In puncto CO2-Ausstoß sind Energiewirtschaft und Verkehr die großen Umweltsünder. Deshalb steckt in diesen Bereichen auch das größte Potenzial für wirkungsvolle Veränderungen. Große Unternehmen und Organisationen können dies leichter bewerkstelligen, als es – sagen wir – der Politik möglich wäre, den Menschen das Autofahren zu verbieten. Langstreckenflüge gelten als besonders klimaschädlich und unter Flugreisenden grassiert zunehmend eine gewisse Flugscham. Bis Flugzeuge allerdings klimafreundlich unterwegs sind, wird es noch viele Jahre dauern, falls das überhaupt einmal möglich ist. Gut das zumindest Flughäfen versuchen, ihren CO2-Ausstoß zu minimieren. So steht etwa im aktualisierten Nachhaltigkeitsbericht der Flughafen Wien AG ein Minus von 70 % an CO2-Ausstoß und 40 % weniger Energieverbrauch. Als Ziel will der Airport bis zum Jahr 2030 komplett CO2-neutral sein.
Die Maßnahmen, mit denen der Flughafen CO2-Neutralität erreichen will, betreffen die Energieverbrauchsreduktion bzw. -optimierung mittels Smart City Steuerungssoftware, den Bezug von CO2-freiem Strom und Wärme etwa durch eine Biomassenahwärmeanlage oder den Bau einer fünften Photovoltaikanlage: In diesem August wird die vierte PV-Anlage in Betrieb gehen, und damit sollen pro Jahr insgesamt 1,8 Mio. Kilowattstunden Strom produziert werden.
Weiters baut der Flughafen seine E-Flotte aus. Aktuell besteht der E-Fuhrpark aus 380 Fahrzeugen. Das größte Potenzial, um Treibstoff und damit CO2 einzusparen, liegt darin, Nutzfahrzeuge für die Abfertigung elektrisch zu betreiben. Dazu laufen derzeit mehrere Projekte: Cateringfahrzeuge werden nach und nach durch elektrische ersetzt, die Umstellung der Groundpowerunits von dieselbetriebenen Generatoren auf Akkubetrieb wird gerade getestet und die Anschaffung von ca. 40 E-Passagierbussen steht unmittelbar bevor. Dafür investiert der Flughafen Wien bis 2020 mehr als 30 Millionen Euro. Außerdem gibt es seit Kurzem die weltweit erste E-Ladestation mit der Chakratec Schwungmassenspeicher-Technologie am Kurzparkplatz K3 auf der Ankunftsebene. Obwohl die Netzanschlussleistung nur 40 Kilowatt beträgt, kann ein E-Auto an dieser Ladestelle mit bis zu 100 Kilowatt Leistung und damit in nur 20 Minuten vollgeladen werden. Weitere große Anlagen sind in Planung.
Nahezu abgeschlossen ist die Umstellung der Lichtsysteme und Werbeanlagen in den Flughafen-Einrichtungen auf LED. Ebenso werden Maßnahmen zur Verringerung der Fluglärmbelastung gesetzt: Mit einem neuen Lärmgebührenmodell sollen Airlines motiviert werden, mit leiseren Flugzeugen nach Wien zu kommen. Gerade neue Flugzeugtypen mit neuen Triebwerkstechnologien verzeichnen deutlich bessere Lärmwerte als alte Fluggeräte.
Flughafen Wien AG-Vorstand Dr. Günther Ofner betonte im Rahmen der Präsentation des Nachhaltigkeitsberichts die Wichtigkeit der Umsetzung eines einheitlichen europäischen Luftraumes für die Luftverkehrskontrolle, wodurch 10 % des Kerosins eingespart sowie Verspätungen und Staus reduziert werden könnten. Dringlich sei auch der Bahnausbau nach Bratislava und die Konzentration von Forschung und Entwicklung auf alternative Antriebsmittel und neue Antriebstechnologien.
Sein Wort in Airbus und Boings Ohr. Denn neue Flugzeuge mögen weniger Lärm machen und weniger Treibstoff verbrauchen, dennoch bleibt der CO2-Ausstoß des Flugverkehrs vor allem bei Langstreckenflügen ein Riesenproblem für die Erreichung der Klimaziele. In diesem Zusammenhang sind die Maßnahmen der Flughafen Wien AG zwar lobenswert, aber nur einer von vielen Bausteinen, die zu einer tiefgreifenden klimafreundlichen Veränderung beitragen müssen.
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