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Architektur mit sozialer Verantwortung – Aga Khan Award 2019

von Markus Schraml
Aga Khan Award for Architecture 2019

Die diesjährigen Gewinner des Aga Khan Award for Architecture wurden im russischen Kazan bekanntgegeben. Das Preisgeld von 1 Million US-Dollar wird unter den sechs Siegern aufgeteilt. Seit 1977 zeichnet dieser Award Bauwerke und stadtplanerische Maßnahmen aus, die in Ländern umgesetzt wurden, in denen Muslime einen signifikanten Teil der Gesellschaft ausmachen. Der Preis ehrt besondere architektonische Leistungen in den Bereichen zeitgenössische Gestaltung, sozialem Wohnbau, Verbesserungen und Entwicklungen in Communities, Erhaltung und erneute Nutzbarmachung von historischen Gebäuden und Gebieten sowie Landschaftsarchitektur und Kreationen, die die Umwelt positiv beeinflussen. Seit Beginn des Aga Khan Awards vor 42 Jahren wurden 122 Projekte ausgezeichnet und über 9000 Bauwerke dokumentiert.

Der Award geht an die Revitalisierung der Welterbestätte Muharraq in Bahrain. Beginnend mit einer Reihe von Renovierungen und Revitalisierungen, hat sich das Projekt mit der Zeit zu einem umfassenden Programm entwickelt, das einen Ausgleich in der demografischen Beschaffenheit der Stadt anstrebt, in dem öffentliche Plätze mit Gemeinschafts- und kulturellen Einrichtungen geschaffen wurden. Womit die gesamte Umgebung entscheidend verbessert wurde. In Bangladesch erhielt das Arcadia Education Projekt in South Kanarchor die Auszeichnung. Die modulare Struktur beherbergt eine Vorschule, ein Hostel, einen Kindergarten und ein Berufsbildungszentrum und ist so gestaltet, dass die prekäre Lage am Fluss, der oft viele Monate lang Hochwasser führt, durch eine Art amphibisches System gelöst wird. Die Struktur steht auf festem Grund, kann aber auch auf dem Wasser schwimmen, je nach Jahreszeit.

Weitere Preisträger sind das Palästinensische Museum in Bir Zait (Palästina), eine terrassierte Anlage mit hervorragendem Blick in die mediterrane Umgebung. Das Gebäude hat aufgrund seiner nachhaltigen Konstruktion bereits eine LEED Gold Auszeichnung erhalten. Die Architektur des Museums und vor allem der Garten stellen eine Verbindung zur landwirtschaftlichen Terrassenstruktur der Umgebung und damit dem palästinensischen Erbe her. In der Republik Tatarstan (Russische Föderation) gewann das Programm für die Entwicklung von öffentlichen Plätzen den Aga Khan Award. Innerhalb dieses Programms wurden bereits 328 öffentliche Plätze im Land neu gestaltet. Es ist ein Gegentrend zur starken Strömung hin zu privatem Eigentum und damit zur Abschottung, in dem der Fokus auf die Qualitätsverbesserung der öffentlich zugänglichen Plätze gelegt wird. Das Projekt ist mittlerweile zu einer Blaupause für die gesamte russische Föderation geworden.

Im Senegal wurde die universitäre Bildungs- und Forschungseinrichtung Alioune Diop prämiert. Ein schönes Beispiel dafür, wie durch eine Verbindung aus lokalen Konstruktionstechniken und mit nachhaltigen Prinzipien herausragende Architektur entstehen kann, die nicht teuer im Bau ist und mit minimalen Betriebskosten auskommt. Mit bioklimatischen Maßnahmen, wie einem großen Doppeldach, das direkte Sonneneinstrahlung verhindert und gleichzeitig die Luft durchströmen lässt, wurde auf die Ressourcenknappheit entsprechend reagiert. Der sechste Preisträger kommt aus Sharjah (Vereinigte Arabische Emirate): Das Wasit Wetland Centre macht aus einem Ödland ein Feuchtgebiet und fungiert als Katalysator für Biodiversität und ökologischer Erziehung. Ein beliebter Ort für Besucher*innen, an dem sie über ihre Umwelt etwas lernen können und sie dadurch mehr zu schätzen wissen.

Der Aga Khan Award for Architecture ist Teil des Aga Khan Development Network (AKDN), das in 30 Ländern seit über 60 in manchen sogar über 100 Jahren mit über 1000 Programmen oder Institutionen vertreten ist. Die an die 80.000 Mitarbeiter*innen sind großteils in Entwicklungsländern angestellt. Das jährliche Budget für Non-Profit-Aktivitäten des AKDN beträgt um die 950 Millionen US-Dollar. Der profitorientierte Arm des Netzwerks erwirtschaftet 4,3 Milliarden US-Dollar pro Jahr, wobei alle Gewinne in Entwicklungsaktivitäten in unsicheren, abgelegenen oder Post-Konflikt-Regionen investiert werden.

 

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