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Baukultur in Österreich – 10. Architekturtage

von redaktion
Architekturtage 2019

10 Jahre sind im Leben eines Menschen ein bedeutender Zeitraum, indem enorm viel passieren kann. Im Hinblick auf so manche Bauvorhaben kommen in dieser Zeitspanne oft gar nicht so viele Projekte zur Umsetzung. Architekten*innen brauchen einen langen Atem. Und wird eine Ausschreibung gewonnen, bedeutet das nicht immer, dass daraus auch Gebautes entsteht. Wenn doch, gibt es nach vielen Monaten, manchmal Jahren endlich etwas zu feiern. Die österreichischen Architekturtage feierten mit der Ausgabe 2019 ihr 10-jähriges Jubiläum und damit auch ihr Anliegen, heimische Baukultur einer breiteren Bevölkerung näher zu bringen und verständlicher zu machen. Gerade in einem so konservativen Land wie Österreich, deren Bewohner*innen Neuem erst einmal mit Skepsis gegenüberstehen, ist die Leistung der Architekturtage gar nicht hoch genug zu bewerten. Seit 2002 konnten die Besucher*innenzahlen ständig gesteigert werden – auf rund 30.000 pro Jahr.

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Das mehrdeutige Motto der Architekturtage 2019 lautete RAUM MACHT KLIMA. Welche Bedeutung hat der Begriff Klima in der Architektur und welche raumplanerischen, sozial-gesellschaftlichen sowie ökologischen Aspekte sind von den Gestalter*innen zu berücksichtigen. Diese Fragen wurden in den von den Architekturhäusern in den neun Bundesländern kuratierten Programmen aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. An die 500 Programmpunkte boten Interessierten die Gelegenheit, hinter die Kulissen zu blicken und sonst unzugängliche Bauten zu besuchen. Den Kern der Architekturtage bilden die geführten Touren, die neben Vorträgen und Ausstellungen dazu einluden, mit Architekturschaffenden ins Gespräch zu kommen. Im Rahmen der Schiene „Zu Gast bei“ öffneten auch im Jubiläumsjahr wieder Architekten*innen ihre Ateliers und gaben auf aktuellen Baustellen spannende Einblicke.

Naturgemäß waren die meisten Programmpunkte in der Bundeshauptstadt Wien angesetzt. Die Österreichische Gesellschaft für Architektur (ÖGFA) führte durch das Sonnwendviertel, den Erdberger Mais (St. Marx), die Nordbahn-Halle und das Donaufeld – allesamt städtebauliche Entwicklungsgebiete. In der Nordbahn-Halle veranstalteten die Partner Az W und TU Wien die „Open Days“. Mit dem Thema der Belastung unserer Gewässer mit zu hohen Stickstoffwerten durch Urin und Düngemittel – einem Problem, das Wissenschaftler gleich schwerwiegend einschätzen, wie zu hohe CO2-Werte – beschäftigt sich das Wiener Designstudio EOOS in Kooperation mit der Eawag sowie LAUFEN und lud dazu in den Innovation Hub zur Präsentation der ersten Separations-Toilette „Save!“ ein. Diese Toilette trennt Urin mittels Oberflächenspannung vom Rest. Durch effiziente dezentrale Bio-Reaktoren werden die Nährstoffe aus dem Urin extrahiert. Die Toilette ist serienreif und kann eingebaut werden. Im weiten Feld des Bauwesens spielt auch das Abwasser-Management eine wichtige Rolle, das in Zukunft auf innovative, umweltverträgliche Weise umgesetzt werden muss.

Am anderen Ende von Österreich ist Vorarlberg ein zwar kleines, aber architektonisch gesehen ganz großes Bundesland. Die vom vai Vorarlberger Architekturinstitut kuratierten Architekturtage luden nach Feldkirch. Einige der 30 Veranstaltungen beschäftigten sich mit Fragen nach der Gestaltung und Nutzung von öffentlichem Raum. Abgestimmt auf das Motto der Architekturtage lud die IG Landschaft zu öffentlichen Diskussionen über Klimafragen im Zusammenhang mit Architektur. Zentraler Veranstaltungsort in Tirol war heuer die neue Remise der IVB, der Innsbrucker Verkehrsbetriebe. Mit Fahrradtouren, Spaziergängen, Baustellenbesuchen sowie Vorträgen und Installationen wurden unter anderem die Themen Stadtökologie, ressourcenschonende Grundversorgung und nachhaltige Mobilität in den Fokus gerückt. Kuratiert wurden die Programme von aut. architektur und tirol. In der Stadt Salzburg luden Architekten*innen zu Quartiersspaziergängen ein. Das Architekturhaus Salzburg konzentrierte ihre Programme auf innovative Smart-City-Projekte, wie die Wohnanlagen in Hallein-Burgfried oder in Limburg in Zell am See. In Kärnten öffnete das neue ZT:HAUS in der Bahnhofstraße seine Pforten und im Klagenfurter Stadtteil Waidmannsdorf erweckten die Organisatoren eine aufgelassene Kegelbahn zu neuem Leben. Interessant war auch die LANDLUFT-Ausstellung zum Thema zukunftsfähige Gemeindeentwicklung in Österreich und Deutschland. Im Burgenland wurden neben Busexkursionen zu Bauwerken im Mittelburgenland auch Einblicke in die internationale Architektur geboten. So fand die Finissage der Ausstellung „Global | Lokal – Moderne Iranische Architektur“ in der RAUMBURGENLAND CONTEMORARY Architekturgalerie in Eisenstadt statt. Mit Architektur der Nachbarn (Kapuvar in Ungarn, Galanta in der Slowakei und Grado in Italien) beschäftigte sich das aktuelle Filmprogramm zur Serie STINFORM. Außerdem wurde die jüngste Publikation des Architektur Raumburgenland „25 Jahre Baukulturvermittlung im Burgenland“ präsentiert. In Niederösterreich legten ORTE, Architekturnetzwerk Niederösterreich den Fokus auf die Landeshauptstadt St. Pölten und Interessierte konnten etwa bei einer Fahrradtour wegweisende Bauten ab 1900 erkunden. Stadtentwicklung, verdichteter Wohnbau, Nutzungsmischung, Energieeffizienz und klimagerechtes Bauen waren die Kernthemen, die während der Stadtwanderungen aufgegriffen wurden. Ein Expertengespräch informierte über die Umweltverträglichkeit von Baustoffen. In Oberösterreich wurden Projekte in Linz, Ried i. I sowie Aigen-Schlägl präsentiert und geführte Thementouren lotsten die Besucher*innen durch sechs verschiedene Stadtviertel der Landeshauptstadt. Das Programm für die 10. Architekturtage in der Steiermark entstand in enger Kooperation mit einzelnen Architektenbüros. In Graz und am Land öffneten viele ihre Studios – insgesamt 27. Im Anschluss konnten einige der auf Plan vorgestellten Bauwerke auch vor Ort in Begleitung der Architekten*innen besucht werden. Wissenswertes erfuhren die Besucher*innen auch bei den Rundgängen durch die Smart-City-Gebiete Reininghaus und My Smart City Graz.

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