Das 2018 gegründete Büro ZOO Architects hat sich dem harmonischen Zusammenleben von Mensch und Tier in urbanen Umgebungen verschrieben. Mit Standorten in Shanghai, Tianjin (China) und London (Großbritannien) arbeitet das Team und der Leitung von Gründer Michael Wen an Projekten und Konzepten, in denen Architektur als eine gestalterische Tätigkeit verstanden wird, die allen Lebewesen ein besseres Leben ermöglichen soll – also nicht nur den Menschen. Das jüngste Konzept greift die Situation der reichen Tierwelt in der afrikanischen Serengeti auf. Das Giraffe Water Towers Project ist ein Vorschlag für eine Reihe von Strukturen, die die Wasserspeicherung und die Entstehung neuer Vegetation in der Serengeti unterstützen soll.
Im Wesentlichen geht es beim Giraffe Water Towers Project um die Wiederherstellung der Bodenfruchtbarkeit und die Förderung des Pflanzenwachstums während der Trockenzeit in der Serengeti. Dafür haben die Architekten die komplexen symbiotischen Beziehungen, aus denen das Ökosystem der Serengeti besteht, sorgfältig untersucht und eine Reihe von Strukturen geschaffen, die sich in die Mikrohabitate der Gesamtumgebung integrieren lassen und mit ihnen verschmelzen.
„Indem wir die Qualität der Vegetation durch Wassergewinnung, -speicherung und Grundwasserentwicklung verbessern, wollen wir die Bodenfruchtbarkeit wiederherstellen und die Pflanzenreproduktion fördern und so die Nahrungsmittelversorgung während der Trockenzeit auf nachhaltige, umweltfreundliche Weise erhöhen“, heißt es in der Projektbeschreibung von ZOO Architects.
Feuer der Erneuerung
Brände spielen auf dem afrikanischen Kontinent eine wichtige Rolle im Hinblick auf die Erneuerung der Vegetation. Bereits 2008 haben Forscher des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung in Leipzig (UFZ) nachgewiesen, dass durch Brände die alten vertrocknenden Pflanzen beseitigt und Raum für neue, frische Pflanzen und Nährstoffe geschaffen wird. Die Feuererneuerung findet auch im Projekt von ZOO Architects Berücksichtigung. So kann die Form der Objektstrukturen, die an große Termitennester erinnert, den saisonalen Feuern widerstehen.
Die Giraffe als Inspiration
„Bei der Entwicklung des Designs haben wir den gefleckten Mustern auf dem Fell der Giraffen besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Die Muster dienen der Tarnung und verleihen diesen eleganten Tieren gleichzeitig einen einzigartigen visuellen Charme. Betrachtet man die Projektstrukturen aus der Vogelperspektive, erkannt man, dass ein Giraffen-Muster als Grundlage für die Verteilung des Layouts verwendet wurde, wodurch eine einzigartige Landschaft in der Savanne entsteht“, schreiben die Architekten.
Die Strukturen sollen sich für vielfältige Ökosystem eignen, Teil davon werden und sich in ökologische Mikrohabitate integrieren. Dieses multifunktionale Design soll geeignete Lebensräume für verschiedene Pflanzen- und Tierarten bieten: Nester, Höhlen und andere Unterschlupfmöglichkeiten stehen den Tieren zur Verfügung, während Verbesserungen des Bodens und der Vegetation dazu dienen, eine Vielzahl von Insekten, Vögeln und kleinen Säugetieren anzulocken. Am wichtigsten scheint jedoch die Integration von Regenwassersammel- und Wasserrecyclingsystemen zu sein, womit diese Strukturen eine nachhaltige Ressource an kostbarem Wasser bieten.