Zum zweiten Mal loben das Architekturbüro GRAFT und Marianne Birthler zwei Reisestipendien für Studierende und Absolventen*innen aus. Das Thema: Klimawandel. Gefördert werden interdisziplinäre Bildungs- und Projektreisen, die sich mit den Veränderungen des Klimas und die Auswirkungen auf die gebaute Welt befassen. Es geht auch darum, den CO2-Ausstoß der Baubranche, welcher derzeit 40 % aller weltweiten CO2-Emissionen ausmacht, zu thematisieren. Diese Emissionen müssen so stark wie möglich reduziert werden, damit das Bauwesen von einem Teil des Problems zu einem Teil der Lösung wird. Gleichzeitig muss die Architektur auf neue räumliche Anforderungen reagieren.
Da es sich beim Klimawandel um ein weltweites Problem handelt, zielen die Stipendien auf Projekte ab, die sich über Ländergrenzen hinweg mit Lösungen befassen, die im Hinblick auf die Veränderungen des Klimas zukunftsfähige Antworten liefern. In der Aussendung heißt es: „Die durch den GRAFT Travel Grant 2020 geförderten Arbeiten sollen sich mit baulichen, physischen oder auch strategischen Interventionen zur Überwindung der Erderwärmung oder ihrer Folgen beschäftigen – diese Maßnahmen können planerischer, künstlerischer oder politischer Art sein.“ Dem Thema der Ausstellung „UNBUILDING WALLS“, dem Deutschen Beitrag zur 16. Architekturbiennale in Venedig 2018, folgend, können sich laut Auslobung die Einreichungen auch mit aktuellen Debatten über Abgrenzung, Protektionismus und Nationen beschäftigen, oder sich mit „zum Beispiel in Bezug auf durch den Klimawandel auftretende Migrationsbewegungen auseinandersetzen oder angegliederte Bereiche im Feld der Klimagerechtigkeit bearbeiten.“
Das Förderungsthema erlaubt auch die Bereiche Wetterextreme, Anstieg des Meeresspiegels, Schmelzen der Gletscher, Schutz von Flora und Fauna oder Material- und Energieinnovationen. Die Herangehensweise kann sowohl städtebaulich, architektonisch als auch politisch oder sozial sein. Wichtig dabei sei, dass die „Recherchen … durch die Stipendiaten eine künstlerische oder kreative Verarbeitung erfahren.“ Sie dürfen also nicht ausschließlich dokumentarisch sein. Für die Präsentation der Projekte sind vielfältige Formen zugelassen: Modelle, Entwürfe, mediale Installationen, Animationen, Filme, Fotos und Ähnliches. Für welches Medium sich der Stipendiat/die Stipendiaten entscheidet, muss bereits im Zuge der Bewerbung angegeben werden.
Besondere Berücksichtigung finden Arbeiten, die sich dem Thema nicht nur inhaltlich, sondern auch methodisch interdisziplinär annähern. „Besonders geschätzt werden gemeinschaftliche Arbeiten, die Untersuchungen in einen gesellschaftspolitischen Gesamtkontext eingliedern, verschiedenste Ansätze, Hintergründe und Herangehensweisen vereinen und deren Potenziale ausschöpfen. Es werden solche Einreichungen bevorzugt, die klimabewusste Fortbewegungs- und Verwertungsmittel nutzen“, heißt es in der Mitteilung.
Teilnahmeberechtigt sind weltweit Bachelor- und Master Studenten*innen und Diplomanden*innen, Master/Diplom-Absolventen*innen, deren Studienabschluss zum Zeitpunkt der Bewerbung maximal 12 Monate zurückliegt sowie Doktoranden*innen. Auch Gruppenbewerbungen sind möglich, sofern alle Mitglieder der Gruppe die Teilnahmevoraussetzungen erfüllen. Das Preisgeld bleibt in jedem Fall gleich: € 3000.- pro Stipendium. Die Arbeit, für die das Stipendium beantragt wird, muss bis Mitte Dezember 2020 fertiggestellt sein. Das Ergebnis wird im Januar 2021 veröffentlicht.
Das Auswahlgremium besteht aus der Politikerin Marianne Birthler (ehemalige Bundesbeauftragte der Stasi-Unterlagen-Behörde) sowie den drei GRAFT Gründungspartnern Lars Krückeberg, Wolfram Putz und Thomas Willemeit. Sie entscheiden gemeinschaftlich anhand der eingereichten Unterlagen über die Vergabe des Stipendiums. Weitere Informationen zu den Bewerbungsanforderungen sind unter diesem LINK zu finden.
Projektvorschläge können bis zum 29. Februar 2020 unter media@graftlab.com eingereicht werden.