Das vorrangige Ziel des Tamayouz Excellence Award Programms ist es, die Architektur und die Architekten*innen im Irak voranzubringen. Seit 2012 werden mehrere Wettbewerbe ausgeschrieben, die herausragende Architektur im Nahen Osten, Nordafrika und der gesamten muslimischen Welt würdigen. Den Juryvorsitz der ersten Tamayouz Awards hatte Zaha Hadid inne. Teil dieses Programms ist seit 2014 der Tamayouz Lifetime Achievement Award, der an Architekten*innen verliehen wird, die entscheidende Beiträge zur Architektur vor allem in der muslimischen Welt geleistet haben. 2019 heißt der Preisträger Rasem Badran. Der palästinensisch-jordanische Architekt hat das Bild der modernen islamischen Architektur maßgeblich mitgeprägt. Badran gründete 1980 das Büro Dar Al-Omran (DAO), das heute Niederlassungen in Amman, Riad, Beirut und Abu Dhabi betreibt. Bekannte Bauwerke sind unter anderem die Große Moschee in Bagdad (1982), die Große Moschee und der Justizpalast in Riad (1985), die Internationale islamische Universität in Kuala Lumpur (1993), das King Abdul Aziz Historical Centre in Riad (1994), Madinat al Fahaheel in Kuwait (2003), der Abu Dhabi Court House Complex (2006) oder Al-Bujairi in Al-Dirijah in Saudi-Arabien (2006-2015). Der Aga Khan Award for Islamic Architecture (1995) ist nur einer von vielen Awards, die Badran im Lauf seiner Karriere erhalten hat.
Der Gründer des Tamayouz Excellence Award Ahmed Al-Mallak sagt zum Preisträger: „Nachdem wir 2019 den Tamayouz Lifetime Achievement Award über den Irak hinaus ausgedehnt haben, freut es mich, dass Dr. Rasem Badran dieses Jahr den Preis erhält. In seiner Karriere hat er ein unvergleichliches Engagement gezeigt, unsere Städte lebenswerter zu machen. Er ist Architekt, Mentor, Ratgeber, Künstler und vor allem ein Vorbild für die junge Generation und Architektur-Studierende in der MENA-Region und der gesamten muslimischen Welt. Er hat viele mit seiner Architektur, Freundlichkeit, Demut und unnachgiebigen Unterstützung der Jugend inspiriert.“
Rasem Badran wurde 1945 in Jerusalem geboren. Sein Vater, ein Künstler und begnadeter Handwerker sowie sein Onkel, ein Fotograf, eröffneten einen Kunstraum in Ramallah, von wo die Familie stammte. In dieser Welt der Bilder, Zeichnungen und Fotografien wuchs Badran auf und erkannte bald, dass er selbst großes Talent fürs Malen und Skizzieren besaß. Sein Interesse galt der detailgenauen Abbildung von Technologie, Autos und Motoren, eine Passion, die sich später in seinen Wasserfarben-Bildern von urbanen Landschaften wiederfindet. Laut eigener Aussage war die größte Leistung in seiner Kindheit, Verständnis für Perspektive und Raum zu entwickeln. Von Ramallah ging Badran an die Technische Universität Darmstadt, wo er sein Studium 1969 mit einem Diplom in Architektur abschloss. Während seine Heimat in Konflikten versank, wurde sein Umfeld in Westdeutschland von den Studentenprotesten dieser Zeit begleitet – an denen er teilnahm. Die Themen Reform, Revolution aber auch die Nostalgie für Palästina prägten ihn. Damals entwickelte er ein tiefes Verständnis dafür, wie die gebaute Welt seine Bewohner*innen emotional und psychologisch beeinflusst.
Kurz nach seinem Studium arbeitete Badran an zwei Projekten in Deutschland: dem Münchner Olympiastadion und am Elementa-Wettbewerb. Das sind bis heute seine einzigen Projekte außerhalb der muslimischen Welt geblieben. 1973 kehrte er zurück nach Jordanien und begann an einem Wohnprojekt für das Ministerium für Awqaf und islamische Angelegenheiten zu arbeiten. (1973-1982) Das war der Beginn einer langen Reihe von Aufträgen in Jordanien. Nach dem Wettbewerbsgewinn für die Große Moschee in Bagdad sowie mehrerer kultureller und religiöser Bauten in Saudi-Arabien und Katar wurde der Name Badran immer mehr zu einer Art Synonym für moderne islamische Architektur. Ohne Zweifel ist er ein Pionier.
Mit seinem architektonischen Ansatz will er die Menschen, die Gemeinschaft mit den Gebäuden verbinden. Es geht ihm darum, Orte zu schaffen, mit denen sich die Benutzer identifizieren können. Ein Heimatloser möchte Heimat für andere schaffen. Badran: „Ich habe versucht, Heimat für alle zu schaffen. Das war mein Traum.“ Rasem Badran hat die moderne islamische Architektur geprägt, sein Erbe ist tief mit dem städtischen Gefüge des Nahen Ostens verwoben.
Der Tamayouz Excellence Award wird von diesen Instituten und Firmen gesponsert: der Coventry Universität, dem Iraqi Business Council in Jordanien, Kufa – Makiya Charity, Dewan Architects + Engineers, Ayad Al-Tuhafi Architects, Bonair Ltd. sowie dem United Nations Global Compact – Iraq Network.