Das Royal Institute of British Architects (RIBA) hat für die höchste Auszeichnung für Architekten in Großbritannien, der Royal Gold Medal, das irische Büro Grafton Architects ausgewählt. Yvonne Farrell und Shelley McNamara gründeten Grafton Architects im Jahr 1978. Der Name nimmt Bezug auf die erste Büroadresse in der Grafton Street im Zentrum von Dublin. Eine Stadt, die den Zugang zur Architektur des Studios maßgeblich beeinflusst hat. Gleichzeitig haben Farrell und McNamara das heutige Aussehen der Stadt mitgestaltet. Als Teil der Group ´91, einem Kollektiv von acht jungen Architekturbüros, waren sie in den 90er Jahren in die Wiederbelebung des Dubliner Bezirk Temple Bar involviert. Das Büro ist heute vor allem für seine Bildungsbauten bekannt. 2018 haben Yvonne Farrell und Shelley McNamara die Architekturbiennale in Venedig kuratiert. Mit dem Thema „Freespace“ nahmen sie Bezug auf Menschlichkeit und Großzügigkeit, Prinzipien, die kennzeichnend für ihre eigene Arbeit sind.
Derzeit arbeitet das Büro unter anderem an Mashall Building für die London School of Economics, dem Town House-Gebäude für die Kingston Universität in London, der School of Economcs an der Universität von Toulouse, dem Institute Mines Telecom Universitätsgebäude in Paris, am City Library & Parnell Square Cultural Quarter Projekt in Dublin (gemeinsam mit Shaffery Architects) und dem neuen Hauptsitz des Electricity Supply Board in Dublin (gemeinsam mit O´Mahony Pike architects). All diese Aufträge gingen aus gewonnenen internationalen Wettbewerben hervor.
RIBA-Präsident Alan Jones kommentierte die Anerkennung mit den Worten: „Von der Gestaltung von Häusern in windgepeitschten ländlichen Landschaften bis zu bedeutenden innerstädtischen Universitätsgebäuden, vom Kuratieren und der Beteiligung an Weltklasse-Ausstellungen bis hin zu Lehraufträgen an weltweit führenden Architekturschulen, ist der Einfluss von Grafton Architects außergewöhnlich. Ihr besonderes Talent und ihre Geistesgröße sind eine Inspiration nicht nur für mich selbst und andere Architekten, sondern für alle, die je das Vergnügen hatten, direkt mit ihnen und ihrer Arbeit in Kontakt zu treten.“ Außerdem meinte Jones, dass Grafton Architects beeindruckende Vorbilder seien. Ihre Arbeit, Philosophie und Ehrgeiz seien von tiefgreifender Bedeutung, nicht nur in ihrem Heimatland und in Großbritannien, sondern rund um den Globus. „Sie zeigen uns, wie Architektur, wenn sie bescheiden und menschlich betrieben wird, die Welt zu einem besseren Ort machen kann“, betonte Jones.
Im Statement von Farrell und McNamara zur Verleihung der Royal Gold Medal 2020 heißt es: „Wie Architekten überall auf der Welt, arbeitet jeder bei Grafton Architects daran, jedem Projekt jene Aufmerksamkeit zu schenken, die das Leben der Menschen hoffentlich bereichert. Für uns ist Architektur ein optimistischer Beruf, mit der Möglichkeit zukünftige Realitäten zu antizipieren. Das ist von höchster kultureller Wichtigkeit, denn es handelt sich um den gebauten Rahmen des menschlichen Lebens. Es übersetzt die Bedürfnisse und Träume der Menschen in gebaute Form, in die stille Sprache des Raums.“