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Co-Living: Phil Freelon Design Competition 2020

von Markus Schraml
Phil Freelon Design Competition

Bereits zum 17. Mal wurde der firmeninterne Designwettbewerb von Perkins and Will abgehalten. Diese jährliche Veranstaltung ist nach dem im Juli 2019 verstorbenen Architekten Phil Freelon benannt (zuvor DLC Design Competition) und gibt gesellschaftliche relevante Themen vor, für die mit den Mitteln der Architektur Lösungen gefunden werden sollen. Im Jahr 2020 sind dies Co-Living-Strategien, die sich mit der immer drängenderen Frage nach leistbarem Wohnraum in den USA beschäftigen. Laut Untersuchungen sind fast die Hälfte aller Mieter*innen in Amerika mit zu teuren Mieten konfrontiert. Hohe und immer höhere Mietpreise führten auch zu einer Erhöhung der Obdachlosenzahlen.

Das Siegerprojekt der Phil Freelon Design Competition 2020 ist ein Konzept von Vangel Kukov und Hala El Khorazaty mit dem Titel „Arroyo“, in dem ein derzeitiges Industriegebäude im West Village von Manhattan, einem der teuersten Viertel von New York City, in ein generationenübergreifendes, multikulturelles Wohn- und Bürgerzentrum verwandelt wird. Das spanische Wort Arroyo bezeichnet einen ausgetrockneten Kanal, der nach Regen zu einem Strom wird. Genauso soll ein lebloser Raum zu einem Ort voller Energie, Aktivität und zwischenmenschlichem Austausch werden. Das Konzept basiert auch den Prinzipien sozialer Gerechtigkeit und führt einen Plan zur Subventionierung der monatlichen Miete der Bewohner*innen ein – im Austausch für gemeinnützige Arbeit. Diese Strategie senkt nicht nur die Mietkosten, sondern fördert und stärkt auch das Gemeinschaftsgefühl. „Wir wissen, dass eine Gemeinschaft nur so stark und gesund ist wie ihre einzelnen Mitglieder. Daher war es für unser Konzept sehr wichtig, den Prinzipien des Living Design – Inklusion, Wohlbefinden, Nachhaltigkeit, Resilienz, Regeneration – zu folgen“, sagt El Khorazaty und betont, dass Design Thinking tatsächlich so leistungsstark ist, um damit die brennendsten Probleme der Gesellschaft kreativ anzugehen. Laut Jury verdiente „Arroyo“ deshalb den ersten Platz, weil hier sehr praktische mit innovativen Lösungen verknüpft würden, um erschwinglichen Wohnraum für eine Vielzahl von Menschen zu schaffen. Außerdem konnte das Team trotz der dichten Bebauung durchgehend Außenbereiche integrieren.

Am Wettbewerb 2020 nahmen 68 Teams aus vielen der weltweiten Studios von Perkins and Will teil und folgten dem Briefing, leistbare Co-Living-Konzepte zu entwickeln. Die Architekt*innen-Teams konnten sich für einen von drei reellen Standorten entscheiden. Neben dem Industriegelände in New York waren dies ein asphaltiertes Grundstück im historischen Lodo-Viertel von Denver sowie ein Industrielager im Kunstviertel von Downtown Los Angeles. Neben den jeweiligen standortbezogenen Herausforderungen wie der Adaptierung vorhandener Infrastrukturen mussten die Teilnehmer*innen auch die spezifischen Umweltsituationen wie Meeresspiegelanstieg, Überschwemmungen und extreme Dürre berücksichtigen. Die Teams hatten vier Tage Zeit, um ihre Vorschläge zu konzipieren und zu visualisieren. Anschließend bewertete eine externe Jury die Einreichungen und kürte die Gewinner.

