In zukünftigen Mobilitätskonzepten für urbane Räume wird der öffentliche Verkehr eine wesentliche Rolle spielen. Aktuelle technologische Entwicklungen kommen auch bei Bussen, U- und Straßenbahnen zum Einsatz. So wurde in Deutschland unlängst ein Projekt präsentiert, bei dem es um das autonome Fahren von Trams geht. Siemens Mobility, die Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH (ViP), das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), das Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM), die Codewerk GmbH und Mapillary werden gemeinsam an einem vollautomatisierten Straßenbahndepot forschen. Das Projekt trägt den Titel AStriD („Autonome Straßenbahn im Depot“) und wird vom deutschen Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) gefördert. Die Verkehrsbetriebe Potsdam stellen dafür das Gelände ihres Betriebshofs zur Verfügung. Ziel ist die Entwicklung eines digitalen Betriebshofes auf Basis einer autonom fahrenden Tram. Die technische Machbarkeit soll mit autonomen Servicefahrten, etwa durch eine Waschanlage zu einem Abstellgleis demonstriert werden. Generell sehen die Projektbeteiligten die Depotautomatisierung als erste Stufe zur autonomen Straßenbahn. Der Vorteil dabei ist, dass sich das Ganze in einem vom Stadtverkehr abgeschlossenen Raum bewegt und sich die Forscher ganz auf die technologische Machbarkeit fokussieren können. Gleichzeitig sollen im Rahmen des Projekts von Anfang an auch rechtliche und ökonomische Faktoren berücksichtigt werden.
Sabrina Soussan, CEO von Siemens Mobility sieht in dem Projekt einen wichtigen nächsten Schritt auf dem Weg zum autonomen Fahren: „Mit der Automatisierung von zeitintensiven Rangierprozessen im Betriebshof wollen wir unsere Kunden in Zukunft noch besser dabei unterstützen, eine nachhaltige Wertsteigerung über den gesamten Lebenszyklus sicherzustellen sowie Verfügbarkeit zu garantieren.“ Die verschiedenen Projektpartner werden unterschiedliche Aufgaben übernehmen. Siemens Mobility setzt die autonom fahrende Tram um, die wiederum in den Data Hub von Codewerk in die Daten- und Systemlandschaft eingebunden ist und sich auf Basis einer digitalen Karte von Mapillary orten kann. Die ViP stellt das Fahrzeug und die Depot-Infrastruktur zur Verfügung. Monty Balisch, Geschäftsführer der ViP sieht in der Automatisierung enorme Chancen für die gesamte Branche und im Besonderen für die ViP: „Dies ist für unseren derzeitigen Betriebshof und für einen möglichen weiteren Betriebsstützpunkt im Potsdamer Norden eine interessante Option.“
Das Know-how im Hinblick auf Spezifikation und Digitalisierung der Betriebshöfe, der Automatisierung von Prozessen sowie der Identifikation der dafür benötigten Daten kommt vom Institut für Technik der Informationsverarbeitung des KIT „Automatisierte Systeme werden sich gerade in der Mobilität aus der Nische heraus entwickeln. Ich sehe in einem weitgehend abgeschlossenen Betriebshof ein ideales Anwendungsfeld“, sagt Professor Eric Sax von KIT. Das IKEM wiederum analysiert die rechtlichen und ökonomischen Faktoren in diesem Projekt. Matthias Hartwig, Teamleiter Mobilität, IKEM spricht von einem völlig neuen Betreibermodell aufgrund der anderen Gewichtung der Aufgaben in Bezug auf das Verhältnis Mensch /Technologie.
AStriD soll noch im Oktober starten und drei Jahre lange dauern.