Home Design Bugholzmöbel auf skandinavisch – Claesson Koivisto Rune für TON

Bugholzmöbel auf skandinavisch – Claesson Koivisto Rune für TON

von Markus Schraml
822, TON, Claesson Koivisto Rune

Das Stockholmer Studio Claesson Koivisto Rune hat die neue Kollektion 822 auf Basis der Proportionen des TON-Stuhls und -Sessels 811 entworfen, der wiederum von Josef Hoffmanns Stuhl A 811 inspiriert ist, den der Wiener Architekt Ende der 1920er-Jahre für Thonet entworfen hat. Die Idee für die neue Kollektion entstand ursprünglich aus dem Wunsch des Studios Claesson Koivisto Rune, eine Serie in limitierter Auflage für die Einrichtung eines neuen Familienrestaurants im ehemaligen norwegischen Börsengebäude zu designen. Sie traten mit ihrer Idee an TON heran, die dem tschechischen Bugholzspezialisten so gut gefiel, dass beschlossen wurde, eine erweiterte, in Serie gefertigte Kollektion daraus zu machen.

„Die ursprünglichen Entwürfe der Modelle A 811 und 811 sind großartige Beispiele für den frühen Modernismus. Aber sie zeigen deutlich das Erbe der Romantik des 19. Jahrhunderts. Wir haben beschlossen, dieses Merkmal zu entfernen“, erklärt Mårten Claesson. „Es ist ganz natürlich, an etwas aus der Vergangenheit zu arbeiten und es für unsere Zeit zu aktualisieren. Als Architekten arbeiten wir an vielen Projekten, bei denen es darum geht, alte Gebäude zu renovieren und die ursprüngliche Architektur auf neue Weise zu interpretieren, und diese Aufgabe ist ganz ähnlich“, betont Eero Koivisto.

Gegenüberstellung: links das Original A 811 von Josef Hoffmann, rechts die Weiterentwicklung 822 von Claesson Koivisto Rune. © TON

Skandinavisch reduziert

Die schwedischen Designer haben in der Vergangenheit eine ganze Reihe von Stühlen zum Beispiel für Swedese entworfen. Beim Projekt mit dem Stuhlklassiker von Josef Hoffmann ging es ihnen darum, das Design in Richtung eines zeitgenössischen skandinavischen Minimalismus weiterzuentwickeln. Auffälligstes Merkmal der neuen Stühle sind die kreisförmigen Perforationen im Sperrholz des Sitzes und der Rückenlehne. Dies schafft ein unverwechselbares visuelles Motiv: „Wir mussten das Punktmuster an die Struktur des Stuhls anpassen, um einige Konstruktionselemente zu vermeiden, die sich unter der Sitzfläche befinden. Die Geschichte des Bugholzes ist eine Evolution, keine Revolution, und wir setzen diese Geschichte fort. Und deshalb nennen wir den Stuhl 822, weil wir im Jahr 2022 sind“, erklärt Claesson.

„Wir wussten von Anfang an nicht, wie viele Löcher es geben sollte und wie groß sie sein sollten. Wir haben Hunderte von Stunden damit verbracht, diese Öffnungen zu schaffen“, erläutert Koivisto. „Wir mussten uns auch mit den Abmessungen der Löcher befassen. Der ursprüngliche Hoffmann-Stuhl hat größere Löcher, weil es damals nicht möglich war, sie kleiner zu machen. Aber jetzt haben wir Verfahren, die das können. Ich finde es gut, dass wir die traditionelle Bugholztechnik, die sich seit 160 Jahren nicht verändert hat, mit diesen modernen Möglichkeiten in die Zukunft geholt haben.“

Den bekannten Stockholmer Designern brachte die Zusammenarbeit mit TON ihre erste Erfahrung mit der Bugholztechnologie. Diese Art von Möbel würde sich gerade für Restaurants und Cafés gut eignen, meinen die Architekten. „Insgeheim war es unser Traum, etwas aus gebogenem Holz herzustellen“, gibt Claesson zu. „Wenn man die Menschen in der Fabrik arbeiten sieht, ist das wie ein Ballett. Das ist einer der eindrucksvollsten Momente beim Möbeldesign, den man erleben kann“, ergänzt Ola Rune.

Möbeldesign projektbezogen

Josef Hoffmann entwarf den A 811 ursprünglich für einen Café-Außenbereich auf der Werkbundausstellung 1929 in Wien. Es erscheint sehr passend, dass auch Claesson Koivisto Rune den neuen Stuhl eigens für ein Restaurant entwarfen. „Viele ikonische Designs der Geschichte wurden ursprünglich für ein bestimmtes Architekturprojekt hergestellt. Ich denke, es ist viel besser, ein Produkt für ein bestimmtes Projekt zu entwerfen, weil man dann anders darüber nachdenkt“, erklärt Eero Koivisto. „Bei dem Stuhl 822 ist das nicht anders. Wir haben ihn so entworfen, dass er Generationen überdauert, denn der Kunde in Norwegen ist eine Familie, die seit vier Generationen Hotels betreibt. Die Stühle werden wahrscheinlich auch noch in 40 oder sogar 60 Jahren in diesem Raum stehen.“


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