Anstatt eines zweiten und dritten Platzes vergab die Jury dieses Jahr zwei zweite Plätze. Ausgezeichnet wurden die Konzepte „Living Closer“ von Giancarlo Gastaldin und Gaia Cella sowie „Our Backyard“ von Foad Faizi, Smith Marks und Allen Pratt. Einen interessanten Ansatz wählte das Living Closer-Team, denn es entschied sich nicht für nur einen, sondern alle drei zur Verfügung stehenden Standorte. Es wurde ein modulares System entwickelt, das auf jedwede Standortspezifikationen und Klimabedingungen angepasst werden kann. Die vorgefertigten Elemente können entlang der Lebensdauer des Gebäudes zerlegt, ersetzt, wiederverwendet und recycelt werden, um je nach Bedarf eine Erweiterung oder Reduktion zu ermöglichen. Die Jury hob die Vielfalt an Altersgruppen, Rassen und Ethnien, die in den Visualisierungen Berücksichtigung finden, hervor und betonte, dass durch die verschiedenen Typen von Elementen tatsächliches Zusammenleben möglich werde, anstatt hermetisch abgetrennt voneinander in Betonsilos zu hausen.

Auch das Our Backyard-Team konzentrierte sich auf ein modulares Systemkonzept. Die Architekt*innen schufen einen flexiblen Rahmen, der es ermöglicht, Wohneinheiten auf verschiedene Arten anzuordnen, um dem Lebensstil junger, berufstätiger Menschen gerecht zu werden. Die offene Planung fördert die Teilhabe an der Community und erlaubt die Nutzung der vorhandenen Grünflächen. Dieses Konzept maximiere auch das einströmende Tageslicht und schaffe eine bessere visuelle Verbindung zum Standort und seiner Umgebung, so die Jury.

Neben den drei Preisträgern vergab die Jury auch Merit Awards an drei lobenswerte Projekte. Unter dem Titel „Aspen Cooperative“ gestalteten Richard Schunemann, Vaia Vakouli und Thomas Henderson Schwartz ein modernistisches Konzept, das aufgrund seiner hervorragenden Planung alle nachhaltigen Elemente nahtlos in eine Brettsperrholzstruktur integriert. Das Projekt „Pivot“ von Mahdiar Ghaffarian, Hannah Gibson, Alyssa Quiring und Rick Browne lebt ebenfalls von Flexibilität und Modularität. Zusätzlich installiert das Team eine Community-Kultur, in der die Leistbarkeit durch das Verhalten seiner Mitglieder mitbestimmt wird. Physischer Raum kann individuell verändert werden, aber gleichzeitig verführt das Konzept dazu, Raum, Ressourcen und Annehmlichkeiten zu teilen, um zur Leistbarkeit und zu sozialen Verbindungen beizutragen. Schließlich haben Max Hu, Qian Yu und Zhoufan Chen mit „The Sponge“ ein Konzept vorgelegt, das durch Fertigbauweise die Dichte maximiert. Das tun sie in einer Weise, die den Bewohner*innen individuelle Wohnstile und hervorragende Ausblicke im Gebäude ermöglicht. Eine offene Struktur und Freiflächen erlauben viel Tageslicht im Inneren und fördern das Gemeinschaftsgefühl.

„Seit 17 Jahren haben Teams rund um den Globus mit enormer Leidenschaft und Kreativität an unserem jährlichen Designwettbewerb teilgenommen“, sagt Design Leadership Counsil Director Casey Jones. „Dies ist eines der Merkmale unserer Designkultur, die auf Zweck, Neugier, Forschung und Innovation beruht. Die Tatsache, dass dieses Jahr 68 Teams teilgenommen haben, – eine Rekordzahl – zeugt wirklich von unserem Engagement für Spitzenleistungen.“

Perkins and Will wurde 1935 von Lawrence Perkins und Philip Will gegründet und gehört seit 1986 zum libanesischen Unternehmen Dar Al-Handasah. Für Perkins and Will arbeiten weltweit um die 2.600 Mitarbeiter*innen. CEO ist seit 2006 Phil Harrison. In diversen Rankings wird das Büro stets unter den TOP 10 der weltweit größten Architekturfirmen geführt.


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