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Selbstversorgung in der Krise durch Gemüseanbau

von Simone Hofgrunde
pixabay, Gemüse

Steigende Lebensmittelpreise, explodierende Energiekosten, drohender Blackout, Krieg in Europa – es scheint, wir leben in einer Zeit voller Krisen. Immer mehr Menschen wollen in dieser Gemengelage initiativ werden und unabhängiger von Lieferketten sowie industriell produzierten Waren leben. Ein Aspekt dabei ist die Selbstversorgung mit Gemüse. Für die vollständige Versorgung mit selbst angebautem Gemüse benötigt man allerdings mindestens 100 m² Anbaufläche pro Person. Dies lässt sich selbst von Eigenheim-Besitzern auf dem Land nur schwer bewerkstelligen und in Städten ist es noch viel schwieriger. Wer jetzt die Flinte ins Korn werfen will, sollte bedenken, dass sich die wenigsten Hobbygärtner zu 100 % versorgen können. Das muss auch nicht sein. Bereits Ergänzungen des täglichen Speiseplans mit selbst angebautem Gemüse können die Ernährung entscheidend bereichern. Anfänger sollten ohnedies zunächst einmal kleiner beginnen.

Gehaltvolles Gemüse durch Selbstanbau

Das Thema Selbstversorgung war bereits vor den aktuellen Krisen in zahlreichen Büchern und Internetblogs vertreten. Auch die von der Industrie unabhängige Gemüseproduktion erfreut sich seit vielen Jahren zunehmender Beliebtheit. Dabei geht es um die Rückkehr zu Nahrungsmitteln, die hohe Nährstoffgehalte aufweisen, was den industriell hergestellten Gemüsen abgesprochen wird. Die Ratgeberhinweise reichen vom Gemüseanbau auf dem eigenen Balkon bis zu ausgedehnten Prachtbeeten und sogar zur Selbstversorgung auf anderen Gebieten wie der Wasser- und Energieversorgung. Das geht auch in puncto Waschmittel und Kosmetik. So ist auf smarticular.net zu lesen: „Die im Herbst vielerorts in rauen Mengen verfügbaren Rosskastanien lassen sich zum Beispiel zu Waschmittel, Duschgel, Zahnputzpulver und vielen anderen Pflegeprodukten verarbeiten. Auch der fast überall vorkommende Efeu eignet sich hervorragend als kostenloses Bio-Waschmittel.“ Zudem könne man mit Kartoffelschalen Flecken entfernen oder Spiegel reinigen.

Planvoll anbauen

Zurück zum Gemüseanbau: Nach der Erstellung eines Plans, was und wie viel angebaut werden soll, müssen zunächst Beete angelegt werden. Der Survival-Fachmann Martin Gebhardt schreibt dazu: „Auch hier haben Sie die Wahl: Sie können ebenerdige Beete anlegen oder Hochbeete. Letztere bieten die Vorteile, dass sie rückenschonend und unabhängig von der eigentlichen Bodenqualität im Garten zu bewirtschaften sind. Denn Hochbeete werden nicht mit purer Gartenerde befüllt, sondern mit einer speziellen, nährstoffreicheren Schichtung aus – von unten nach oben sowie von grob nach fein – Ästen, Holzhackschnitzeln, Grünabfällen, Laub, Kompost und dann erst Pflanzenerde.“

Wichtig sind auch einige Gartengeräte, die die Arbeit erleichtern. Spaten, große und kleine Schaufel, Hacke, Harke und Kralle sind für die Bearbeitung des Bodens unabdingbar. Die Gießkanne ist wohl selbstverständlich. Und wer mit Gartenschlauch bewässert, ist erfolgreicher mit dem richtigen Aufsatz. Schließlich stellt die Gartenschere ein enorm hilfreiches Werkzeug dar. Hinzu kommen Gartenhandschuhe und Sonnenschutz. Auch das Anlegen eines Komposthaufens kann sich mittel- und langfristig als äußerst nützlich erweisen.

Freiraum in der Krise – Studie

Die steigende Bedeutung der Rolle des Gartens im täglichen Leben der Menschen wurde nun auch in einer empirischen Studie von IMAS im Auftrag von Gardena untersucht. Im Rahmen der österreichweiten repräsentativen Studie wurden im Jänner 2023 insgesamt 509 Garten-, Terrassen- und Balkonbesitzer im Alter von 16 bis 69 Jahren befragt. „Wir wollten mit dieser Untersuchung demoskopisch erheben, wie sich die Rolle von Garten, Terrasse und Balkon in Anbetracht aktueller Krisen verändert hat und welche Trends sich dabei abzeichnen. Dabei haben wir einen besonderen Fokus auf die Themen Selbstversorgung und Nachhaltigkeit gelegt“, so Studienleiter DDr. Paul Eiselsberg, Senior Research Director bei IMAS.

Wie die Studienergebnisse zeigen, wollen die Österreicher künftig noch mehr Zeit in ihren grünen Außenbereichen verbringen. So geben mehr als zwei Drittel der Befragten (68 %) an, dass angesichts der aktuellen Krisen der Garten bzw. die begrünte Terrasse für sie zunehmend an Bedeutung gewinnen. Davon gehen 22 % sogar von einem sehr starken Bedeutungszuwachs aus. Im soziodemografischen Vergleich zeigt sich, dass der Garten besonders für Frauen und Personen im Alter von 30 bis 49 Jahre einen hohen Stellenwert hat. Doch nicht nur der Aufenthalt im Garten, sondern auch der Anbau von Obst, Gemüse und Kräutern wird wichtiger.

Was in Israel seit Jahrzehnten praktiziert wird, ist auch in Europa erhältlich – die wassersparende Tröpfchenbewässerung. Von Gardena gibt es dazu das Micro-Drip-System. © Gardena

Nur 33 % tatsächliche Selbstversorgung

Mit 81 % ist die überwiegende Mehrheit der Befragten der Ansicht, dass Produkte aus eigenem Anbau besser schmecken. Zudem ist es für 69 % wichtig zu wissen, wie die Pflanzen behandelt werden, um Düngemittel und Pestizide zu vermeiden. Darüber hinaus finden 63 %, dass selbst angebaute Lebensmittel mehr mit dem Jahreskreis und der Saison im Einklang sind. Diesen Einstellungen steht eine Mangel an Anbaufläche gegenüber: „Trotz der steigenden Beliebtheit von Selbstversorgung getrieben durch die Preissteigerungen im Handel, können nur wenige Österreicher ihren Eigenbedarf mit den selbst angebauten Lebensmitteln decken. Im Sommer liegt der Anteil an selbst angepflanztem Obst- und Gemüse am gesamten Verbrauch bei durchschnittlich 33 %. Zudem legt nur ein geringer Prozentsatz Vorräte durch Einfrieren, Einkochen oder Trocknen an. Hier gibt es noch Luft nach oben“, betont Studienleiter Eiselsberg. Ob sich der langsam ansteigende Trend zu mehr Selbstversorgung durch die aktuellen Krisen beschleunigen und auch in mehr Anbauflächen niederschlagen wird, wäre in einer Nachfolgestudie eventuell in einem Jahr zu eruieren.

Eine wichtige Strategie, die schneller zu mehr unabhängiger, gesunder Ernährung führt, als alles selbst anzubauen, ist die Bildung von Netzwerken. Nicht alles kann und muss selbst bewerkstelligt werden. In der Kombination von Eigeninitiative und Austausch mit Gleichgesinnten liegt großes Potenzial für die Zukunft.


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