Die Geschichte von guggenbichlerdesign… begann 2004 in Wien. Als Jungdesigner Erfolg zu haben, war schon damals nicht leicht. Glücklicherweise gab es den Salone Satellite in Mailand, der dem Nachwuchs eine Möglichkeit bot, gesehen zu werden. Ob sich daraus tatsächlich eine erfolgreiche Karriere entwickelt, ist von mehreren Faktoren abhängig: „Man braucht Können, Glück und muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein“, weiß Harald Guggenbichler, der gemeinsam mit Heike Guggenbichler das Studio gründete. Diese ergänzt: „Und am Ende braucht man Durchhaltevermögen“. Außerdem seien „coole Konzepte“ wichtig und dass man damals die richtigen Leute getroffen habe.
Eine besondere Eigenschaft von guggenbichlerdesign… ist, dass Partner aus der Frühzeit des Studios noch immer zu den Kunden zählen. Seit Jahren kooperieren sie mit international bekannten Möbelunternehmen wie Tonon, Fermob, Rossin, Crassevig oder Ligne Roset. „Mit den meisten arbeiten wir entweder von Anfang an oder zumindest seit 15 Jahren zusammen“, erzählt Harald. Diese kontinuierlich gute Auftragslage sei ein enormer Pluspunkt, denn es nehme den Druck, ständig Neukunden finden zu müssen. Eines der Erfolgsgeheimnisse von guggenbichlerdesign… ist also fast banal, denn der Grund dafür, sei schlicht der Erfolg der Produkte. Designs von guggenbichler verkaufen sich einfach gut. Dies ist der Grundstein für jegliche Kooperation, die über einen längeren Zeitraum Bestand hat.

guggenbichlerdesign… arbeitet vorrangig für italienische und französische Firmen, im Heimatland Österreich hingegen werden kaum Aufträge generiert. „Es ist schön, international zu arbeiten. Die Kultur ist eine andere. In Italien zum Beispiel läuft alles ein wenig emotionaler ab. Es wird zwar auch dort, wie in Deutschland oder Österreich, alles genau analysiert, aber letztlich spielt der Faktor des Wollens eine größere Rolle. Es gibt also eine grundsätzlich sehr positive Einstellung zu Projekten. Zunächst wird etwas auf die Agenda gesetzt und dann überlegt, wie man es umsetzen kann“, erläutert Heike.
Erfolg bringt Erweiterungen
Ist ein Entwurf einmal erfolgreich, kommt es vor, dass die Kollektion erweitert wird. Bestes Beispiel dafür ist die „Surprising“-Kollektion von Fermob. Diese wächst und wächst und wurde jüngst um einen Schaukelstuhl ergänzt. Oder die Sofie-Stühle (Hersteller Rossin), ein Projekt, das guggenbichlerdesign… für die Wiener Sofiensäle umgesetzt hat. Ursprünglich nur Armlehnstuhl und Barhocker wurde die Kollektion um verschiedene Möbeltypen erweitert: Stuhl, Lounger sowie unterschiedliche Gestelle. Für das wunderbare Valmer-Outdoorsofa für Cinna (Ligne Roset) wurden zusätzlich Couchtische und Beistelltische entworfen, die das gleiche Cordel-Muster aufweisen wie die Rückenlehne des luftigen Sofas. Für den österreichischen Büromöbelhersteller neudoerfler hat das Studio vor einigen Jahren die MyMotion-Kollektion entworfen (ein Vorschlag von guggenbichlerdesign…). Nun sind neue Steh-Besprechungstische dazugekommen.
