Die Ausstellung „Dare to Design“ der Initiative „German Design Graduates“ des deutschen Rat für Formgebung im Museum Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) präsentiert die relevantesten Arbeiten von Graduierten des Produkt- und Industriedesigns deutscher Hochschulen. Aus über 250 Einreichungen wurden 47 Positionen für die Schau ausgewählt, wovon im Rahmen der feierlichen Ausstellungseröffnung vier Ausgezeichnete bekannt gegeben wurden.
Die in der Ausstellung präsentierten Arbeiten setzen sich mit Gesellschaft und Gemeinschaft, Nachhaltigkeit und Zirkularität, Forschung und Wissenschaft sowie Inklusion auseinander. So unterschiedlich die Projekte, Konzepte und Produkte auch sind, eint sie alle der Zugang, dass Design weit über Oberflächengestaltung hinausgeht. Mit Gestaltungsprozessen können bestehende Systeme hinterfragt, erneuert und Projekte realisiert werden. Auf diese Weise kann Design zu einem sozialeren, nachhaltigeren Leben beitragen.
„Es ist bemerkenswert, mit welcher Voraussicht die neue Generation an den Designhochschulen auf die Herausforderungen unserer Zeit eingeht“, ist Lutz Dietzold, Geschäftsführer des Rat für Formgebung begeistert. „Die Rolle von Design als Katalysator für Innovation und Transformation wird in den gezeigten Arbeiten besonders deutlich … Seit unserer Gründung vor 70 Jahren ist es eine unserer Kernaufgaben, jungen Designtalenten den Weg in die Industrie zu ebnen. Wir helfen dabei, Allianzen zu bilden zwischen den Designern untereinander und zwischen Design und Industrie, Wirtschaft und Wissenschaft, damit diese visionären Ideen für eine lebenswerte Zukunft auch in die Umsetzung kommen. Mit den German Design Graduates können wir dieses Vorhaben auf ideale Weise vorantreiben.“
Award-Kategorien und Sieger
Die Gewinner der Award-Kategorien sind: Anna Unterstab von der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Sie gewinnt die Kategorie „Gesellschaft und Gemeinschaft“ mit dem Projekt „Bücheria“. Sie realisierte einen ‚analogen‘ Raum, einen Begegnungsort für Austausch, für Selbstermächtigung sowie gemeinsames Lernen und kollektives Lesen. Leila Wallisser von der Weißensee Kunsthochschule Berlin gewann mit „Toxic Legacies“ die Kategorie „Nachhaltigkeit und Zirkularität“. Ausgehend von der Problemstellung, wie gebrauchte Zigarettenfilter sinnvoll weiter genutzt werden könnten, führten diverse Materialexperimente zu der Frage, welchen Wert das Ausgangsprodukt selbst hat und um welchen Preis ein Recycling sich überhaupt lohnt.
Wie kann Design einen Mehrwert für ein wissenschaftliches, ökologisches und gesellschaftliches Thema leisten? Dieser Frage ging Beatrice Oria Lombardía von der Bauhaus Universität Weimar mit „(non-) local lab“ nach. Sie zeigt am Beispiel des Umgangs mit invasiven Pflanzen die komplexen Zusammenhänge zwischen Umweltproblemen und unserem alltäglichen Handeln. Lombardía bleibt aber nicht beim Aufzeigen des Problems, sondern erarbeitet Lösungsansätze, indem sie hinterfragt, wie invasive Arten wie der Knöterich auch als Ressource genutzt werden können. Die Preisträgerin des Fokusthemas Inklusion lautet Juliane Kühr von der Hochschule der Bildenden Künste Saar. Über ihr Projekt „Vruit“ urteilt die Jury: „Mit Vruit entwickelte Juliane Kühr ein Produkt, welches eine große Gruppe von Menschen, in erster Linie gleichgeschlechtliche Paare und Singles mit Kinderwunsch, bei der Erfüllung dieses Wunsches auf ästhetische und lustvolle Weise unterstützt. Aber Vruit will nicht nur ‚die Choreographie‘, wie die Designerin den Prozess rund um die Insemination (Samenübertragung) nennt und gestaltet hat, durch das Sextoy unterstützen, versinnlichen und vereinfachen, sondern mit einem beiliegenden Heft über gesundheitliche Fragen und rechtliche Herausforderungen aufklären und zudem auf entscheidende Unterstützungsangebote hinweisen.“
Die Auszeichnungen sind mit 2.500 Euro dotiert. Die Arbeiten der Preisträger sowie 43 weitere Projekte deutscher Hochschulen sind bis zum 8. Oktober 2023 im MK&G zu sehen.