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Die Toilette als Stromerzeuger

von Markus Schraml
LAUFEN, EOOS, UWE Bristol, Pe Power

In der Robotik-Abteilung der University of the West of England (UWE Bristol) wird seit Jahren an Brennstoffzellen geforscht, die Abfall in Strom verwandeln können – Mikroorganismen sind zu dieser erstaunlichen Leistung fähig. In vielen Versuchen haben die englischen Forscher gezeigt, dass etwa aus menschlichem Urin Strom erzeugt werden kann.

Das österreichische Designbüro EOOS hat nun mit dem Keramikspezialisten Laufen und der UWE Bristol kooperiert und im Rahmen der Vienna Design Week eine Installation präsentiert, die zeigt, wie diese Technologie konkret nutzbar gemacht werden kann. In die äußere Hülle einer Mondlandefähre bauten die Kreativen ein Urinal ein, das sowohl von Männern als auch Frauen benutzt werden kann. Tun sie dies, machen die Brennstoffzellen des Bristol Robotics Laboratory aus dem Urin Strom. In die Landefähre sind 22 derartige Brennstoffzellen eingebaut, die jeweils aus einem keramischen Zylinder (aus Laufen SaphirKeramik) und zwei Kohlenstoffelektroden bestehen. Beim Kontakt mit Urin werden die Mikroorganismen aktiv und spalten Elektronen ab. Der dabei erzeugte Strom wird über eine elektronische Schaltung in einem Akku gespeichert. Die Energie reicht aus, um eine 8 Watt LED-Leuchte eine halbe Stunde lang leuchten zu lassen.

Die möglichen Anwendungsgebiete reichen vom Antrieb von Mikrorobotern über die Beleuchtung von Toilettenanlagen in Flüchtlingslagern bis zu Großveranstaltungen wie Festivals. Marc Viardot, Managing Director LAUFEN Business Unit Central Europe, Vorstand LAUFEN Austria und Director Marketing and Products von LAUFEN sieht sein Unternehmen in der Pflicht: „Bei uns wie bei EOOS steht die Zukunftsorientierung im Vordergrund: neue Denkmuster, neue Formen, neue Funktionalitäten und das Consumer Interface für neue Technologien. Das Ergebnis sind spannende Projekte auf der ganzen Welt, zum Beispiel für die Bill & Melinda Gates Foundation, und wegweisende eigene Patente.“

Reinvent the Toilet

Das Wiener Designbüro EOOS und auch die UWE Bristol sind seit mehreren Jahren Teil des Programms „Reinvent the Toilet“, das von der Bill & Melinda Gates Stiftung initiiert wurde. Es geht darum, autarke Toiletten zu entwickeln, die in Entwicklungsländern eingesetzt werden können und die im Betrieb praktikabel und möglichst günstig sind. 2011 entwickelte EOOS gemeinsam mit dem Schweizer Wasserforschungsinstitut Eawag der ETH Zürich im Rahmen dieses Programms eine Toilette, die die verschiedenen Stoffe (Fäkalien, Urin, Wasser) direkt trennen kann und somit die Grundlage für die weitere Wiederaufbereitung schafft.

Präsentationsinstallation Ofenwagen

Im Zuge der Präsentation der Toiletten-Mondlandefähre im Laufen Innovation Hub wurde eine weitere Installation vorgestellt, die ebenfalls von EOOS entwickelt wurde und die die Laufen-Keramikprodukte auf originelle Art in Szene setzt. Die Inspiration dafür nahmen die Designer aus den über 100 Meter langen Tunnelöfen in den Laufen-Werken. Harald Gründl von EOOS: „Auf metallenen Ofenwägen werden tischartige Strukturen aus keramischen Säulen und Brennplatten aufgebaut. Darauf werden die Werkstücke angeordnet und fahren langsam durch den Tunnelofen. Auf der anderen Seite kommen die Werkstücke fertig gebrannt heraus.“ Auf Grundlage dieses Szenarios hat EOOS eine neuartige Präsentationsform geschaffen. Die Produkte werden auf Brennplatten angeordnet, als würden sie direkt aus dem Ofen kommen. Die orange-rote Farbe des Hintergrunds nimmt Bezug auf das Feuer des Tunnelofens. Die bei der Installation verwendeten Brennplatten und die metallenen Ofenwägen stammen aus dem Laufen-Werk in Wilhelmsburg.

 

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