung auch die nachhaltigste ist“, erklärt Heringer.

Alltägliche kleine Entscheidungen

Wissen sollte nicht eingeschränkt, sondern geteilt und auf örtliche Gegebenheiten angewendet werden. „Ich denke, Architektur ist ein wirklich starkes Werkzeug, um unsere Gesellschaft zu formen. Allein welche Materialien wir auswählen, welche Bauprozesse wir verfolgen und wie viele Menschen wir ins Bauen einbeziehen, können Dinge wirklich beeinflussen. Für mich lautet die essenzielle Frage, die ich beim Entwerfen und Entscheiden immer im Hinterkopf habe, was wäre, wenn sieben Milliarden Menschen auf die gleiche Weise entscheiden würden? Würde es zur sozialen Gerechtigkeit beitragen? Zur Umwelt? All diese Fragen sind von zentraler Bedeutung, weil ich fest davon überzeugt bin, dass sich die Welt nicht durch eine große Entscheidung verändern wird. Es sind die alltäglichen kleinen Entscheidungen, die unsere Umwelt und Gesellschaft wirklich prägen“, erläutert Anna Heringer.

Für diesen Film führte Marc-Christoph Wagner das Interview mit Anna Heringer in ihrem Studio in Laufen (September 2020).

  • Kamera: Jakob Solbakken
  • Schnitt: Klaus Elmer
  • Produktion: Marc-Christoph Wagner
  • Fotos: © Stefano Mori, © Robert Rau und © Kurt Hoerbst
  • Zusätzliches Videomaterial von:
  • Produktion: POISON
  • Regie: Saralisa Volm
  • Kamera: Anne Bolick

Copyright: Louisiana Channel, Louisiana Museum of Modern Art, 2021

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