Die weltweit bekannteste Stage- und Setdesignerin, Es Devlin, hat im Auftrag des Salone del Mobile.Milano die „Library of Light“ entwickelt. Die monumentale kinetische Installation wurde in der Pinacoteca di Brera aufgebaut, genauer gesagt im Zentrum des Cortile d’Onore Hofs aus dem 17. Jahrhundert, der die Pinacoteca, die Nationalbibliothek Braidense und die Akademie der Schönen Künste verbindet.
Es handelt sich um eine rotierende, zylindrische Skulptur mit einem Durchmesser von 18 Metern, die aus beleuchteten Bücherregalen mit über 3.000 Bänden besteht, die von Feltrinelli gespendet wurden. Tagsüber, während sich die Struktur dreht, reflektiert die abgewinkelte Spiegelfläche an der Spitze der Skulptur das Sonnenlicht in die Säulen, die Statuen des Portikus und Teile des Gebäudes, die zuvor noch nie von Sonnenstrahlen getroffen wurden. Nachts erzeugt die beleuchtete Struktur Schattenspiele an den Wänden des Hofes.

Die Installation reflektiert einen Satz von Umberto Eco, der der Künstlerin beim Erklimmen der hohen Regale der Braidense Nationalbibliothek in den Sinn kam: „Bücher sind der Kompass des Geistes, sie weisen auf unzählige Welten hin, die es noch zu erforschen gilt.“ Es Devlin betonte: „Diese kinetische Skulptur spiegelt die synaptischen Verbindungen wider, die geknüpft werden, die Resonanzen und Assoziationen, die in den Köpfen einer temporären Lesergemeinschaft wirken. Wie Jorge Luis Borges sagte: Ich bin mir nicht sicher, ob ich tatsächlich existiere. Ich bestehe aus all den Schriftstellern, die ich gelesen habe, all den Menschen, die ich getroffen habe, aus allem, was ich geliebt habe, all die Städte, die ich besucht habe.“
Devlins Gespür für die Vitalität von Bibliotheken kommt in einer Reihe gemeinsamer Lesungen zum Ausdruck, darunter „Die Ordnung der Zeit“ des theoretischen Physikers Carlo Rovelli, gelesen mit der Stimme des britischen Schauspielers Benedict Cumberbatch. Devlin selbst trägt Passagen aus den Schriften von Maria Gaetana Agnesi bei. Ihre Stimmen werden durch eine Komposition des britischen Duos Polyphonia mit Solovioline aus Beethovens Violinkonzert D-Dur op. 61 von 1806 untermalt.
Unter den Statuen berühmter Gelehrter im Cortile fand Devlin nur eine einzige Frau: Maria Gaetana Agnesi (1718 – 1799). „Sie erlangte in ganz Europa Berühmtheit für ihre Studien über natürliche Resonanzfrequenzen, einschließlich des Verhaltens von Licht“, erläutert Devlin. „Später schrieb sie einen Leitfaden zur Verbindung von Spiritualität und Intellekt durch anhaltende Aufmerksamkeit und Konzentration. Ich kann heute so viel aus ihrem Leben und ihrer Praxis lernen, wie sie ihre Zeit mit Anmut und Tapferkeit meisterte.“ Als bekannte Mathematikerin ihrer Zeit, veröffentlichte Agnesi auch die Versiera der Agnesi, eine spezielle ebene Kurve, eine algebraische Kurve 3. Ordnung, die mithilfe konstruktiver Mittel auf der Grundlage eines Kreises erzeugt wird.
Die Library of Light ist noch bis zum 21. April 2025 geöffnet.