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Jaguar Type 00 Concept – Kontroverses Design

von Uwe Prenner
Auf den ersten Blick beeindruckt der Jaguar Type 00. Jeder weitere Gedanke jedoch lässt leichte Zweifel aufkommen. © Jaguar Land Rover

Die Meinungen der Auto-Community gehen weit auseinander: von „Blick in die Zukunft“ bis zu „Fehlschlag“ reichen sie. Das elektrische Concept Car Jaguar Type 00 polarisiert – so gesehen passt es in diese Zeit, wie der Deckel auf den woken Topf. Die britische Automarke, die seit einigen Jahren mit sinkenden Verkaufszahlen zu kämpfen hat, will mit einer neuen Designsprache, einen neuen Anfang machen. Der Event bei der Miami Art Week ließ viele Beobachter sprachlos zurück. Die einen waren von der Gewagtheit des Designs begeistert, die anderen staunten hingegen über ein Konzeptauto und eine Automarke, die sich in einer Identitätskrise zu befinden scheint.

Aussagen wie „Rolls-Royce Spectre trifft Teslas Cybertruck“ waren da zu hören. Kein Kompliment, wenn man sich den Jaguar-eigenen Claim „Copy nothing“ vergegenwärtigt. Oder der Vergleich der Heckansicht mit einer Klimaanlage sowie Kritik am neuen Schriftzug und dem „Leaper“, die zusammen mit den gewählten „Baby-Farben“ wie für eine Parfümmarke gemacht wirken würden. Vor allem eingeschworene Jaguar-Fans waren von der Neuheit enttäuscht. Das passt wiederum zum Wunsch des Unternehmens mit der Neuerfindung neue Käuferschichten zu generieren. Und damit erreichen wir den Kern des Problems – die mangelhafte Zielgruppendefinition. Richtigerweise hoben manche Kommentatoren den Gegensatz von muskulöser Form und Pinker Farbe hervor. Welche Zielgruppe soll damit angesprochen werden? Frauen – wegen der Farbe, Männer – wegen der futuristisch-brachialen Form. In jedem Fall werden Käufer dieses Fahrzeugs tief in die Tasche greifen und somit zu den Sehr-Gut-Verdienern gehören müssen. Ob eine unentschlossene Markenidentität dabei hilfreich ist, darf bezweifelt werden.

Muscle Car in Miami Pink

Zunächst fällt die enorme Länge (über 5 Meter) des Fahrzeugs auf, mit einer geradezu ausufernden Front (in der Aussendung wird tatsächlich von Motorhaube gesprochen), die für vollelektrische Fahrzeuge untypisch ist, da die Batterien im Boden und nicht vorne untergebracht werden. Vielleicht soll es ja ein riesiger Kofferraum sein. Dagegen scheint der Innenraum eher knapp bemessen, bedenkt man die generellen Maße des Autos. Fragen wirft auch die Verwendung eines Interieur-Materials auf – nämlich Stein, genauer gesagt Travertinstein in Kombination mit Textil und Messing. Letzteres findet sich im äußeren Seitenprofil, wo der „Leaper“ (also die springende Raubkatze) in einem handgefertigten Messingblock eingelasert ist.

Rawdon Glover, der Managing Director bei Jaguar, behauptet, dass das neue Design der DNA der Marke folgt. Doch es reicht nicht, wenn man sich der eigenen Vergangenheit bewusst ist, die Stärken von gestern müssen glaubhaft in Modelle für die Zukunft übertragen werden. Und das scheint bei diesem Concept Car nicht gut gelungen zu sein. Außer es ist Absicht und Jaguar will tatsächlich bei 0 beginnen. Aber eben – es handelt sich um ein Konzept, eine Design-Vision, von der wahrscheinlich (oder hoffentlich) im Serienfahrzeug nicht viel übrig bleiben wird. Wie es mit Jaguar in der Realität weitergeht, wird sich Ende 2025 zeigen, denn dann soll das erste Jaguar-Serienmodell der neuen Generation vorgestellt werden, ein viertüriger GT – mit 770 Kilometer (WLTP) Reichweite und schnellem Laden (15 Minuten für bis zu 321 Kilometer).


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