Im Fiandre-Showroom in Wien wurden die Gewinner des Ideenwettbewerbs „BE ACTIVE. Innovative Fassadenspiele“ für Gebäudehüllen aus Feinsteinzeug präsentiert. Die Ausgezeichneten sind Kim Tien & KENH Architekten (Wien) sowie Andrea Redi (AiR) & Brigitte Spuraj (GSarchitects) aus Graz. Als Aufgabe standen großformatige Feinsteinzeugplatten (1,5 m x 3 m) im Fokus, die unter Verwendung des ACTIVE SURFACES®-Materials von Fiandre, einer Marke der Iris Ceramica Group, innovativ gestaltet werden sollten. Zieldefinition war, Fassadenlösungen zu entwickeln, die nicht nur ästhetische, sondern auch neue funktionale Anforderungen erfüllen. Konkrete Anwendungsfelder dafür würden die Renovierung und Sanierung von Bestandsgebäuden sein.
Selbstreinigend und aktiv
ACTIVE SURFACES® ist das Ergebnis einer italienischen Forschungsstudie, die vor über 10 Jahren aus der engen Zusammenarbeit zwischen der Iris Ceramica Group und dem Fachbereich Chemie der Universität Mailand hervorging. Die Haupteigenschaften des Materials sind die Beseitigung von Schadstoffmolekülen in der Luft, die Selbstreinigung durch Licht sowie die Bekämpfung von unangenehmen Gerüchen. Außerdem soll mit ACTIVE SURFACES® unter Lichteinwirkung ein kontinuierlicher Oxidationsprozess bewirkt werden, der zum Beispiel Bakterien abtötet und verhindert, dass Biofilm auf der Oberfläche entsteht.
Spiel mit dem Erbe
Federführend seitens des Siegers KENH Architekten war Kim Tien mit dem Thema betraut. Die Designerin ging von der Eintönigkeit von Industriebauten in der italienischen Poebene aus, die in einem krassen Gegensatz zur sonst reichen architektonischen Landschaft Norditaliens stünden. Konkretes Ziel des Projekts „Heritage – Play!“ war es, eine strukturierte vorgehängte Fassade zu entwickeln und diese mittels dekorativen mechanischen Fixierungspunkten zu einem Baukasten auszubauen. In ästhetischer Hinsicht zeigt die prototypische Fassadenfamilie historische Texturen, Geometrien und Farben wie sie in der Region Emilia-Romagna weit verbreitet sind. Tien interpretiert sie neu und macht daraus eine zeitgemäß ansprechende Oberfläche.
Der für das System verwendete geometrische Raster kann im Sinne einer möglichst vielfältigen Verwendbarkeit und um den Verschnitt zu minimieren gesprengt werden. Auch Reststücke können und sollen eingesetzt werden.
Obst und Fassade
Die zweiten Sieger Andrea Redi von AiR und Brigitte Spuraj von GSarchitects verfolgten mit „BEE active“ einen völlig anderen Weg. Sie verstehen die Aktivierung der Fassade auf mehrfache Weise. Es soll damit auch neuer Lebensraum für Insekten, speziell Bienen, geschaffen werden. Das Konzept sieht eine 10 cm Sanierungsdämmung (hinterlüftet) einer bestehenden Fassade vor, die mit ACTIVE SURFACES® verkleidet wird. Konkret wird die Oberfläche „Urban White Active“ mit skizzenhaften Ästen bedruckt. Diese Zeichnung bietet in weiterer Folge den Hintergrund für eine tatsächliche Bepflanzung, die wenige Zentimeter vor der Fassade entstehen soll. Die Gestalterinnen sprechen von einer Obstplantage mit Zitronen, Orangen, Äpfel oder Birnen, die wie ein Spalier vor der Fassade steht. Ziel sei es auch, die Äste der Bäume in die vorgezeichnete Richtung zu bringen – mithilfe von Stahlprofilen und Seilen. Dem ästhetischen Anspruch genügend, scheint dies verständlich, ob es jedoch eine absolute Genauigkeit erfordert, muss bezweifelt werden. In jeden Fall bedarf eine derart enge Existenz von Wand und Bäumen ständiger Pflege und Kontrolle. So soll das Ganze von einem Gärtner betreut werden.
Regenwasser soll gesammelt und für die Bewässerung der Pflanzen verwendet werden. Zusätzlich soll an heißen Tagen eine sensorgesteuerte Hochdrucknebelanlage, deren Düsen (5 Millimeter) vor den Fugen der Fassade sitzen und nach außen sprühen das Spalierobst bewässern. Dies würde nicht nur die Pflanzen mit Wasser versorgen, sondern auch den Stein und die Umgebungsluft kühlen.
Die Jury bestand aus Bettina Kraus (Kraus Fischnaller Architekten, Berlin) und Federico Giretti (Area-17, Florenz). Es war eine Veranstaltung der Iris Ceramica Group, Fiandre und Granitech.