Eine Materialfrage
Designer arbeiten mit verschiedenen Materialien, die jeweils unterschiedliches Knowhow erfordern. Auf die Frage nach einem Lieblingsmaterial antwortet Harald Guggenbichler: „Das dünne Stahlrohr, das liebe ich. Mit dem kann man so viel machen, da gibt es tausende Möglichkeiten.“ Vor allem die Designs für Fermob zeigen die Vielfalt, die dieses Material bietet. Schön sei es aber auch mit Holz zu arbeiten, benennt Heike ihren Favoriten. Die Haptik von Holzoberflächen sei immer wieder faszinierend und Harald ergänzt, dass eigentlich alle natürlichen Oberflächen, wie Holz oder Metall, gut seien, weil sie schön altern – im Unterschied zu Plastik: „Ich bin kein großer Kunststoff-Fan, wenn es um Möbel geht“.
Einige Highlights im 20-jährigen Bestehen des Studios waren die Produktpräsentation von Ligne Roset in Paris, die langjährige freundschaftliche Zusammenarbeit mit Tonon oder der Surprising-Stuhl, laut Harald eines seiner Lieblingsdesigns, aufgrund der Zartheit, Eleganz und weil er sich flach stappeln lässt. Sein Streben ist es, immer besser zu werden. Wobei auch die jahrelange Erfahrung eine positive Rolle spielt. „Gutes Design ist eine Komposition wie bei einem hervorragendem Essen“, meint Heike. „Es gibt viele Komponenten, die optimal zusammenspielen müssen und am Ende kommt etwas Gutes dabei heraus. Es ist das Material, die Form, die Möglichkeiten der Produktion, die Funktion.“
Von analog zu digital
Die Arbeit von Designern hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten stark gewandelt. Alles sei heute sehr digital, sagt Harald und Heike betont: „Es hat sich viel verändert. Früher war alles analoger, man hat ein paar Zeichnungen gemacht. Heute ist es möglich, fotorealistische Renderings herzustellen, die einen viel genaueren Eindruck von den eigenen Ideen vermitteln können. Und man kann 3D-drucken. Eine wunderbare Sache.“ Zudem meint sie, dass der Markt sehr viel härter geworden sei. Irgendwelche „Spielereien“ leistet sich kaum jemand mehr.
Früher, noch vor der Gründung von guggenbichlerdesign…, sei die Marktlage für Designstudios eine völlig andere gewesen, weiß Harald. Der mitteleuropäische Markt hätte für die gesamte Designbranche ausgereicht. Später dann, ab ca. 2008, war das nicht mehr der Fall und die Studios mussten ihren Fokus auf einen weltweiten Markt ausweiten. Vor allem in den letzten Jahren kamen weitere negative Entwicklungen hinzu: Der Wirtschaftsmotor Deutschland schwächelt und durch Kriege und Sanktionen schießen die Energiepreise in die Höhe. Das verteuert die (Möbel)Produktion in Europa zunehmend. Und das schlage sich auch auf die Risikobereitschaft der Unternehmen nieder, stimmen Harald und Heike überein.
Der kreative Funke
Von der kalten ökonomischen Realität zurück zum Kern des Designerberufs – der Kreativität: Woher kommt eigentlich eine kreative Idee? „Einerseits hängt es von der Aufgabenstellung ab. Meistens hat man dazu gleich eine Idee. Vielleicht eine, die man bereits einige Zeit mit sich herumgetragen hat. Denn ein kreativer Kopf arbeitet immer. Wenn das nicht der Fall ist, hilft Research oder man schaut im eigenen Ideen-Archiv nach. Aber am besten ist es, wenn zu einer Problemstellung sofort ein Funke entsteht. Die schnellen Ideen sind die besten“, meint Harald.
Wer 20 Jahre lang erfolgreich ein Designstudio führt, muss einiges richtig machen. Was ist also das Geheimnis des Erfolgs von guggenbichlerdesign…? „Man muss das richtige Gespür haben, den Markt beobachten, muss Kostenfaktoren berücksichtigen und im Hinblick auf die Ästhetik einfach gut sein“, fasst Harald die wichtigsten Punkte zusammen und Heike ergänzt: „Ein großer Teil bleibt aber immer unbeschreibbar: denn oft ist es nur ein Gefühl, ein Geistesblitz oder einfach reine Intuition.“